FC Bayern in Frankfurt:Attacke nach der kontrollierten Offensive

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Echaucffierte sich über Spaniens Fußballverband: Matthias Sammer.  (Foto: Bongarts/Getty Images)

Beim FC Bayern werten sie den knappen Erfolg gegen Frankfurt als Beleg für eine verbesserte Stabilität - dabei wäre auch ein Punktverlust möglich gewesen. Für Aufregung sorgt Javi Martínez, obwohl er gar nicht dabei ist. Sportvorstand Matthias Sammer poltert gegen den spanischen Verband.

Von Maik Rosner, Frankfurt

Wenn es der Wahrheit entsprochen hat, was Manuel Neuer und Armin Veh später erzählt haben, dann sind die Zuschauer in der Frankfurter Arena Zeugen zweier ziemlich ungewöhnlicher Strategien geworden, zumindest auf den ersten Blick. Neuer hatte den ersten Hinweis darauf gegeben, als er nach dem 1:0 (1:0) seines FC Bayern bei Eintracht Frankfurt erklärte, man habe bewusst darauf verzichtet, die Gastgeber zu zerlegen.

"Wir wollten hier jetzt nicht Frankfurt an die Wand spielen und besonders hochkarätigen Fußball spielen", gab der Nationaltorwart an. Immerhin bezog er in seine Schilderungen kein Mitleid für die 1:6-Niederlage ein, die die Gastgeber in der Vorwoche bei Hertha BSC erlitten hatten. Völlig unglaubwürdig als allzu großer Mildtäter wollte Neuer wohl auch nicht dastehen.

Doch spätestens, als der Trainer Veh von der unterlegenen Eintracht kurz darauf ähnlich bestimmt erklärte, "wir wollten heute wenig Ballbesitz haben", begannen die Zuhörer so langsam zu zweifeln, ob es wirklich eine gute Idee war, dem Spiel beigewohnt zu haben. Im Stadtpark, gemütlich auf einer Decke liegend, wäre wohl mehr los gewesen als bei diesem angeblich gezielt kunstarmem Kick - könnte man meinen.

Zwei strittige Szenen

Doch hinter den eigentümlich anmutenden Strategien verbarg sich ja eine große List. Wenig Ballbesitz, dafür aber Platz zum Kontern, so hatten sich das die Frankfurter ausgemalt. Nicht so viel zaubern, sondern mit Bedacht agieren und möglichst Ball und Räume für sich beanspruchen, das war die Idee der Münchner. Für den FC Bayern ging der Plan auf. Allerdings: Beinahe hätte dies auch die Eintrach behaupten können.

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Denn herausgekommen war rund um den Leerlauf ein anfangs sehenswertes und gegen Ende sogar spannendes Spiel. Was auch daran lag, dass die überlegenen Münchner nach dem 1:0 von Mario Mandzukic durch eine Volleyabnahme (13.) ordnungsgemäß auf die hohe Fußballkunst verzichtet hatten und der Eintracht, die den Ball ja eigentlich gar nicht haben wollte, noch Gelegenheiten zum Ausgleich einräumten.

Zum Beispiel durch Alexander Meiers Chance kurz vor Schluss, auf deren Abschluss Jérôme Boateng in vollem Lauf mit einem Handschubser strafstoßreif einwirkte. Für Veh war das "ein klarer Elfmeter". Oder durch Meiers Tor kurz vor der Pause, das zu Unrecht wegen einer angeblichen Abseitsstellung aberkannt worden war. Wäre in einer dieser Szenen der Ausgleich gefallen, Pep Guardiola wäre ein wenig in Erklärungsnot gekommen.

So aber konnte der Münchner Trainer nach einem überwiegend geruhsamen Nachmittag recht zufrieden seinen Strategie-Ertrag bilanzieren. "Ich freue mich über das Auftreten der Spieler. Vor allem bin ich zufrieden mit unserer Spielkontrolle", sagte der Katalane, "gegen Mönchengladbach haben wir zu viele Konter zugelassen. Das haben wir heute besser kontrolliert." Beim Triple-Sieger haben sie ihren Erfolg also routiniert zur Kenntnis genommen und ihn zugleich als Zeichen einer verbesserten Stabilität gewertet.

Die Münchner Zufriedenheit hinderte Armin Veh nicht daran, seine Vorgaben ebenfalls als erfüllt anzusehen. Man habe ja gewusst, "dass die Bayern eine erstklassige Mannschaft haben. Das haben sie auch gezeigt", befand er. Und "dass sie natürlich das Spiel kontrolliert haben, war aber auch von uns im Mittelfeld so gewollt. Was nicht gewollt war, dass wir nach 15 Minuten das 0:1 bekommen, aus einer Situation heraus, in der wir in Ballbesitz sind."

Es hätte noch eine Weile so weitergehen können mit den wunderlichen Einlassungen. Doch draußen vor der Tür hatte sich Matthias Sammer bereits rasant von der kontrollierten Offensive der übrigen Münchner verabschiedet. Der Sportvorstand ging ziemlich ungestüm in den Angriff über.

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"Im Ummanteln der Dinge sind wir ja auch ganz gut geworden", hob Sammer an und verlieh damit wohl auch seinem Wunsch nach deutlicheren Worten in Vereinsthemen Ausdruck. Näher umriss er das allerdings nicht. Dafür geriet seine gezielte Attacke auf den spanischen Fußballverband (RFEF) ziemlich unmissverständlich.

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Der RFEF hatte nach Sammers Angaben Bayerns Nationalspieler Javier Martínez vom 20.000-Kilometer-Ausflug nach Ecuador (2:0) unter der Woche in keiner spieltauglichen Verfassung wieder nach München geschickt. "Eine Zumutung für die Spieler", schimpfte Sammer auch mit Blick auf den zweiten spanischen Globetrotter Alcántara, "vielleicht hätten wir Thiago noch über Sydney oder Melbourne schicken müssen".

Sammer redete sich in Rage: "Javi ist in einem Zustand wiedergekommen, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Es ist unverschämt, was man diesen Spielern zumutet." Thiago sei überdies "völlig kaputt und leer" gewesen, wetterte Bayerns Sportvorstand. Sein Auftritt war mit dem Begriff Angriff inzwischen nur noch milde zu umschreiben.

"Die Kommunikation ist katastrophal"

"Ich bin ja schon froh, wenn die überhaupt wiederkommen, denn auch die Kommunikation ist katastrophal. Die Einladungen kommen sauspät, und wir erfahren auch spät, wann die Spieler zurückkehren. So geht man nicht miteinander um. Selbst Peps Drähte haben uns da nicht geholfen", schloss Sammer.

Guardiolas Landsleute von der Nationalmannschaft reagierten zunächst nicht auf die Vorwürfe. Der Trainer der Münchner hatte für die Angelegenheit nur einen süffisanten Kommentar übrig: "Ecuador ist weit weg", teilte er zur allgemeinen Erheiterung mit, zudem sei Martínez wegen Adduktorenbeschwerden gar nicht erst mit nach Frankfurt gereist.

Ein längerer Ausfall steht aber wohl nicht zu befürchten. Beim FC Bayern erinnert man sich ja noch mit Grausen, wie einst der Niederländer Arjen Robben von der WM 2010 in Südafrika mit einem verschleppten Muskelbündelriss zurückgekehrt war. Sein sechsmonatiger Ausfall hatte zu heftigen Streitereien zwischen dem FC Bayern und dem niederländischen Fußballverband KNVB geführt.

Damals, so sahen es alle Beteiligten, wurde nicht immer die Wahrheit gesagt. Ein Vorwurf, den sich Manuel Neuer und Armin Veh bestimmt nicht machen würden.

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