1. FC Nürnberg:Einig in der Ablehnung

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"So macht es keinen Spaß": Nürnbergs Fans fordern mit dem Betreten des Stadion-Innenraums ein großes Polizeiaufgebot heraus. (Foto: Wolfgang Zink/Sportfoto Zink/Imago)

Der 1. FC Nürnberg und Kaiserslautern trennen sich 1:1 in einem Spiel, das wegen der Fanproteste gegen den DFL-Investorendeal kurz vor dem Abbruch steht: Rund 300 Club-Fans klettern über die Absperrung.

Von Christoph Ruf

Dass die zweite Liga in dieser Saison besonders reizvoll ist, war in den vergangenen Wochen schon häufig zu lesen und zu hören - gerne unter Erwähnung einiger aktueller Erstligisten, deren Namen und Fanbasis nicht ganz an die des FC Bayern oder von Borussia Dortmund heranreicht. Auch am Sonntag kamen knapp 36 000 Menschen zu einem Spiel des Zweitliga-Zehnten Nürnberg gegen den 16. Kaiserslautern, das im ersten Durchgang kurz vor dem Spielabbruch stand. Denn die beiden Fankurven sind sich bei aller Rivalität als Anhänger von Traditionsvereinen dann doch sehr einig in ihrer Ablehnung eines Liga-Investors.

Schon 20 Minuten vor Anpfiff wurde die DFL deshalb im Wechselgesang aus beiden Lagern geschmäht. Und während die Nürnberger Nordkurve eine aufwendige Choreografie zeigte, in der die Investoren als unverträgliche Medizin dargestellt wurden ("Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre lokale Fanszene"), ließ der Pfälzer Anhang bereits vor dem Anpfiff so lange Tennisbälle auf den Rasen regnen, dass sich der Spielbeginn um ein paar Minuten verzögerte.

Als dann eine ereignisarme Anfangsphase absolviert war, passierte etwas, das selbst in der facettenreichen Geschichte der diesjährigen Fanproteste einen Tabubruch darstellt. Rund 300 Club-Fans kletterten über die Absperrung, bauten sich hinter dem Tor auf und zeigten ein weiteres Transparent, das den eigenen Verein aufforderte, "standhaft" in seiner Gegnerschaft zum Investorendeal zu bleiben. Sofort rückte behelmte Polizei an, verzichtete allerdings auf eine direkte Intervention, derweil FCN-Geschäftsführer Niels Rossow und Kapitän Jan Gyamerah das Gespräch mit den Protestierenden suchten - und dabei offenbar erfolgreich waren. Nach 16 Minuten gingen die Fans zurück in die Kurve. So nah an einem Abbruch dürfte seit Beginn der Proteste wohl dennoch kein Spiel gewesen sein, wenngleich die Proteste dem Vernehmen nach offenbar noch innerhalb des von der DFL vorgestellten Dreistufenplans waren - zumindest, was ihre Dauer angeht.

Dass das Spiel dann doch noch fortgesetzt wurde, schien die Heimmannschaft allerdings erst mal nur bedingt zu begreifen, denn der Club wirkte streckenweise wie sediert. Damit spielte er passend zum Plan von Lauterns neuem Trainer, der von FCN-Coach Cristian Fiél zuvor als "Trainerlegende" geadelt worden war: Friedhelm Funkel, der in der Westpfalz beim ersten Training von 1000 Zuschauern bejubelt worden war, hatte dem FCK im Fränkischen einen einfachen, aber strukturierten Fußball verordnet. Dass Kenny-Prince Redondo (29.), Ragnar Ache (30.) und Richmond Tachie (37.) dabei das Tor nicht trafen, lag allerdings gewiss nicht an Nürnberger Abwehrmaßnahmen.

Der 17-jährige Finn Jeltsch zeigt nach seiner Einwechslung ein richtig gutes Spiel

Es blieb also zur Pause beim 0:1 durch Tachie (34.). Als die um 17 Minuten verlängerte erste Halbzeit vorbei war, dürften sich die meisten Zuschauer dann auch gewünscht haben, dass ihr Team sich im zweiten Durchgang auch ein wenig am Spiel beteiligen möge. Etwas besser wurde es im zweiten Durchgang dann auch, zumindest im Rahmen einer Partie, die insgesamt schlüssig nachwies, dass Tradition eines nicht garantiert: guten Fußball.

Immerhin gab es aus Club-Sicht zwei positive Aspekte. Zum einen zeigte der erst 17-jährige Finn Jeltsch nach seiner Einwechslung ein richtig gutes Spiel. Und zum zweiten erzielte Can Yilmaz Uzun nach Vorlage von Sebastian Andersson seinen elften Saisontreffer zum Ausgleich (65.). Von alldem redete beim Club indes nach dem Schlusspfiff kaum noch jemand. Zu tief saß der Schock über die Massivität der Proteste, die Trainer Fiél zu einer inständigen Bitte veranlassten: "Ich wünsche mir eine Sache und kann gar nicht sagen, wie sehr ich mir das wünsche: dass alle, die das betrifft, zusammenkommen und eine Lösung finden. So macht es keinen Spaß."

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