Öffentlicher Verkehr im Winterchaos:Wie schön, wenn es mal keine Durchsagen für Reisende gibt

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Wenn nichts mehr geht, kein Zug, kein Auto, keine Tram, dann kann das ein wohltuend ruhiges Winterwochenende zur Folge haben. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der Zug hält auf offener Strecke, der Flug hat Verspätung, der Bus will nicht kommen - und keiner sagt einem, was los ist und wie es weitergeht. Herrlich!

Glosse von Stefan Fischer

Wer in Süddeutschland lebt oder am vergangenen Wochenende dort gestrandet ist, konnte erleben, wie sich mit dem vielen Schnee auch eine große Ruhe über das Land gelegt hat. Schnee schluckt Geräusche - je pulverflockiger er ist, desto effektiver. Denn die Schallwellen dringen in die verwinkelten Kristallstrukturen des Schnees ein und finden oftmals nicht wieder heraus, werden also nur zu einem geringeren Teil reflektiert als etwa von Asphalt.

Und auch die Lärmquellen wurden weniger, besonders in und um München. Weil keine Flugzeuge mehr flogen und keine Züge mehr fuhren, auch keine Busse, keine S- und Trambahnen, weil überdies viele Menschen ihre PS-Schlitten stehen gelassen und stattdessen ihre viel leiseren Schlitten auf Kufen aus den Kellern geholt haben. Diese wohltuende Reduzierung von Radau konnten nicht einmal all die Schneefräsen wettmachen.

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Es gab auch nicht so viel zu reden an diesem Winterwunderwochenende - sieht man ab vom Anstieg der "Aus der Bahn, Kartoffelschmarrn!"-Rufe. Nicht einmal der notorische Stadionsprecher plärrte Namen von Torschützen durch die Allianz-Arena. Irgendwann waren in dieser zur Ruhe gekommenen Stadt auch keine Durchsagen mehr im öffentlichen Nah-, Fern- und Flugverkehr vonnöten - als wirklich alle mitgekriegt hatten, dass nichts mehr geht und demnächst gehen würde. Kein Zug nach Berlin, keine S-Bahn nach Baierbrunn, nicht einmal ein Bus zum Baldeplatz.

Man wirft den Mitarbeitenden von Verkehrsbetrieben gerne vor, wie schlecht sie kommunizieren würden. Dabei gibt es unter ihnen etliche Profis - und noch viel mehr Amateure mit zumindest einer sympathischen Haltung: Wenn man keine Ahnung hat - einfach mal die Klappe halten! Jeder wünscht sich das, sei es in den Social-Media-Kanälen oder von Fußballkommentatoren oder aber quietschfröhlichen Radiomoderatorinnen: dass sie einfach mal nichts sagen, vor allem, wenn es nichts zu sagen gibt. Nur den Bediensteten, die Zugriffe auf Lautsprecher an Bahnhöfen und Buswartehäuschen haben, gesteht man dieses einsichtige Schweigen nicht zu. Als ob man nicht selbst schuld daran wäre, wieder auf den letzten Drücker unterwegs zu sein und dass deshalb jede dreiminütige Verzögerung zur Entgleisung des eigenen Tagesplans und damit auch Nervenkostüms führen muss.

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Noch schöner ist es natürlich, man bekommt es mit einem Profi zu tun. So wie unlängst Fahrgäste in einem ICE, die in Kassel ausharren mussten. "Mir fehlt leider der Lokführer zum Weiterfahren", verkündete die Zugführerin über die Bordlautsprecher: "Ich kann selbst leider nicht fahren, aber ich bin bei Ihnen." Da kann man nur wünschen, dass die Fahrt sich noch lange verzögert hat. Denn je später die Passagiere ihr Ziel erreicht haben, desto länger standen sie unter der tröstlichen Fürsorge dieser Frau.

Wer immer noch nicht glauben mag, dass jene, die im Verkehrssektor arbeiten, auch etwas von Information verstehen, dem sei zum Schluss dieses berichtet: Weil die teilweise wirren Absprachen zwischen Schiedsrichtern und Videoassistenten im Milliarden-Business Profifußball oft zu Chaos und erst recht hanebüchenen Entscheidungen führt, hat die englische Schiedsrichter-Organisation nun justament zwei Piloten von British Airways zu einem Expertenvortrag eingeladen. Thema: klare Kommunikation.

Stefan Fischer ist kein Freund von Heldenverehrung. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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