Die Frage, wie denn nun der Winter wird, quält ernsthafte Propheten wie fragwürdige Kaffeesatzleser schon seit Urzeiten. Was dem modernen Wissenschaftler etwa der Polarwirbel für die Wintervorhersage ist, waren dem Landwirt einst Eichhörnchen oder Krabbeltiere ("Wenn im September viele Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen").
Dem modernen Touristiker reichen solche Prognosewerkzeuge freilich nicht mehr. Er möchte auch klare Aussagen übers Winterurlaubsgeschäft, weshalb in der jüngeren Vergangenheit die alten Bauernregeln von allerlei Umfragen abgelöst wurden. So will das britische Markt- und Meinungsinstitut Yougov mittels einer vom Sportartikelhersteller Schöffel in Auftrag gegebenen und vielzitierten Studie herausgefunden haben, dass die Winterurlaubslust - gelinde gesagt - gerade ziemlich im Keller ist. Mehr als jeder Vierte (26 Prozent) der potenziellen Winterurlauber wolle demnach auf Ferien im Schnee verzichten; ein weiteres knappes Viertel (23 Prozent) denke über Sparmaßnahmen beim Winterurlaub nach.
Man sollte keiner Umfrage trauen, die man nicht selbst gefälscht hat
Unabhängig davon, ob sich potenzielle Winterurlauber nicht schon auch früher Gedanken über Sparmaßnahmen gemacht haben, muss freilich trotz dieser irritierenden Ergebnisse kein Skigebietsbetreiber demnächst seine Schneekanonen auf Ebay stellen. Denn Abhilfe für zu viel Trübsal schaffen andere Erhebungen wie beispielweise die Winterpotenzialstudie des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT), das in Kiel sitzt. Im Auftrag der Österreich-Werbung hat das Kieler NIT jedenfalls ermittelt, dass die Anzahl derer, die einen Winterurlaub planen, mit 17 Millionen Menschen wieder Vor-Corona-Niveau erreichen könnte. Manch österreichisches Medium flankiert diese Zahl noch mit einer Studie der Innsbrucker Marketingagentur P8, die 300 Deutsche mit jüngerer Winterurlaubserfahrung in Österreich befragte. Ein Ergebnis: Von diesen schließen nur zwölf Prozent einen Skiurlaub kategorisch aus.

Kolumne "Ende der Reise":Kanaren, wir kommen
Mit niedrigen Energiekosten locken die Inseln Langzeiturlauber, den kompletten Winter dort zu verbringen. Dieses Konzept ließe sich noch deutlich ausbauen.
Weil man aber keiner Umfrage trauen soll, die man nicht selbst gefälscht hat, und erst recht keiner mit 300 befragten deutschen Winterurlaubern, ergab eine komplett unabhängige Blitzstudie der SZ im näheren Kollegenkreis, dass zwar alle in den Skiurlaub wollen, der Winter jedoch spät kommt und der Schnee früh wieder schmilzt - sofern sich die Wärme am Polarwirbel vorbeischleicht.

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Da aber wiederum zwei Drittel dieser Kollegen leider keine Ahnung von Winterprognosen haben, zum Abschluss der Hinweis auf zwei Volksweisheiten mit eindeutiger Aussage: "Ist der Oktober lind und fein, folgt ein strenger Winter drein." Und außerdem: "Wenn's Laub nicht vor Martini fällt, kommt eine große Winterkält'." Was ein strenger Winter und große Winterkält' in Zeiten der Energiekrise allerdings genau für den Tourismus bedeuten, erfordert natürlich eine weitere Umfrage.