FC Bayern gegen Borussia Dortmund:Gemeinsame Feinde schweißen offenbar zusammen

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Und jetzt: Das nächste Plakat - die Bayern-Fans kamen mit dem Ein- und Ausrollen am Zaun diesmal kaum hinterher. Und die Dortmunder hatten jeweils den zweiten Teil der Botschaft vorbereitet. (Foto: Christian Kolbert/Imago)

Bayern-Fans und Dortmund-Fans verbünden sich mit Spruchbändern in der Münchner Arena gegen einen gemeinsamen Gegner. Der ist allerdings gar nicht so leicht zu identifizieren.

Glosse von Claudio Catuogno

Beunruhigendes tat sich am Samstagabend auf den Rängen der Münchner Arena, wieder und wieder, sodass sich bald ein böser Verdacht aufdrängte: War dieses Spitzenspiel womöglich nur Mittel zum Zweck? Eine abgekartete Inszenierung, eine fleischgewordene Produktplatzierung? Gibt es sie womöglich gar nicht, die vielbeschworene Rivalität zwischen Bayern und Dortmund? Haben sich in Wahrheit alle ganz dolle lieb - und der Feind sitzt ganz woanders?

Es stand jedenfalls schon 3:0 für die Münchner - die Dortmunder Anhänger hätten furchtbar sauer sein müssen -, als die Ultras des FC Bayern ein riesiges Spruchband ausrollten mit dem ersten Teil eines Slogans: "DFL: Alle sind gleich", und die Dortmunder gegenüber tatsächlich ergänzten: "manche sind gleicher". Es folgte der Appell: "50+1 konsequent durchsetzen." Einige Zeit später dann dasselbe Muster: "DFL-Zukunftsstrategie: Ausverkauf an Investoren" war bei den Münchnern zu lesen, und bei den Dortmundern: "statt nachhaltiger Lösungen". An wen sich die Sprüchlein richteten, war nicht nur zu lesen, sondern auch zu hören: "Scheiß DFB", rief die eine Kurve, "Scheiß DFL" die andere.

Hurra, die Gesprächskanäle sind offen

Gemeint waren aber sicher auch die Klub-Patriarchen Uli Hoeneß, Oliver Kahn (finden 50+1 beide überflüssig) und Hans-Joachim Watzke (hatte im SZ-Interview für den Verkauf von DFL-Anteilen an einen Investor geworben sowie dem DFB im Streit ums Geld vorgeworfen, die Bundesliga als "Vollkaskoversicherung" zu begreifen). Nun, gemeinsame Feinde schweißen offenbar zusammen, selbst wenn sie im eigenen Bett liegen - oder doch im jeweils anderen, oder alle zusammen im selben? Hach, man kommt ja ganz durcheinander. Oder man kann es so sehen: Die Diplomatie funktioniert, die Gesprächskanäle zwischen München und Dortmund sind offen, sogar zwischen den Ultras. Hurra! Gewiss ein gutes Zeichen in diesen unruhigen Zeiten.

Trotzdem war man dann im Stadion sehr erleichtert, als die Plakate wieder eingerollt wurden und das "Scheiß DFL" der Dortmunder in ein zünftig gegröltes "Scheiß FC Bayern" überging, während die Münchner, inzwischen 4:0 in Führung, zur Pippi-Langstrumpf-Melodie sangen: "Wer wird Deutscher Meister, der BVB Borussia". Den Gegner verhöhnen im Stadion, so wichtig, gerade heute.

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