Volleyball:Die Affenbande brüllt nicht mehr

Lesezeit: 2 min

Freut sich über den überraschend klaren Sieg in Freiburg: Dachaus wichtigster Angreifer Simon Gallas. (Foto: Jenni Maul/Eibner/Imago)

Der ASV Dachau gewinnt in Freiburg 3:0 und macht einen großen Schritt Richtung Playoff-Viertelfinale. Der spannende Kampf in der unteren Tabellenhälfte zeigt, dass die Idee, die Volleyball-Bundesliga aufzufüllen, eine gute war.

Von Sebastian Winter

Wer in der Volleyball-Bundesliga zum Auswärtsspiel nach Freiburg fährt, muss sich auf einiges gefasst machen. Die FT 1844, die erst seit dieser Saison in der höchsten deutschen Spielklasse reüssiert, hat nicht nur einen zur Stadt passenden grünen Anstrich, sondern auch den Spitznamen "Affenbande", die in ihrem "Dschungel", der Act-Now-Halle, herumtollt. Und ihre Fans gelten als besonders stimmungsvoll. Der ASV Dachau fuhr also durchaus ein wenig ehrfürchtig nach Südbaden, zumal das Hinspiel nördlich von München eher ernüchternd mit 0:3 endete.

Dass die Partie außerdem noch als Schlüsselspiel firmierte, weil den Tabellenachten Dachau und den Neunten Freiburg vor dem Anpfiff gerade einmal ein Punkt trennte, trug zur Spannung bei, die ohnehin gerade großen Raum einnimmt im Kampf um die Playoffs. Denn in der unteren Tabellenhälfte kämpfen in den drei Aufsteigern Dachau, Freiburg und Karlsruhe sowie dem TSV Haching München gleich vier Klubs um Platz acht und damit den letzten Rang, der die Viertelfinal-Teilnahme erlaubt. Der siebtplatzierte VC Bitterfeld-Wolfen, ein weiterer Aufsteiger, hat schon einen beträchtlichen Vorsprung angehäuft.

Volleyball
:Die Affenbande will hoch

Die FT Freiburg 1844 ist einer der Zweitligisten, der den Sprung in den Profivolleyball wagen möchte - was bislang als Himmelfahrtskommando galt. Der Klub will auf diesem Weg anders sein: grün, nachhaltig und ein bisschen verrückt.

Von Sebastian Winter

Für die ASV-Mannschaft von Trainer Patrick Steuerwald, die nur eines ihrer jüngsten neun Spiele gewann, ging es also um extrem viel - genauso wie für Freiburg. Die Kulisse war prächtig, 1500 Zuschauer in der ausverkauften Halle, der Freiburger Fanblock hüpfte fast pausenlos auf und ab. Und Steuerwald sah sich das Spiel in kurzen Hosen von der Bank aus an - weil der zweite Zuspieler Moritz Gärtner krankheitsbedingt ausgefallen war, hielt sich der 37-jährige Ex-Nationalspieler als Backup für Luca Russelmann bereit. Zum Einsatz kam er aber "zum Glück" nicht, wie er sagte: "Denn Luca hat das wirklich sehr gut gemacht. Er hatte zuletzt keine einfache Zeit, und dann in so einem wichtigen Match eine solche Leistung abzurufen, das verdient wirklich Respekt."

Steuerwalds Lob war begründet, denn die Dachauer zähmten die Affenbande am 15. von 22 Hauptrunden-Spieltagen mit einem überraschend deutlichen 3:0 (25:18, 25:23, 25:22)-Sieg. Für ihre starke Mannschaftsleistung sprach, dass nicht etwa Russelmann zum MVP gewählt wurde und auch nicht Hauptangreifer Simon Gallas, der die Freiburger mit vier Blocks, starken Angriffen vor allem in der Schlussphase und insgesamt 19 Punkten düpierte. Nein, die Medaille ging an den ebenfalls sehr überzeugenden Libero Marvin Primus. "Endlich haben wir den ersten Sieg gegen Freiburg geholt, das hat heute richtig Spaß gemacht, vor allem vor dieser tollen Kulisse", sagte Primus später.

Am Samstag folgt in Dachau das nächste Gipfeltreffen der Schwächeren. Gegner ist Mitaufsteiger Karlsruhe

Die Aufsteiger haben der Männer-Bundesliga also tatsächlich wie erhofft neues Leben eingehaucht, nachdem diese in der vergangenen Saison nur noch neun Mannschaften beherbergt hatte und drohte, mangels Konkurrenzkampf und einem geregelten Auf- und Abstieg endgültig zur Farce zu werden. In der aktuellen Spielzeit ist die Anzahl der Erstligisten wieder auf zwölf angewachsen - und jene der unteren Tabellenhälfte liefern sich ein hartes Rennen um Platz acht. Dies zeigte auch das zweite Gipfeltreffen der Schwächeren am Wochenende, in dem Aufsteiger Karlsruhe den TSV Haching München vor mehr als 1000 Zuschauern mit 3:2 (25:19, 24:26, 19:25, 27:25, 15:13) niederrang.

Die Hachinger, die schon fünf Punkte Rückstand auf Dachau haben, dürften es allerdings schwer haben, noch mit dem Lokalrivalen gleichzuziehen. Dafür ist auch ihr Restprogramm zu anspruchsvoll. Zum Spannungsbogen im Endspurt um die Playoff-Qualifikation passt es zugleich, dass Dachau am kommenden Samstag (18.30 Uhr, Georg-Scherer-Halle) Karlsruhe erwartet, das aktuell zwar ebenfalls fünf Punkte hinter dem ASV liegt, aber zwei Spiele weniger absolviert hat. Sollte Dachau auch dieses nächste direkte Duell gewinnen, ist das Viertelfinale nicht mehr weit. Und dort würden Russelmann, Primus, Gallas und Co. höchstwahrscheinlich auf das Überteam der Liga, die Berlin Recycling Volleys, treffen. Es wäre ein ungleiches Aufeinandertreffen - aber im Falle einer Niederlage, von der man ausgehen muss, auch der würdige Abschluss einer Saison, in der die Dachauer dann all ihre Ziele erreicht hätten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Volleyballer aus Unterhaching
:Grüner wird's nicht

Die Volleyballer des TSV Haching München präsentieren sich als das nachhaltigste Team der Bundesliga. Der Erstligist hofft auf eine Win-win-Situation: weniger Plastik, mehr Sponsoren.

Von Helene Altgelt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: