Zweite Bundesliga:Der Wind dreht sich

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Lebenszeichen in Franken: Der FC Ingolstadt wittert nach dem 5:0-Derbysieg gegen den Club Morgenluft im Abstiegskampf. (Foto: Wolfgang Zink/imago)

Während der 1. FC Nürnberg und Jahn Regensburg den Kontakt zu den Spitzenplätzen langsam verlieren, schöpft Schlusslicht Ingolstadt durch den Kantersieg beim Club neue Hoffnung.

Von Stefan Galler, Nürnberg/München

Eine Mannschaft aus dem erweiterten Kreis der Aufstiegsaspiranten empfängt das abgeschlagene Tabellenschlusslicht - und der Underdog ballert den Favoriten aus dessen Stadion. Beim bayerischen Zweitligaderby am Freitagabend im Max-Morlock-Stadion fand mal wieder eines dieser Fußballspiele statt, in dem ein ahnungsloser Beobachter nicht in der Lage gewesen wäre, einzuschätzen, welches der beiden Teams in der Rangliste oben und welches unten unterwegs ist. Für Außenseiter FC Ingolstadt könnte der sensationelle 5:0 (3:0)-Auswärtserfolg beim 1. FC Nürnberg eine Wende zum Guten sein, Rüdiger Rehm äußerte jedenfalls eine entsprechende Hoffnung: "Natürlich kann so ein Sieg viel auslösen", sagte der FCI-Trainer. "Es war nicht nur eine schlechte Leistung der Nürnberger, sondern eine überragende Leistung meiner Mannschaft, die es über 90 Minuten durchgezogen hat." Dagegen scheint der Club in der Tabelle nach der dritten Niederlage aus den vergangenen fünf Spielen den Anschluss nach oben zu verlieren, er liegt mittlerweile fünf Zähler hinter dem Relegationsplatz.

Fünf Gegentore: Club-Torwart Christian Mathenia ist bedient. (Foto: Daniel Marr/Zink/imago)

Wie in der Nürnberger Vereinshymne besungen, hat sich der Wind gedreht - und so geht es auch dem SSV Jahn Regensburg, der am Samstag beim FC Schalke 04 wieder mal eine Führung aus der Hand gab (mittlerweile hat man bereits 18 Punkte nach eigenem Vorsprung eingebüßt) und dem nun bereits sieben Zähler auf den dritten Rang fehlen - von den letzten sechs Zweitligaspielen verloren die Oberpfälzer fünf. "Wenn wir so weitermachen, wie wir heute unterwegs waren, holen wir in naher Zukunft auch wieder Punkte", meinte immerhin Stürmer Andreas Albers, der mit einem beherzten Schuss aus gut 20 Metern in der 32. Minute für die Führung des Jahn gesorgt hatte. Und wer weiß, wie die Partie ausgegangen wäre, hätte Carlo Boukhalfa nach einer Stunde auf 2:0 für die Ostbayern erhöht, doch der Ball klatschte an die Querlatte. Unmittelbar danach folgte die Wende, Torjäger Simon Terodde glich für Schalke aus (64.); nach Freistoßflanke von Marius Bülfer köpfelte Malick Thiaw den Siegtreffer für Königsblau (73.) - eine Co-Produktion zweier Einwechselspieler.

"Wir haben viele Sachen richtig gut gemacht", bilanzierte Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic. Und Rechtsverteidiger Konrad Faber ergänzte: "Wir können mitnehmen, wie wir auf Schalke aufgetreten sind. Wir waren mutig, haben gezeigt, was unseren Fußball ausmacht." Am kommenden Samstag (20.30 Uhr) gegen St. Pauli soll wieder Zählbares herausspringen.

Unbelohnte Helden: Wie so oft in dieser Saison gaben die Regensburger auch auf Schalke eine Führung aus der Hand. (Foto: Sascha Janne/imago)

Der andere enttäuschte bayerische Zweitligist des Wochenendes hatte deutlich weniger Grund, positive Schlüsse aus seiner 0:5-Heimpleite zu ziehen. "Ich habe der Mannschaft direkt gesagt, dass es so nicht geht", sagte Nürnbergs Trainer Robert Klauß. "Die Mängelliste ist extrem lang - zu lang, um das alles aufzulisten." Von Beginn an war Ingolstadt wach und aggressiv, Florian Pick (13.) und Dennis Eckert Ayensa (17.) trafen früh, noch vor der Pause erhöhte Filip Bilbija auf 0:3 (43.). Und der Tabellenletzte ließ auch im zweiten Durchgang nicht nach, Patrick Schmidt (49.) und Valmir Sulejmani (80.) gaben dem Club schließlich mit ihren Toren den Rest "Es kann schon sein, dass es der eine oder andere vielleicht auf die leichte Schulter genommen hat", sagte FCN-Keeper Christian Mathenia. Ausgerechnet beim ersten Spiel mit immerhin 10 000 Zuschauern nach der neuerlichen Geisterspiel-Phase gab es gleich ein gellendes Pfeifkonzert, Trainer Klauß erwartet "eine Woche voller Häme und Spott". Die Chance zur Wiedergutmachung bietet sich am kommenden Samstag (13.30 Uhr) in Karlsruhe.

Bei den Ingolstädtern, die auf ihre Stammkräfte Stefan Kutschke und Marcel Gaus verzichten mussten, erzeugte der Erfolg viel Selbstvertrauen: "Wir sind keine Laufkundschaft, gegen die man die Punkte einfach so mitnimmt, sondern wir haben zuletzt schon eine gute Stabilität gezeigt. Das war heute nur ein weiterer Schritt auf unserem Weg, und den werden wir weitergehen", sagte Trainer Rehm. Und der herausragende Eckert Ayensa rief seine Freude in den fränkischen Abendhimmel: "Ingolstadt lebt - wir leben. Trotzdem gibt's auch für ein 5:0 nur drei Punkte. Ich gewinne lieber fünfmal 1:0, aber trotzdem war das ein Ausrufezeichen nach innen und außen."

Nun heißt es für den FCI, im Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen den Konkurrenten Sandhausen nachzulegen, im Falle eines Sieges wäre der Relegationsrang wieder in Reichweite. Stürmer Patrick Schmidt, der erstmals seit Ende Juli wieder einen Treffer erzielte, brachte es auf den Punkt: "Das war nur ein erster Schritt, jetzt brauchen wir noch 13 weitere."

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