Basketball:Ein 900-Spiele-Mann aus der NBA

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Im Anflug auf München: Serge Ibaka (re.) hat schon große Taten in der NBA vollbracht, nun wechselt er zum FC Bayern. (Foto: Marc Bremer/Imago)

Serge Ibaka steht vor einem Wechsel zu den FC-Bayern-Basketballern. Die Münchner würden den wohl schillerndsten Spieler bekommen, den die Bundesliga je gesehen hat.

Von Sebastian Winter

Am Donnerstagnachmittag luden Bayern Münchens Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic und der neue Trainer Pablo Laso zum Gespräch in einem Hotel in München-Neuperlach. Sie erzählten ein bisschen über den WM-Goldrausch der Deutschen, zu dem ja auch die drei Münchner Andreas Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey ihren Teil beigetragen hatten. Sie sprachen über ihr stark besetztes Vorbereitungsturnier an diesem Wochenende im Münchner BMW Park, wie ihre Halle seit diesem Sommer nun heißt. Und sie verloren auch ein paar Worte über den nächsten nun offiziellen Zugang: Dino Radoncic, ein wackerer 24-jähriger Power Forward, der schon mal ein paar Saisons bei Real Madrid gespielt hat, dem aktuellen Euroleague-Champion und früheren Verein von Laso.

Über einen Mann sprachen sie allerdings eher in einsilbiger Form: Serge Ibaka, 2,13 Meter langer und 107 Kilogramm schwerer Center, 919 Spiele in der NBA für Oklahoma City Thunder, Orlando Magic und Los Angeles Clippers, Toronto Raptors und Milwaukee Bucks. 13 Jahre lang spielte Ibaka, 33, in der besten Liga der Welt, 2019 gewann er mit Toronto den NBA-Titel. Nun steht der in Brazzaville, Kongo, geborene Hüne vor einem Wechsel zum FC Bayern. Dies berichtete zuerst der renommierte Basketball-Journalist Marc Mundet. Die Bayern wollten den Transfer am Donnerstag nicht bestätigen, dementierten ihn aber auch nicht, Sportdirektor Marko Pesic äußerte sich vielsagend: "Von unserer Seite gibt es kein Update, schauen wir mal, was so passiert. Aber eine Sache ist klar: Wir werden auf den großen Positionen sicher noch einen Spieler verpflichten müssen."

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Eine Verbindung zum neuen spanischen Bayern-Coach Laso gibt es auch: Denn Ibaka bestritt unter dem Trainer Laso im Jahr 2011 zwölf Spiele für Real Madrid. Damals verzögerte sich die NBA-Saison wegen der erfolglosen Tarifverhandlungen, und Ibaka hielt sich in Europa fit. Laso selbst sagte am Donnerstag, er habe nicht viel Kontakt zu Ibaka, schreibe ihm ab und zu. Aber diese Verbindung fügt sich wie ein weiteres Puzzleteil in die anstehende Verpflichtung.

Noch ist Ibaka nicht in München angekommen, letzte Formalitäten sind noch zu erledigen. Sollte er aber bald tatsächlich bei den Bayern erscheinen, dürfte er der bislang größte Name sein, der je für die Münchner aufs Parkett gelaufen ist - größer noch als Greg Monroe, der 646-malige NBA-Spieler, der in der Saison 2019/20 das Trikot des FC Bayern trug. Ibaka wäre dann auch einer der bekanntesten Namen, die bislang die Basketball-Bundesliga bereichert haben. Und sicher auch einer der schillerndsten.

Seine Lebensgeschichte ist mehr als tragisch

Nicht nur wegen seiner tragischen Lebensgeschichte, die das Basketball-Magazin Five einst nachgezeichnet hat: Hineingeboren in eine Basketballerfamilie als drittjüngstes von 18 Kindern; geflohen vor dem Kongokrieg; die Mutter verloren, als er acht Jahre alt war; von der Großmutter in einem Haus ohne Strom und fließendes Wasser aufgezogen; der Vater, ein Hafenarbeiter, war zeitweise auch noch im Gefängnis. Als Jugendlicher zog Ibaka dann nach Spanien und nahm auch die dortige Staatsbürgerschaft an. Mit der spanischen Nationalmannschaft wurde er 2011 Europameister und gewann ein Jahr später bei Olympia in London die Silbermedaille.

Inzwischen ist Ibaka dank seiner vielen NBA-Jahre Multimillionär, liiert mit dem Topmodel Cindy Bruna, mit dem er über alle möglichen roten Teppiche flaniert. Die Klasse von früher, in der Titelsaison mit Toronto oder zu Zeiten mit Kevin Durant in Oklahoma, hat Ibaka, der am Montag 34 wird, nicht mehr. Seine NBA-Einsatzminuten schrumpften zuletzt, die Indiana Pacers lösten den Vertrag mit ihm auf, zuletzt war er vereinslos. Womöglich hat er sich in dieser Zeit wieder an Laso erinnert - und dieser sich an ihn.

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