Augsburg verliert gegen Stuttgart:Zurück an der Abstiegszone

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Nach acht hoffnungsvollen Heimspielen verliert der FC Augsburg 1:3 gegen den VfB Stuttgart und muss wieder um den Klassenerhalt bangen. Die Stuttgarter präsentieren sich erneut spielfreudig und stabil - und machen sich Hoffnung auf die Teilnahme am internationalen Wettbewerb in der kommenden Saison.

Kathrin Steinbichler, Augsburg

Diese Osterfeiertage waren Jos Luhukay nicht ganz geheuer gewesen. Der Niederländer lobt zwar gerne, denn er ist Optimist, aber zu viel davon darf es seiner Meinung nach auch nicht sein. "Zu viel Lob macht träge, und das kann kein Fußballer gebrauchen", hat der Trainer des FC Augsburg einmal seinen Lehransatz erklärt.

Abgezockt: Stuttgarts Martin Harnik erzielt gegen Augsburgs Torwart Simon Jentzsch den Treffer zum 1:2. (Foto: dapd)

Die zuletzt zahlreichen Kommentare nach dem respektablen 1:2 seiner abstiegsbedrohten Augsburger beim FC Bayern München konnten ihm deshalb nicht recht sein. "Ich bin überzeugt, dass Augsburg drinbleibt. Das haben sie auch verdient", meinte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel an Ostern.

Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger legte höflich nach: "Wenn sie sich so präsentieren, haben sie mit dem Abstiegskampf nichts zu tun." Nach diesem Dienstagabend aber sind die Schmeicheleien aus der Landeshauptstadt schon wieder hinfällig. Denn nach dem 1:3 (1:2) gegen den VfB Stuttgart steht der FC Augsburg wieder bedrohlich nah an der Abstiegszone.

Der Schwabe an sich hat ja kein Problem, zu seinen Schwächen zu stehen. Er kokettiert sogar damit. "Wir können alles. Außer Hochdeutsch", heißt der wohl berühmteste Werbespruch aus dem Land der Schwaben. Das Problem an diesem Dienstagabend in Augsburg war nur: Welche Schwaben dürfen derzeit dieses Motto wirklich für sich beanspruchen?

Die württembergischen Schwaben in Form des VfB Stuttgart, der sich nach nun acht Spielen ohne Niederlage wieder Hoffnungen auf die Europa League machen darf? Oder die bayerischen Schwaben vom FC Augsburg, die zuletzt acht Mal nacheinander im eigenen Stadion nicht bezwungen worden waren und deshalb fest daran glauben, nach ihrer ersten Bundesligasaison auch weiter in der Liga spielen zu dürfen?

Nach nur fünf Spielminuten in diesem länderübergreifenden Schwaben-Derby sah es jedenfalls so aus, als ob die Augsburger das gewachsene Selbstbewusstsein aus dem Auftritt in München wirklich in weitere Punkte ummünzen könnten. Daniel Baier steckte den Ball am Strafraumrand zu seinem Mittelfeldkollegen Marcel Ndjeng durch, bei dessen schnellem Antritt kam Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich mit seinem ausgestreckten Arm einen Tick zu spät. Den fälligen Strafstoß verwandelte FCA-Stürmer Nando Rafael sicher zum 1:0 (5.). Es war Rafaels zweites Saisontor, nachdem er schon beim 2:1 gegen Köln im Heimspiel zuvor per Elfmeter getroffen hatte.

Danach aber zeigte der VfB Stuttgart, was ihn derzeit so erfolgreich macht: Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia ließ den FCA heranbranden wie eine niedliche Welle, um nach den ersten stürmischen Minuten dann selbst ihr eng gestaffeltes, auf schnellem Umschalten aufgebautes Angriffspiel aufzuziehen. Dreh- und Angelpunkt dabei ist Tamas Hajnal, und der Ungar war es auch, der an diesem Abend die Wende einleitete.

Nach 23 Minuten setzte Hajnal den ersten Stuttgarter Torschuss ab, die folgende Ecke trat er selbst. VfB-Kapitän Serdar Tasci sprang dabei höher als Augsburgs Hajime Hosogai und köpfelte den Ball zum Ausgleich ins rechte Eck (24.). Nur zehn Minuten später kehrte sich die Hoffnung der Augsburger auf einen Punktgewinn völlig um: Der emsige Hajnal bediente VfB-Stürmer Martin Harnik mit einem Pass genau in die Schnittstelle der Viererkette, Augsburgs Matthias Ostrzolek kam nicht mehr hinterher, und Harnik traf mit seinem 15. Saisontor flach zur Stuttgarter Führung (34.).

In der zweiten Halbzeit versuchte Luhukay mit den Einwechslungen von Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Sascha Mölders und Tobias Werner neue Impulse zu setzen, doch der Anblick blieb derselbe: So viel der FCA auch anrannte, so wenig schlug sich der Aufwand in Toren nieder, zu unaufgeregt verwaltete Stuttgart seine Führung. Am Ende nutzte Vedad Ibisevic den Platz, der sich nun in der Augsburger Defensive bot, zu seinem achten Tor im VfB-Trikot (84.). Nur ein Punkt trennt den FCA nun wieder vom Relegationsrang. Ein Punkt und die Gewissheit, nicht weiter auf das Lob von anderen zu hören.

© SZ vom 11.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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