Kiel:Günther sieht Deutschland in der härtesten Krisenzeit

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Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. (Foto: Axel Heimken/dpa/Archivbild)

Nach Einschätzung des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther durchlebt Deutschland in der Corona-Pandemie gerade die schwerste Krisenzeit....

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Kiel (dpa/lno) - Nach Einschätzung des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther durchlebt Deutschland in der Corona-Pandemie gerade die schwerste Krisenzeit. „Das ist der härteste Teil der Krise, durch den wir jetzt gehen“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Günther mahnte aber zu Realismus: „Niemand kann derzeit ausschließen, dass wir getroffene Maßnahmen nachjustieren müssen, weil sich die Situation anders als erhofft entwickelt“, sagte er. „So realistisch muss man mindestens für die nächsten drei Monate bleiben.“

Das bevorstehende Impfen und das Frühjahr mit längeren Aufenthalten im Freien seien hoffnungsfrohe Signale, sagte Günther. „Aber wir müssen demütig bleiben: Es ist nicht möglich, eine ganz verlässliche Perspektive zu bieten.“ Auch Schleswig-Holstein sei binnen weniger Tage von leicht sinkenden Infektionszahlen plötzlich in ein exponentielles Wachstum geraten. „Wer will da eine Langfrist-Prognose abgeben? Da muss man situationsbedingt agieren.“

Aus Günthers Sicht hat sich Deutschland in der Pandemie gut bewährt. Das gelte auch im Hinblick auf seine föderalen Strukturen und die Leistungsfähigkeit auch der unteren Verwaltungseinheiten, die eine solche Krise managen könnten. Im Rückblick hätte man die eine oder andere Entscheidung vielleicht anders treffen können. „Aber angesichts der Dimension dieser Pandemie hätte kein Land darauf perfekt eingestellt sein können.“ Auf die zweite Welle seien Bund und Länder in vielen Bereichen deutlich besser vorbereitet gewesen als auf die erste. So sei es zum Beispiel möglich gewesen, Schulen und Kitas lange offen und den Wirtschaftskreislauf in Gang zu halten.

Dass es wegen der hohen Infektionszahlen jetzt einen harten Lockdown mit schärferen Kontaktbeschränkungen sowie Schließungen von Geschäften und Schulen geben müsse, sei bitter. „Wir hätten uns gewünscht, auch mit den weniger harten Maßnahmen erfolgreich zu sein“, sagte Günther. „Aber in Krisen wie dieser muss man manchmal eben auf Sicht agieren und auch einmal Entscheidungen revidieren - dies bleibt bei einer solchen Herausforderung nicht aus.“

Das Land habe die personelle Verstärkung in den Gesundheitsämtern unterstützt. Auch deren Unterstützung durch andere Akteure wie Medizinischer Dienst der Krankenkassen oder Bundeswehr sei ausgesprochen hilfreich. „Wir sind auch in diesen Zeiten in Schleswig-Holstein noch in der Lage, Infektionsketten nachzuverfolgen, auch wenn dies angesichts der deutlichen Zunahme an Infektionen nicht mehr immer gelingt“, sagte Günther. Bei der Schutzausrüstung und der Einrichtung der Impfzenten sei es ebenfalls vorangegangen. „Wenn der Impfstoff jetzt früher kommt, war es umso wichtiger, dass wir uns gut darauf vorbereitet haben.“

Die Impfzentren seien einsatzbereit. „Abhängig von der verfügbaren Impfstoffmenge werden wir entsprechend der Priorisierung der Ständigen Impfkommission aber zuerst mit den mobilen Teams in den Pflegeeinrichtungen mit besonders gefährdeten Personen mit dem Impfen beginnen.“

Für grundsätzliche Analysen des Krisenmanagements sei es mitten in der Pandemie noch zu früh, sagte Günther. Dies sollte man im Laufe des nächsten Jahres machen. Im Übrigen sei das Land zur zweiten Corona-Welle auch besser aufgestellt, weil bestimmte Lehren gezogen worden seien. „Wir werden aber insgesamt noch eine Menge Lehren ziehen, auch was Arbeitsstrukturen und Digitalisierung angeht.“ Dass diese schneller vorankommen müsse, habe die Pandemie auch offenbart. „Manche Scheu vor Videokonferenzen wird jetzt wohl der Vergangenheit angehören.“ Wenn Bund und Länder aus der Krise richtig lernten, könnten sie aus dieser Krise gestärkt hervorgehen, sagte Günther.

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