RB Leipzig:Grün wie der Augsburger Rasen

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Leipziger Schule: FCA-Angreifer Ermedin Demirovic (links), einst in der RB-Jugend ausgebildet, schnappt mit seinem zwölften Saisontor Leipzig um Kapitän Willi Orban zwei Punkte weg. (Foto: Tom Weller/dpa)

Beim 2:2 gegen den FCA lässt Leipzig die Reife für die erneute Qualifikation für die Champions League vermissen. RB-Trainer Rose hofft auf einen positiven Effekt durch den nun folgenden Auftritt gegen Real Madrid.

Von Maik Rosner, Augsburg

Dafür, dass vor dem Spiel so viel vom schlechten Zustand des Rasens die Rede gewesen war, fiel Marco Roses Bestandsaufnahme umso überraschender aus. "Tolle Arbeit" hätten die Greenkeeper des FC Augsburg geleistet, lobte der Trainer von RB Leipzig, "ich fand's gar nicht so schlimm." Und weil er gerade schon einmal dabei war, den zuvor oft gescholtenen Halmen und deren Pflegern Komplimente zu machen, verbreitete der Rasenballsportler Rose auch noch Zuversicht für die weitere Genesung des Geläufs: "Ich glaube, jetzt kommt auch ein bisschen die Sonne raus, und ich habe auch gesehen, dass eingesät wurde, also: gute Nachrichten für euch. Alles wird gut."

Roses vergnügt vorgetragener Exkurs in die Rasenkunde kam auch deshalb durchaus unerwartet daher, weil der Leipziger Trainer mit dem Ertrag seiner Mannschaft auf der weitgehend grünen Bühne des FCA eher nicht zufrieden sein konnte. Zwar stand ein leistungsgerechtes 2:2 zu Buche, das die Gäste nach dem 0:1-Rückstand durch Phillip Tietz (35.) errungen hatten. Andererseits mussten sie sich selbstkritisch damit auseinandersetzen, den möglichen Sieg gleich mehrmals verpasst zu haben. Durch die Kopfballtore von Loïs Openda (39.) und Benjamin Sesko (52.) hatten sie ja zwischenzeitlich 2:1 geführt, dann aber das 3:1 vergeben und im direkten Gegenzug das 2:2 durch Ermedin Demirovic bekommen (60.).

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"Wir haben die Chance auf das 3:1 in einem Konter und kassieren in einem Gegenkonter den Ausgleich. Das ist genau das, was dir als Spitzenmannschaft nicht passieren sollte, nicht passieren darf", sagte Rose. Man müsse nicht nur den Angriff besser abschließen, sondern auch fleißiger zurücklaufen und besser verteidigen. Trotzdem hätte es beinahe zu einem positiven Fazit gereicht. Doch Openda ließ das mögliche 3:2 liegen, weil er einen Foulelfmeter so unplatziert ausführte, dass Augsburgs Torwart Finn Dahmen diesen wohl auch nachts um drei abgewehrt hätte (81.). Für Openda war es ein schwacher Trost, dass er mit seinen 15 Bundesligatoren einen Leipziger Rekord zu diesem Saisonzeitpunkt hält. "Wenn wir den Elfmeter ins Tor machen und ich hier sitze mit drei Punkten, dann rede ich von einer guten, erwachsenen Leistung meiner Mannschaft gegen einen starken, schwer zu bespielenden Gegner", sagte Rose. So aber blieb ihm nichts viel anderes übrig, als vor allem die gute Leistung der Augsburger Rasenpfleger zu loben.

Wenn Leipzig wieder in die Champions League will, "müssen wir genau diese Spiele in Augsburg ziehen", sagt Nationalspieler Raum

Vor dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid hofft Rose, dass der Auftritt auf der großen Bühne des europäischen Klubfußballs am Dienstag in Erinnerung ruft, was die Leipziger in der Bundesliga erreichen wollen. Es gehe darum, sich gegen Real "das Gefühl zu holen, wo wir hinwollen", sagte Rose und meinte damit die erneute Qualifikation für die Champions League, "das ist vielleicht ein guter Moment, um das zu spüren."

Der Trend spricht derzeit allerdings dagegen, dass dieses Ziel erreicht wird. Nach dem 16. Spieltag hatten die Leipziger noch Tabellenplatz vier mit sechs Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund belegt. Nach nur einem Sieg aus den vergangenen sechs Spielen ist RB jetzt nur noch Fünfter mit drei Zählern Rückstand auf den Vierten BVB. Die erneute Qualifikation für die Champions League gerät zunehmend in Gefahr. "Wenn wir da oben mitspielen wollen, müssen wir genau diese Spiele in Augsburg ziehen", befand Linksverteidiger David Raum, man müsse cleverer werden und "reifen als Mannschaft".

In Augsburg hatte die Offensive mit den hochbegabten Xavi Simons, Openda und Sesko gleich mehrmals zu lax agiert und zudem davon abgesehen, sich nach den vergebenen Chancen an der Defensive zu beteiligen. Rose übte daran zwar Kritik, befand aber auch über sein aktuell erstes Sturmduo Openda und Sesko: "Die beiden machen es einfach gut gerade. Man muss so junge Kerle dann auch laufen lassen, ihnen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln, Fehler zu machen, Tore zu schießen. Die Qualität haben sie." Kurze Pause, dann fügte er hinzu: "Aber viel wichtiger wäre, dass wir Spiele gewinnen."

Es hatte aber auch maßgeblich mit den Augsburgern zu tun, dass die Leipziger den Sieg verpassten. Entscheidend trug dazu der ehemalige RB-Schüler Demirovic bei. Vom Hamburger SV war der Angreifer einst bei den B-Junioren weggeschickt worden, in Leipzig kam er danach zwischen 2014 und 2017 unter. Ohne RB wäre er wohl kein Profi geworden, hatte Demirovic vor dem Spiel gesagt. Nach seinem zwölften Ligator in dieser Spielzeit steht der 25-Jährige kurz davor, Augsburgs Bundesligarekord von 13 Saisontreffern zu brechen. Bisher halten diesen die ehemaligen FCA-Spieler Florian Niederlechner (Saison 2019/20) und Michael Gregoritsch (2017/18). Für Demirovic gilt also schon jetzt, was Rose für den Rasen in Augsburg prognostiziert hat: Alles wird gut.

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