1. FC Nürnberg:Ein ehrenwerter Depp

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Nürnbergs Hanno Behrens liegt nach Spielende auf dem Rücken auf dem Platz und schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen. (Foto: dpa)

Der 1. FC Nürnberg ist nach der Niederlage gegen Hannover wieder Tabellenletzter, der Abstieg droht. Doch der Club taugt trotzdem als Heldenfigur dieser Bundesliga-Saison.

Kommentar von Sebastian Fischer

Die Rolle, die der 1. FC Nürnberg, deutscher Meister von 1967/1968, in der Bundesliga-Saison 2018/2019 einnimmt, ist eine ehrenwerte. In einer Liga, in der außergewöhnliche Trainer und aufregende Talente die Protagonisten sind, ist der Club eine Art Identifikationsfigur für Jedermann. Es erinnert ein wenig an eine dieser typischen Kinokomödien, in der sich der Held erst mal ein paar Szenen lang zum Depp macht, um die Wandlung zum Helden so richtig besonders zu machen. Doch anders als im Kino scheint das Happy End in Nürnberg auszubleiben.

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Schon der Aufstieg in die erste Liga in der vergangenen Saison war ein eher glücklicher gewesen - dem Umstand geschuldet, dass bereits der Vierte der Abschluss-Tabelle eher gegen den Abstieg als um einen Spitzenplatz spielte. Weil die eigenen Finanzen kaum etwas anderes hergaben, verzichtete Nürnberg dann auf einen großen Kader-Umbau im Sommer - und trat mit einer besseren Zweitligamannschaft in der ersten Liga an. Die für den (neutralen) Zuschauer durchaus amüsanten Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten: 0:7 gegen Dortmund, 0:6 gegen Leipzig.

Was darauf folgte, war wieder filmreif, denn es entsprach so gar nicht den Gepflogenheiten der Branche. Nürnberg entließ nicht den Trainer Michael Köllner, Nürnberg veränderte auch im Winter den Kader kaum - und nach Niederlagen sprachen die Spieler stets vom Zusammenhalt im Team als großem Trumpf, als würden sie an einer Neufassung von "Elf Freunde müsst ihr sein" arbeiten, dem Klassiker unter den Fußballromanen. Doch anders als im Roman, anders als im Kino, scheitern die Helden an der schweren Prüfung, über sich hinauszuwachsen.

Nürnberg kämpfte, Nürnberg glaubte an sich

Das Spiel gegen Hannover 96 an diesem 21. Spieltag war ein neuerliches Beispiel für die Nürnberger Tugenden. Die Begegnung der beiden historisch punktarmen Tabellenletzten, zuvor in den sozialen Medien bereits als "#elkackiko" veralbert, hielt, was sie versprach: ganz wenig Fußballkunst. Aber Nürnberg kämpfte, Nürnberg glaubte an sich. Nürnberg spielte, dass man der Mannschaft den Sieg gönnen musste. Nürnberg hielt auch hinterher noch zusammen, die Verleugnung offensichtlicher Fehler eingeschlossen. Der junge Simon Rhein hatte nach einem übermotivierten Sprung auf das Knie von Julian Korb zurecht schon nach elf Minuten die rote Karte gesehen. Doch Manager Andreas Bornemann, der auch Trainer Michael Köllner weiterhin nicht in Frage stellt, griff im Interview die Schiedsrichter für eine angebliche Fehlentscheidung an und behauptete, ein Sieg wäre verdient gewesen. Gewonnen hat allerdings Hannover, ein Klub voller schlechter Laune und Unruhe, allerdings mit den bewährten Mitteln der Branche ausgestattet: Zwei Tore schoss Nicolai Müller, im Winter sicher nicht ganz billig ausgeliehen.

Der Club, der sich selbst gern einen Depp nennt, ist nach 21 Spielen natürlich noch längst nicht abgestiegen. Doch das absehbare Ende dieser Saison ist an diesem Wochenende noch mal wahrscheinlicher geworden. Sollten sie es doch noch irgendwie abwenden können, ohne Zugänge oder Trainerwechsel, dann sollte jemand einen Film draus machen.

© SZ vom 10.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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