Barcelona in der Champions League:Der Park gehört den Prinzen

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Eine Bühne für Talente: Pau Cubarsi (2.v.l.) wird gefeiert, Lamine Yamal (2.v.r) applaudiert (Foto: Stephanie Lecocq/Reuters)

Beim 3:2 des FC Barcelona in Paris ragen zwei Talente heraus: Verteidiger Pau Cubarsi, 17, und Angreifer Lamine Yamal, 16. Um ihr Potenzial zu beschreiben, werden bereits die größtmöglichen Vergleiche gewählt.

Von Julian Sieler

Das erste katalanische Tor des Spiels entstand durch eine Koproduktion zweier Talente, die in Addition so alt sind wie ihr Mitspieler Ilkay Gündogan. Pau Cubarsi, 17 Jahre jung, und Lamine Yamal, 16, verwandelten den Prinzenpark zu Paris in ihre Bühne, auf der Barcelona 3:2 gegen Paris Saint-Germain siegte.

Cubarsi wurde am Mittwochabend zum jüngsten Verteidiger, der je in einem Viertelfinale der europäischen Königsklasse auflief. Er strahlte eine Ruhe aus, als habe er schon mit Carles Puyol die Innenverteidigung gebildet. Nach wenigen Minuten wollte Ousmane Dembélé den Novizen düpieren. Doch der Absolvent der Fußballeliteschule "La Masia" stellte ihn routiniert und ließ sich den Ball nicht durch die Beine spielen. "Er ist mit seinen 17 Jahren auf einem außergewöhnlichen Niveau. Ich kann ihn nicht genug loben", schwärmte Barcelonas Trainer Xavi Hernandez.

Beeindruckender noch als Cubarsis Zweikämpfe - ihm gelang gar das beinahe Unmögliche, er lief Kylian Mbappé ab - sind seine Pässe, die zielgenau die Schnittstellen im Mittelfeld finden, als übe er ohne Gegenspieler an einem Tischkicker. Obwohl in Frenkie de Jong und Gündogan zwei Künstler dieser Disziplin das gleiche Trikot trugen, spielte er die meisten Pässe. Im Achtelfinale gegen Napoli ließ er das Pressing mit hohen Bällen ein ums andere Mal alt aussehen, nun durchschnitt er die Reihen mit Flachpässen. "Er hat eine der größten Fähigkeiten im Aufbau, die wir hier je gesehen haben", sagte Xavi. Und João Cancelo schrieb in den sozialen Medien gar von "Franz Beckenbauer Cubarsi".

Vor dem 1:0 überspielte Cubarsi mit einem Pass sechs Gegner. Oldie Robert Lewandowski legte den Ball in den Lauf des nächsten Ausnahmetalents, Lamine Yamal. Der schlenzte ihn mit dem Außenrist in den Strafraum, Raphinha erzielte die Führung.

Der finanziell klamme FC Barcelona wurde zu seinem Glück gezwungen und muss noch mehr als sonst auf Talente setzen

Wer die Begegnung sah, kam nicht umhin an, an "La Remontada" zu denken, die Aufholjagd. Paris siegte 2017 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League 4:0, doch Barcelona schlug im heimischen Camp Nou zurück, erzielte drei Tore ab der 88. Minute und zog durch ein 6:1 in die nächste Runde ein. Der Trainer der Katalanen war Luis Enrique, der nun in Paris an der Seitenlinie steht.

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Das Spiel am Mittwoch erlebte in der zweiten Halbzeit zwei kleine Comebacks, "Remontaditas". Dembelé traf zum Ausgleich, Vitinha erzielte das 2:1 für Paris. Cubarsi kam einen Schritt zu spät. Fehlte es der katalanischen Auswahl vielleicht doch an Erfahrung? Xavi reagierte, wechselte Yamal aus und brachte Pedri, der mit 21 Jahren beinahe biblisches Alter hat. Die Korrektur griff sogleich, Cubarsi spielte zu Pedri, der chippte den Ball hinter die Abwehr, Raphinha traf wunderbar zum 2:2.

Ilkay Gündogan wahrte derweil die Balance des Barça-Spiels, beschleunigte es, nahm Tempo heraus. Der 33-Jährige hat sich daran gewöhnt, dass das Scheinwerferlicht zunehmend den jungen Sensationskickern neben ihm gilt. Bei der Europameisterschaft wird seine Aufgabe vor allem darin bestehen, die juvenile Genialität von Florian Wirtz und Jamal Musiala in Bahnen zu lenken. Im Verein kann er dies bereits einüben. Wenn jedoch nötig, tritt er in den Vordergrund: Mit einer Ecke bereitete er den Siegtreffer durch Andreas Christensen vor.

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Und so droht der Pariser Traum, beziehungsweise jener der Eigner aus Katar, die Königsklasse endlich zu gewinnen, im Rückspiel in Spanien mal wieder zu platzen. Im Sommer 2017, nach "La Remontada", startete der Klub mit katarischem Geld den großen Angriff auf den Henkelpott. Neymar wechselte für 222 Millionen Euro aus Barcelona an die Seine, Kylian Mbappé gesellte sich zu ihm. Bis heute ist das Vorhaben erfolglos. Neymar spielt inzwischen für Al-Hilal, im Sommer wird auch Mbappé wechseln.

Barcelona verpulverte die Neymar-Einnahmen, die aktuellen Finanzprobleme sind verbunden mit diesem Kaufrausch. Der Verein wurde zu seinem Glück gezwungen und muss noch mehr als sonst auf Talente setzen. Jüngst lehnte Barça angeblich eine 200-Millionen-Offerte für Lamine Yamal ab, dem Vernehmen nach stammte sie aus Paris. Sein Versprechen für die Zukunft und die Gegenwart scheint noch größer als die Schulden zu sein.

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