Ajax Amsterdam:"Grenzen überschritten": Manager Marc Overmars tritt zurück

Lesezeit: 2 min

Marc Overmars ist wegen unangemessen Verhaltens gegenüber Ajax-Mitarbeiterinnen von seinem Posten als Manager zurückgetreten. (Foto: imago)

Marc Overmars war einer der besten niederländischen Fußballer und ein Jahrzehnt Manager bei Ajax. Nun muss er gehen, weil er unangemessene Nachrichten an Mitarbeiterinnen des Vereins geschrieben hat.

Der Rücktritt von Fußballdirektor Marc Overmars wegen unangemessenen Verhaltens gegenüber Mitarbeiterinnen kommt für den niederniederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam einem sportpolitischen Erdbeben gleich. Overmars galt als Architekt des Ajax-Aufschwungs, genoss auch in internationalen Fußball-Kreisen einen exzellenten Ruf. Noch vor kurzem war der Ex-Profi ein heißer Kandidat beim englischen Premier-League-Club FC Arsenal. Zusammen mit Vorstandsboss Edwin van der Sar und Trainer Erik ten Hag hat Overmars Ajax wieder zu einer Top-Adresse gemacht.

Doch nun ist der 48-Jährige über ein unentschuldbares Fehlverhalten gestolpert. "Ich schäme mich tief", sagte der Ex-Nationalspieler, nachdem seine unangemessenen Nachrichten an Frauen publik geworden waren. In der Nacht zum Montag hatte der Verein die Entscheidung auf seiner Website mitgeteilt. Mehrere Kolleginnen hatten zuvor gemeldet, dass sie von Overmars Berichte bekommen hatten, "die Grenzen überschritten" hätten.

Borussia Dortmund
:Wenn der Kader nicht zur Spielidee passt

Der BVB kann beim 2:5-Debakel gegen Leverkusen die taktischen Vorgaben des Trainers abermals nicht umsetzen. Marco Rose hält jedoch stur an seinem Plan fest - das könnte ihn bald in Bedrängnis bringen.

Von Freddie Röckenhaus

In der Erklärung des Vereins entschuldigte sich Overmars: "Vor allem für jemanden in meiner Position ist dieses Verhalten inakzeptabel. Das sehe ich nun auch ein. Aber zu spät." Er sehe keine andere Wahl, als den Verein zu verlassen.

Van der Sar spricht von einem "harten Schlag" für den Verein

Vorstandsvorsitzender van der Sar nannte die Situation "schrecklich für alle". Die Klubführung werde sich in Zukunft noch mehr als bisher für eine "sichere Arbeitsatmosphäre für jeden bei Ajax" einsetzen. Van der Sar sprach von einem "harten Schlag" für den Verein. "Aber unsere Ziele bleiben." Unklar ist noch, wer Nachfolger von Overmars wird.

Nicht bekannt ist bisher der Inhalt der Berichte und ob es um Texte oder auch Fotos ging. Nach Ajax-Angaben hatte der Ex-Direktor mehreren weiblichen Angestellten über einen längeren Zeitraum unangemessene Nachrichten geschickt. "Ich habe leider nicht verstanden, dass ich damit Grenzen überschritten habe. Das wurde mir in den vergangenen Tagen deutlich", sagte Overmars.

Nach seiner Karriere als Profi bei Ajax, dem FC Arsenal und dem FC Barcelona trat Overmars 2012 in das Management von Ajax ein. Sein Vertrag war erst vor kurzem bis 2026 verlängert worden. "Marc ist vermutlich der beste Fußball-Direktor, den Ajax je hatte", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Leen Meijaard. Aber er sei nun zu weit gegangen. "Für die Frauen, die von diesem Verhalten betroffen waren, ist das sehr einschneidend", sagte Meijaard.

Fußball-Experten rechnen damit, dass der Weggang von Overmars für Ajax sportliche Konsequenzen haben wird. Die Boulevardzeitung De Telegraaf spricht bereits vom "Ende einer Ära". Der Abschied von Overmars könne das Ende einer sportlichen Erfolgsperiode bedeuten. Der Börsenkurs des Klubs ließ am Montagmorgen stark nach. Overmars hatte mit klugen An- und Verkäufen nicht nur für volle Kassen gesorgt, sondern auch dafür, dass die Amsterdamer in Europa wieder mithalten können. Er hatte den heutigen Erfolgstrainer ten Hag nach Amsterdam geholt. Dessen Vertrag läuft zwar noch bis zum Sommer 2023, doch Beobachter schließen nicht aus, dass er nach dem Weggang von Overmars, mit dem er eng befreundet ist, auch früher den Klub verlassen könnte.

© SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungVfB Stuttgart in der Krise
:Heilig's Plänle

Der VfB versucht den Abstiegskampf mit Ruhe und Kontinuität zu bewältigen. Das Problem an diesem Plan ist: Es gibt keinen anderen. Der Klub ist auf den Sportdirektor Sven Mislintat angewiesen.

Kommentar von Christof Kneer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: