Hamburger SV verliert gegen Hoffenheim:Wiederauferstehung der TSG

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Fünf Tore für Hoffenheim! Modeste (rechts) und Firmino beim Jubel. (Foto: dpa)

Nur mit viel Glück verhinderte die TSG Hoffenheim den Abstieg, nun sind die Kraichgauer zurück: Mit rasantem und ideenreichem Fußball schlagen sie den Hamburger SV mit 5:1 - und stürzen die Kummer gewohnten Hanseaten in die nächste Krise.

Von Lisa Sonnabend

Es war der 11. Mai, der vorletzte Spieltag der Bundesligasaison 2012/2013, als der Hamburger SV und die TSG Hoffenheim aufeinandertrafen - doch es stand schon vorher fest, dass es bei diesem Spiel keinen Gewinner geben wird. Denn der Traditionsverein, der einen Europaleague-Platz verpasste, und der kräftig gesponserte Dorfverein, der auf einem Abstiegsrang lag, kämpften in diesen letzten Bundesligatagen mit um den Titel "Der größte Verlierer der Saison".

Die TSG Hoffenheim verlor jenes Spiel 1:4, doch irgendwie war dem Klub dann ja doch noch der Klassenerhalt gelungen und irgendwie hatte es sogar der Hamburger SV geschafft, nach der verkorksten Saison, nach blamablen Testspielen und nach Unstimmigkeiten in der Mannschaft wieder so etwas wie Aufbruchstimmung zu verströmen. Am ersten Spieltag starteten die Hamburger mit einem beachtlichen 3:3 auf Schalke, auch Hoffenheim gelang gegen Nürnberg ein Unentschieden. Neue Saison, neues Glück? Nach diesem Samstagnachmittag lässt sich sagen: Der Hamburger SV steht weiter auf der Verliererseite. Mit 1:5 (1:1) verloren die Hanseaten gegen Hoffenheim. Die TSG dagegen zeigte eine beeindruckende Leistung.

HSV-Trainer Thorsten Fink ließ am zweiten Spieltag wie in Schalke ein 4-4-2-System spielen, mit Rafael van der Vaart und Hakan Çalhanoğlu an der Spitze. Stürmer Artjoms Rudnevs musste also erneut auf der Bank Platz nehmen. Hoffenheim setzte erneut auf Anthony Modeste im Angriff und begann druckvoll. Sehr druckvoll. Bereits in der fünften Minute gingen die Gäste in Führung. Fabian Johnson flankte herrlich auf Roberto Firmino, der köpfelte ins rechte Eck.

Es ging munter weiter. Beide Mannschaften agierten lebhaft, temporeich und spielten sich Chance um Chance heraus. HSV-Trainer Fink hatte vor dem Spiel über den Gegner gesagt: "Das ist eine komplett andere Mannschaft als im letzten Jahr." Er sollte Recht behalten. Diesmal standen sich nicht zwei Teams gegenüber, die von vornherein verloren hatten, sondern 22 Spieler, die unbedingt gewinnen wollten.

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In der 20. Minute machte dann allerdings einer nicht mehr mit: der Ball. Die Luft war raus, er musste ausgetauscht werden. Doch auch das neue Spielgerät bearbeiteten vor allem die Hoffenheimer intensiv, sie schalteten schnell um, das Mittelfeld stand exzellent. Als in der 28. Minute Modeste den überrumpelten Heiko Westermann austänzelte und aufs Tor zielen konnte, dürften die ausgemusterten TSG-Spieler um Tim Wiese aus "Trainingsgruppe Zwei" anerkennend vom Fernseher aus zugeschaut haben.

Doch auch im Strafraum der TSG kam es immer wieder zu brenzligen Situationen. In der 39. Minute hatten die Gäste noch Glück, dass der Schiedsrichter den drängelnden Jannik Vestergaard nicht mit einem Foulelfmeter bestrafte. Nur vier Minuten später war es dann allerdings soweit: Der Hoffenheimer Tarik Elyounoussi wusste eine Flanke nur mit dem Oberarm abzuwehren. Rafael Van der Vaart nahm den Ball und verwandelte wie bereits gegen Schalke souverän: ins linke untere Eck (44. Minute).

In der zweiten Hälfte ging es temporeich weiter, Hoffenheim gelangen immer wieder Konter. Nach einer Möglichkeit der Hamburger gab Firmino schnell weiter an Kevin Volland. Der lief unbedrängt bis in den Strafraum, zielte aus neun Metern und traf das lange linke Eck (50. Minute). Das erste Saisontor des 21-Jährigen, nachdem ihm vergangene Woche ein Treffer nicht gegeben wurde.

Wer dachte, der Hamburger SV würde nun nachlegen können, irrte. Zwar hatten die Gastgeber Pech, dass ihnen in der 60. Minute ein Elfmeter verwehrt blieb, als Andreas Beck arg an Beister zerrte. Doch es reihte sich eine Hoffenheimer Chance an die nächste. Trainer Fink reagierte und brachte seinen "echten" Stürmer Rudnevs (63.). Die einzig sichtbare Folge jedoch: Die Räume wurden bei Kontern der TSG noch größer, es purzelten nicht mehr nur Chancen, sondern Tore.

Erst gelang Firmino unbedrängt eine wunderbare Flanke vors Tor, wo Modeste stand und traf (67.). Die Hamburger Defensive wird für die Schludrigkeit sicher eine Extra-Trainingseinheit in der kommenden Woche erwarten. Wenig später ein ähnliches Bild: Wieder ein schneller Konter, wieder entwischte Firmino den Bewachern, wieder spielte er in die Mitte zu Modeste, der erneut traf (75. Minute). Und nur zwei Minuten später durfte Firmino den Ball noch einmal selber im Netz unterbringen, nach einer Vorlage von Volland (77. Minute).

1:5 verlor der Hamburger SV - und das verdient. "Das Defensivverhalten war sehr, sehr, sehr schlecht. Das war ein Lehrbeispiel, wie man es nicht macht", sagte Fink nach dem Spiel. TSG-Trainer Markus Gisdol dagegen befand: "In der zweiten Halbzeit hatten wir eine Phase, in der war jeder Schuss ein Treffer." Wer sich als großer Verlierer und wer als großer Gewinner fühlen durfte, war eindeutig.

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