0:5 beim FC Bayern:Dortmund zaudert und verliert

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Der BVB zauderte in München, auch Marco Reus (rechts). (Foto: REUTERS)

Der BVB geht unter, weil Trainer Favre einen gravierenden Fehler begeht. Trotzdem muss die Entscheidung, wer Meister wird, nicht zwangsläufig zugunsten des FC Bayern ausfallen.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Sechs Spieltage bleiben in dieser Saison, und das Seltsame in diesem Wettstreit um die Meisterschaft ist, dass noch nicht feststeht, dass der FC Bayern den Titel am Ende wieder gewinnen wird. Nicht einmal nach diesem Spiel am Samstagabend, in dem der Abstand der Münchner zum ersten Konkurrenten so wirkte wie im vergangenen halben Jahrzehnt. Es wirkte, als agierten da zwei Mannschaften in verschiedenen Sphären.

5:0 hat der FC Bayern gegen Dortmund gewonnen, er hätte noch höher gewinnen können, bei 22:4 Torschüssen. Nun führen die Münchner die Tabelle wieder an, allerdings mit diesem an Winzigkeit kaum zu unterbietenden Vorsprung von einem Punkt. Daher: Nein, die Meisterschaft ist nicht entschieden. Doch am Samstag hat sich in beiden Mannschaften eine Mentalität gezeigt, die über die nächsten Wochen entscheiden dürfte. Es war, zumindest an diesem Abend, auch die Mentalität der Trainer.

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Niko Kovac hat sich in seinem ersten Jahr in München viel Kritik anhören müssen, er ist der große Gewinner, zumindest an diesem Abend. Die erste Halbzeit war die beste Phase, die die Mannschaft unter ihm hatte. Die war gierig, leidenschaftlich, unnachgiebig, strotzte nur so vor Power und Selbstvertrauen. Und: Sie spielte geradlinig nach vorne. Sie zeigte dabei eine Mentalität, die auch ihr Trainer in diesen Tagen zeigt, eine energische Jetzt-erst-recht-Mentalität. Diese stand dem FC Bayern nie schlecht, so gewann das Team unter anderem zweimal die Champions League, 2001 und 2013.

Die größte Herausforderung wartet auf den FC Bayern erst noch

Lucien Favre dagegen hat schon immer eine Neigung zum Zocken gehabt, Kritiker würden sagen: zum Zaudern. Er hat am Samstag das versucht, was all die Gegner gemacht haben, die gegen München in dieser Saison chancenlos waren: Er hat seine Mannschaft nicht von ihren Stärken her gedacht, sondern von ihren Schwachpunkten. Dass er die personell ohnehin ausgedünnte Offensive zusätzlich schwächte, indem er auf Mario Götze verzichtete, diente lediglich der Wolfsburgisierung seiner Mannschaft: Wie vor wenigen Wochen der VfL Wolfsburg verkroch der BVB sich vor dem eigenen Tor und sah sich selbst beim Auseinanderfallen zu. (Dortmund kassierte immerhin ein Gegentor weniger als der VfL vor einem knappen Monat.)

Wird der FC Bayern also weiterhin diese Mentalität bewahren? Wird die Mannschaft wie der Trainer weiterhin beweisen wollen, dass sie besser ist als ihr Ruf? Und wird der BVB diese Niederlage abschütteln können? Oder werden Favre und seine Zauderlehrlinge noch lange zögern und hadern, über die äußeren Umstände, aber auch über sich selbst? Nur wenn beide Mannschaften an den nächsten Spieltagen weiter so auftreten wie an diesem Samstag ist die Meisterschaft schon vergeben.

Die Meisterschaft, das steht fest, wird so spät entschieden werden wie seit Jahren nicht mehr. Und die Entscheidung muss nicht zwangsläufig zugunsten des FC Bayern ausfallen. Denn auf den Titelverteidiger wartet die große Herausforderung erst noch: Er muss nun bestätigen, dass er diese beeindruckenden Leistungen auch in den Spielen abrufen kann, die nicht auf der ganz großen Bühne stattfinden. Dass dies dem FC Bayern zurzeit gelegentlich schwerfällt, hatte im Herbst ein intimer Kenner der Mannschaft angemerkt. Sein Name: Niko Kovac.

© SZ vom 07.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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