FC Bayern:"Wir hatten zuletzt ein paar Aussetzerspiele zu viel"

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Julian Nagelsmann beim Training an der Säbener Straße (Foto: Mladen Lackovic/Imago)

Die gute Nachricht für den FC Bayern: Das Sportgericht rüttelt nicht am Sieg gegen Freiburg. Die schlechte: An der Lage vor Villarreal ändert das gar nichts. Trainer Nagelsmann ruft vor dem Spiel gegen Augsburg einen internen Wettbewerb aus.

Von Christof Kneer, München

Julian Nagelsmanns Antwort auf die erste Reporterfrage war möglicherweise vier Minuten und 37 Sekunden lang. Zwar hatte das niemand präzise nachgemessen (wer möchte: kann man auf Youtube nachschauen), aber dem Übermittler dieser Zahl war unbedingt zu trauen. Es war ja Nagelsmann selbst, der sich hier zur Mäßigung aufrief. Bestimmt habe er wieder 4:37 Minuten gesprochen, sagte er nach seinem ersten Statement mit der üblichen koketten Selbstironie.

Es wird gerade viel geredet beim FC Bayern und über den FC Bayern, und es ist bestimmt ein gutes Zeichen, dass der Trainer bei diesem Multitasking nicht durcheinanderkommt. In halsbrecherischem Tempo jonglierte Nagelsmann am Freitag mit gleich vier Fußballspielen. Es ging um das 4:1 in Freiburg vom vorigen Samstag, es ging um das 0:1 in Villarreal vom vorigen Mittwochabend. Es ging um das Rückspiel gegen Villarreal am kommenden Dienstag, und vorübergehend blitzte auch mal der Anlass dieser Pressekonferenz auf: das anstehende Heimspiel gegen den FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr). Am Tag der tausend Worte hing beim FC Bayern alles mit allem zusammen.

Wechselfehler
:DFB-Sportgericht weist Freiburger Protest zurück

Der FC Bayern spielte gegen Freiburg kurzzeitig mit zwölf Mann - doch das Gericht sieht die Schuld für den Wechselfehler nicht allein bei den Münchnern. Da Freiburg auf einen Einspruch verzichtet, behält Bayern die drei Punkte.

Es traf sich also gut, dass unmittelbar vor Nagelsmanns Auftritt jene Nachricht öffentlich geworden war, auf die sie beim FC Bayern sehr gehofft hatten. Das DFB-Sportgericht wies den Einspruch des SC Freiburg gegen die Wertung des Spiels vom Vorwochenende zurück, Bayerns 4:1-Sieg bleibt trotz des kurzfristigen Einsatzes eines zwölften Spielers bestehen. Nach Ansicht der Verbandsjuristen war den Münchnern "der schuldhafte Einsatz eines nicht einsatzberechtigten Spielers" nicht anzulasten; stattdessen sei das Schiedsrichter-Team seinen Prüfpflichten "in mehrfacher Hinsicht schuldhaft nicht nachgekommen", wie Stephan Oberholz erklärte, der Vorsitzende des Sportgerichts.

Verkürzt gesagt hätten die Schiedsrichter die Einwechselspieler hereingebeten, ohne sich zu vergewissern, ob zwei andere stattdessen den Platz verlassen hätten. Deshalb reiche "der allenfalls geringfügige Verschuldungsbeitrag der Bayern auch unter Gesichtspunkten der Verhältnismäßigkeit nicht aus, um die gravierende Rechtsfolge einer Spielumwertung zu rechtfertigen" - neidlos dürfte Nagelsmann anerkennen, dass ein Sportgericht noch mehr Worte machen kann als er.

Das Gericht arbeitet den Unterschied zu einem Urteil gegen den VfL Wolfsburg heraus

Offenkundig war es dem Sportgericht auch wichtig, den Unterschied zu jenem Urteil vom vergangenen August herauszuarbeiten, als dem VfL Wolfsburg ein Sieg in einem DFB-Pokalspiel aberkannt worden war. Damals, so das Sportgericht, sei "ein gravierender Ausgangsfehler des VfL Wolfsburg festgestellt worden, der in der unerlaubten Einwechslung eines sechsten Auswechselspielers bei Nichtbeachtung der bekannten Auswechselbestimmungen bestand. Ein solcher Fehler ist dem FC Bayern nicht vorzuwerfen". Zugespitzt gesagt: Auswechslungen zählen muss das Schiedsrichter-Team nicht, die Zahl der Spieler auf dem Feld schon.

Die Freiburger haben auf einen erneuten Einspruch verzichtet, einen eher persönlichen Protest hat SC-Trainer Christian Streich am Freitag aber doch noch loswerden wollen. Es sei "ein absolutes Unding", dass der Sportclub wegen des Einspruchs "von gewissen Leuten an den Pranger gestellt" worden sei, "teilweise von denen, die die Fehler gemacht haben". Wovon sich auch Nagelsmann angesprochen fühlen durfte, der auf seiner Parallelveranstaltung in München aber gleich mehrere Friedensangebote formulierte. Er habe den Einspruch der Freiburger zwar nicht verstanden, er sei Streich aber "keinen Meter böse". Er finde weiterhin, dass Streich als Trainer und Typ "herausragend" sei.

Mit den drei Punkten aus Freiburg dürfte den Bayern die Meisterschaft kaum mehr zu nehmen sein - aber gerade weil der externe Wettbewerb an Spannung verliert, eröffnete Nagelsmann am Freitag einen internen. Man habe "keine Toleranzgrenze" mehr, sagte der Trainer und meinte damit "die Toleranz für Wackler und Ausrutscher. Wir hatten zuletzt ein paar Aussetzerspiele zu viel". Er möchte, mit anderen Worten, dass seine Spieler gegen Augsburg eine möglichst fehlerlose Leistung abliefern - als Vorbereitung für das Rückspiel gegen Villarreal, das schon über die Bewertung von Nagelsmanns erstem Münchner Jahr entscheiden könnte.

"Wenn wir gegen Villarreal weiterkommen", sagte Julian Nagelsmann, "sind wir immer noch in einer sehr guten Saison." Wenn nicht, wird das Sportgericht nicht helfen können.

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