Am Vorabend des Saisonstarts in Spanien hat eine millionenschwere Finanzspritze aus Deutschland den FC Barcelona aus höchsten Nöten befreit. Wie das Online-Portal El Confidencial am Donnerstag berichtete, erwirbt eine in Frankfurt notierte Aktiengesellschaft namens "Libero Football Finance" für rund 60 Millionen Euro Anteile an der Mediensparte "Barça Studios" - das ist eine Plattform, die vor allem audiovisuelle Inhalte generiert. Die offizielle Verkündung der Vereinbarung stand am Donnerstagnachmittag noch aus. Allerdings war der Deal auch nach SZ-Informationen bereits fixiert.
Federführend bei den Verhandlungen war ein alter Bekannter aus dem Fußball-Business: Peter Kenyon, der sich unter anderem als Manager bei Manchester United und dem FC Chelsea einen Namen gemacht hat und als Aufsichtsrat der Investment-Holding firmiert. Zu den Gesichtern von "Libero" zählt auch der frühere deutsche Nationalspieler Fredi Bobic, der zuletzt Geschäftsführer beim Bundesliga-Absteiger Hertha BSC war. Bobic steht "Libero" als Beirat zur Verfügung. Das Unternehmen bietet sich auf seiner Homepage Klubs in ganz Europa als Financier, Vermittler und strategischer Berater an.
Barça hatte die Firma als Ausputzer bitter nötig. Die nun von "Libero" erworbenen Anteile hatte der milliardenschwer verschuldete katalanische Traditionsverein eigentlich schon im vergangenen Jahr verkauft. Die beiden Käufer - "Orpheus" und "Socios.com" - baten aber unlängst um den Aufschub einer ursprünglich in diesem Sommer fälligen Ratenzahlung von insgesamt 60 Millionen Euro - der Betrag entspricht 16 Prozent an Barça Studios. Barcelona willigte der Stundung ein. Das Problem aber war, dass der Klub die 60 Millionen gegenüber dem Liga-Verband LFP bereits als Einnahme verbucht hatte. Und so geschah, was geschehen musste. Der Ligaverband zeigte sich alarmiert - und stellte infrage, ob das Budget für die kommende Saison tragbar ist.
Barcelona hat noch gar keinen Zugang bei der Liga registriert
Diese Sorgen hatten direkte Auswirkungen auf die Kaderplanung. Aufgrund seiner desaströsen Finanzsituation muss der FC Barcelona gegenüber der LFP gewisse Auflagen erfüllen. Unter anderem müssen die in den vergangenen Jahren in astronomische Höhen geschossenen Personalkosten massiv und schnell reduziert werden - und natürlich durch Einnahmen gedeckt sein. Die direkte Folge der nun erst einmal fehlenden 60 Millionen ließ sich auch am Donnerstag noch auf der Homepage des Ligaverbandes begutachten. Unter dem Rubrum FC Barcelona waren am Nachmittag nur zwölf Spieler als Profis registriert. Im Vergleich zum Wochenbeginn fehlte Franck Kessié, der nach Saudi-Arabien wechselte; überdies wurde damit gerechnet, dass auch Ousmane Dembélé noch verschwinden würde, er überstand am Donnerstag den Medizincheck bei Paris Saint-Germain. Dafür fehlten sämtliche Zugänge: Inigo Martínez, Oriol Romeu - und der deutsche Nationalspieler Ilkay Gündogan, der vom Triple-Sieger Manchester City nach Barcelona wechselte.
Gündogan zählt zu den Spielern, die sich in weiser Voraussicht eine Klausel in den Kontrakt hatten schreiben lassen, die ihn zur sofortigen Vertragsauflösung berechtigt, wenn er nicht vor dem ersten Spieltag - Barcelona spielt an diesem Sonntag beim FC Getafe - bei der Liga registriert wird. Insider gehen allerdings davon aus, dass die Transfererlöse für Dembélé (25 Millionen Euro), Kessié (12,5), ihre eingesparten Millionengehälter und vor allem die 60 Millionen Euro von "Libero" dazu führen werden, dass Barcelona auf einen Schlag alle ausstehenden Profis lizenzieren kann - und womöglich noch ein wenig Geld übrig hat, um einen weiteren Transfer zu tätigen.