5. Spieltag der Bundesliga:Thy und Gebre Selassie lassen Bremen ausrasten

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Plötzlich purzelt in Bremen einer über den anderen: Trainer Alexander Nouri jubelt mit seinen Spielern. (Foto: Oliver Hardt/Getty Images)
  • Bremen freut sich beim 2:1 gegen Wolfsburg über späte Treffer, Bayer Leverkusen jubelt in Mainz über drei Tore des Mexikaners Chicharito.
  • Hertha BSC vergibt in Frankfurt den Sieg - am Ende steht es 3:3.
  • Mönchengladbach gelingt ein Arbeitssieg gegen Ingolstadt.
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"Drei Mal ist Bremer Recht", heißt es in der Hansestadt. Doch wenn es am Samstag vor dem fünften Spieltag der Bundesliga an der Weser einen Konsens gab, dann darüber, dass ein Mann keine dritte Chance bekommen würde: Alexander Nouri. Der Interimstrainer, der nach der Bremer Niederlage in Mönchengladbach installiert wurde, sollte lediglich für zwei Spiele die Verantwortung tragen. Am Mittwoch ging die erste Partie unter seiner Regie gegen Mainz 05 mit 1:2 verloren, am Samstagabend konnte Werder nach einem unverdienten Rückstand aber zurückschlagen: Die Wende beim 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg kam spät. Sehr spät.

Werder bewies auf nachdrückliche Weise, dass die lebenswichtigen Parameter noch funktionieren. Denn den Rückstand hatten die Bremer auf äußerst tragische Weise hinnehmen müssen: In der 69. Minute hatte Wolfsburgs Johannes Horn auf der linken Außenbahn frei flanken können. Es war zwar nicht richtig auszumachen, dass er den Ball zielgerichtet in den Strafraum schlug. Doch der bis dahin solide agierende Bremer Verteidiger Robert Bauer jagte den Ball aus vier Metern ins eigene Netz. In der 86. Minute konnte Lennart Thy dann mit einem trockenen Linksschuss den Ausgleich erzielen. In der Nachspielzeit sorgte dann Theodor Gebre Selassie mit einem Kopfball nach einer Ecke für den umjubelten Sieg. Plötzlich flippte ganz Bremen aus, so ein Comeback hatte kaum mehr einer erwartet. Werder verlässt mit diesem Hauruck-Erfolg den letzten Tabellenplatz.

So ging ein Spiel kurios zu Ende, welches für Nouri unter denkbar ungünstigen Vorzeichen begonnen hatte. Der Bremer Coach hatte eigentlich auf Experimente verzichten wollen. Doch unmittelbar vor der Partie schmerzte dem bereits per Megaphonie angekündigten Innenverteidiger Lamine Sané das Knie. Für ihn rückte Milos Veljkovic ins Team. VfL-Trainer Dieter Hecking wiederum hatte gegenüber dem 1:5 gegen Dortmund vom Dienstag gleich zwei Veränderungen vorgenommen. Statt Ricardo Rodríguez und Bruno Henrique spielten Jannes Horn und Paul Seguin.

Es entwickelte sich eine Partie, die zunächst keines der beiden Teams wirklich in Besitz zu nehmen vermochte. Doch gemessen an der Einfallslosigkeit der zunehmend ins Auge stechenden Wolfsburger wirkten die bis zum Samstag punktlosen Werderaner schon bald etwas reicher an Eingebungen. Vor allem waren sie weit weniger blutarm als die Niedersachsen, die ein Schatten der Mannschaft sind, die noch vor gut einem Jahr die Saison 2014/15 als Vizemeister beendet hatten.

Allein der Drang, den Werders Kapitän Clemens Fritz, von der ersten Minute an an den Tag legte, überwog den Willen der gesamten Wolfsburger Elf. Fritz stand stellvertretend für ein Team, das handlungsschneller und zielstrebiger als die Wolfsburger war. Vielleicht, weil man ihnen vor der Partie so etwas wie ein Ziel mitgeteilt hatte: das gegnerische Tor, das vor allem dem starken Olympia-Fahrer Serge Gnabry zur erfrischenden Obsession gereicht.

Gemessen am bisherigen Saisonverlauf (vier Spiele, null Punkte, 3:14 Tore) und den nervösen Debatten um den künftigen Vorgesetzten agierten die Bremer couragiert und hatten auch mehr Chancen als die Wolfsburger. Allein, mit der Verwertung haperte es. Nach einer Ecke verfehlte Niklas Moisander per Kopf (7. Minute), Zlatko Junuzovic schaffte es bei einem direkten Freistoß lediglich, Wolfsburgs Torwart Koen Casteels zu einer Glanztat zu zwingen (27.), Dauerflitzer Serge Gnabry (34.) schoss aus gut 20 Meter nur knapp rechts am Tor vorbei, Gebre Selassie (40.) bekam bei seinem Schuss den Körper über den Ball, den ihm Ousman Manneh abgelegt hatte. Bis Julian Draxler wenige Minuten vor der Pause erwachte, hatte Wolfsburg alledem nur einen Schuss von Vieirinha entgegenzusetzen (12.).

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In der Pause wechselte Wolfsburgs Coach Hecking Daniel Caliguri für Mittelfeldmann Seguin ein. Die Wolfsburger schienen zunächst besser ins Spiel zu kommen. Draxler prüfte in der 51. Minute die Fäuste von Werders Torwart Drobny. Doch dann schien sich die Werder-Elf und das Publikum gewahr zu werden, dass die Dunkelheit über dem Osterdeich eingebrochen war und das Flutlicht das Stadion in Beschlag nahm. Gnabry versprühte Gefahr nach Belieben, aber ohne Fortune im Abschluss, bis schließlich die aus Bremer Sicht unheilvolle 69. Minute anbrach, die das 0:1 brachte. Werder-Coach Nouri brachte noch, als quasi letzte Amtshandlung, Lennart Thy und Niklas Schmidt für Manneh und Fritz. Doch als alles danach aussah, dass Werder nicht mehr als einen vom eingewechselten Rodríguez abgefälschten Schuss von Izet Hajrovic zuwege bringen würde, reklamierten Thy und Gebre Selassie die Heldenrollen für sich.

Und die Trainerfrage? Sie bleibt vorerst ungelöst. Mit dem HSV, der am Samstag gegen den FC Bayern mit 0:1 verlor, konkurriert Werder Bremen um die Gunst von Markus Gisdol (ehedem Hoffenheim). "Er ist sicher ein Kandidat", sagte Werder-Chef Klaus Filbry. An der Weser werden auch noch immer André Breitenreiter und Andreas Herzog gehandelt. Die am Samstagmorgen verbreitete Meldung, dass Werder Bremen tatsächlich mit dem Niederländer Louis van Gaal verhandle, sorgte am Bremer Osterdeich für Amüsement. Wer auch immer das Amt übernehmen sollte, die Leistung Werders lässt ahnen, dass der Bremer Kader besser ist, als die Leistungen unter Viktor Skripnik vermuten ließen. Für den VfL Wolfsburg wiederum deuten sich schwierige Zeiten an.

(Text von Javier Cáceres, Bremen)

Javier Hernandez hat Bayer Leverkusen aus dem Tief geschossen: Die ambitionierte Werkself gewannen dank eines Dreierpacks des Mexikaners 3:2 (1:2) beim FSV Mainz 05. Den drei Treffern des Lateinamerikaners (32./66./90.+2) standen die FSV-Tore durch Yunus Malli (31.) und Stefan Bell (35.) gegenüber. Beide Mannschaften sind in der kommenden Wochen wieder im Europacup-Einsatz. Bayer ist am Dienstag in der Champions League beim AS Monaco gefordert, die Mainzer müssen am Donnerstag in der Europa League beim FK Qäbälä in Aserbaidschan antreten.

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Michael Hector hat Eintracht Frankfurt beim Torfestival gegen Hertha BSC in letzter Minute einen Punkt gerettet. Der eingewechselte Innenverteidiger traf in der Nachspielzeit zum verdienten 3:3 (2:1) und bewahrte die Hessen damit vor der ersten Saison-Heimniederlage. Vor 45 000 Zuschauern hatten zuvor Marco Fabian (39. Minute) und Alexander Meier (45.) für die Hausherren getroffen. Die Berliner Tore erzielten Vedad Ibisevic (19./Foulelfmeter/58.) und Alexander Esswein (65.). Durch den Last-Minute-Gegentreffer in der Nachspielzeit verpasste die Hertha den vorübergehenden Sprung auf den dritten Tabellenplatz.

Borussia Mönchengladbach hat sich mit einem Arbeitssieg auf den Champions-League-Kracher gegen den FC Barcelona eingestimmt. Die Mannschaft von Trainer André Schubert bezwang den FC Ingolstadt 2:0 (1:0) und setzte sich mit dem zehnten Heimsieg in Serie in der erweiterten Spitzengruppe fest. Um gegen die Stars von Barca am Mittwoch bestehen zu können, bedarf es aber einer erheblichen Leistungssteigerung. Lars Stindl (42.) erzielte den Führungstreffer des fünfmaligen deutschen Meisters in einer niveauarmen Begegnung. Für den Schlusspunkt sorgte Oscar Wendt (76.). Die Gäste stecken nach der vierten Niederlage in Folge im Tabellenkeller fest.

Trainer Dirk Schuster hat seiner "alten Liebe" Darmstadt 98 gleich beim ersten Wiedersehen richtig weh getan. Schuster bezwang die Lilien mit seinem FC Augsburg verdient 1:0 (0:0) und feierte nach zwei Niederlagen seinen ersten Heimsieg als Coach der Schwaben. Alfred Finnbogason bescherte dem FCA mit seinem ersten Saisontor (46.) den ersten Sieg gegen Darmstadt. Augsburg (sieben Punkte) setzte sich damit etwas von den Hessen (vier) ab. Die beendeten das von beiden Seiten mit vollem Einsatz geführte Duell nach der Gelb-Roten Karte gegen Leon Guwara (45.+3) mit zehn Mann.

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