Lübeck:Handwerk in Zeiten von Corona: Nicht alle Gewerke leiden

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Friseure, Optiker und Kosmetiksalons sind seit Wochen geschlossen und beklagen massive Umsatzeinbußen durch die Corona-Pandemie. Andere Gewerke dagegen scheinen...

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Lübeck (dpa/lno) - Friseure, Optiker und Kosmetiksalons sind seit Wochen geschlossen und beklagen massive Umsatzeinbußen durch die Corona-Pandemie. Andere Gewerke dagegen scheinen von der Krise kaum betroffen zu sein. Auf Baustellen und im Straßenbau wird gearbeitet wie immer und mancherorts sind zurzeit besonders viele Fahrzeuge von Handwerksfirmen zu sehen. Tatsächlich stellen wir bei unseren Beratungen fest, dass die Betroffenheit des Handwerks in den Gewerken unterschiedlich ausgeprägt ist, sagte die Sprecherin der Handwerkskammer Lübeck, Anja Schomakers. Das Bau- und Ausbauhandwerk ist wohl in vielen Fällen weniger betroffenen.  

So ist Bauunternehmer Johannes Specht aus Bad Segeberg mit seiner Auftragslage momentan recht zufrieden. „Wir haben für dieses Jahr genug Aufträge, die jetzt erst beginnen“, sagte Specht. „Wir bauen noch an die 100 Wohnungen, zwei weitere Aufträge sind noch in der Warteschleife. Für 2020 brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.“ Er kenne aber auch Betriebe, deren Auftragsbücher nicht so voll seien und die für dieses Jahr noch neue Arbeit brauchten, sagte der Obermeister der Baugewerbeinnung im Kreis Segeberg. 

Von unterschiedlichen Erfahrungen  berichtet der Stellvertretende Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung Neumünster, Dennis Schulz. Die Situation hänge stark vom Kundenprofil des jeweiligen Betriebes ab, sagte er. In meinem Betrieb in Neumünster, der sich auf die Sanierung von Brand- und Wasserschäden spezialisiert hat, läuft alles weiter wie bisher, sagte Schulz. In seinem Zweigbetrieb  in Flensburg dagegen laufe es nicht so gut. Hier haben wir hauptsächlich Privatkunden und viele von denen haben aus Angst vor Ansteckung Aufträge storniert, sagte er. Die 30 Mitarbeiter in seinem Flensburger Betrieb habe er deshalb in Kurzarbeit schicken müssen. Die 60 Mitarbeiter in Neumünster arbeiteten dagegen unverändert weiter.

Fliesenlegermeister Andreas Mellmann aus Lübeck und seine Mitarbeiter profitieren von den zwangsweisen Schließungen von Hotels und öffentlichen Gebäuden. Wir überarbeiten derzeit die Bodenfliesen in einer Lübecker Schule und in der Lobby eines großen Hotels, sagte Mellmann.

Auch der Lübecker Kreishandwerksmeister Carsten Groth bestätigte, dass vor allem das Bau- und Ausbauhandwerk aktuell weniger stark von Ausfällen betroffen sei als andere Gewerke. Die erledigen jetzt Arbeiten, die sonst nur nachts hätten durchgeführt werden können, sagte Groth. Das Baugewerbe profitiere zudem von der starken Baukonjunktur. 95 Prozent aller Großbaustellen laufen nach meiner Einschätzung trotz der Corona-Pandemie ganz normal weiter, sagte der Zimmerermeister.

Doch auch die Handwerker, die zurzeit noch gut zu tun haben, sind für die Zukunft eher skeptisch. Insgesamt driftet das Gesamthandwerk in eine Katastrophe hinein, die wohl noch keiner so richtig übersehen kann. Ich würde mir wünschen, dass alle meine Handwerkskollegen mit einem blauen Auge da durchkommen, sagte Specht.

Die Handwerkskammer Schleswig-Holstein hat deshalb öffentliche und private Kunden aufgefordert, Handwerksbetriebe durch Aufträge zu unterstützen. „Die Chance, relativ zeitnah einen Betrieb für Reparaturen oder Renovierungen zu bekommen, ist vermutlich jetzt ungleich höher als noch vor der Krise“, sagte der Kammerpräsident Jörn Arp.

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