Weihnachtsreisen in Deutschland:Die Masse macht's

Lesezeit: 3 min

Stillstand auf Autobahn und Bahngleisen: Ob Weihnachtsreisende innerhalb Deutschlands an den Feiertagen ans Ziel kommen, hängt derzeit ganz stark von den Bewegungen einer Luftmassengrenze über Deutschland ab - und davon, wie gut die Reise geplant ist.

Daniela Dau

Deutschland ist wieder geteilt in diesen Tagen, doch am Dienstag vor Weihnachten verlief die Grenze zwischen Nord und Süd: Vom Saarland über Rheinland-Pfalz, den nördlichen Teil von Baden-Württemberg, Spessart, Rhön, den Thüringer Wald bis ins Erzgebirge erstreckte sich die untere Linie einer Luftmasse. Alles was darüber liegt, versank in Schnee und Kälte. Während es im Saarland, in Schleswig-Holstein und direkt an der Luftgrenze vereinzelt schneite, herrschte im östlichen Brandenburg auch tagsüber teilweise strenger Frost. Dort wurden in Zehdenick am frühen Dienstag Nachmittag minus 13 Grad gemessen. In Teilen Baden-Württembergs und Bayerns, die weiter unterhalb der Luftmassengrenze liegen, ist es deutlich wärmer: vergleichsweise milde drei bis acht Grad Celsius, dazu Tauwetter.

Verkehrschaos in Europa
:Die dem Winter trotzen

In London, Paris und Frankfurt das gleiche Bild: Verschneite Landebahnen, vereiste Flugzeuge - und entnervte Passagiere. Doch es gibt auch Länder, die das Winterwetter erfolgreich meistern.

in Bildern.

An dieser Wetterlage werde sich in den kommenden Tagen wenig ändern, hieß es beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Nur langsam kommt die Luftmasse auf ihrem Weg Richtung Norden voran, wobei ihr Schwerpunkt sich eher nordwestlich verlagert, so die Meteorologin Christina Speicher sueddeutsche.de.

Und wohl auch an der Verkehrssituation wird sich in den von Schneefall, Wind und Kälte betroffenen Landesteilen wenig ändern. Während sich Auto- und Bahnfahrer, die im Süden und Südwesten unterwegs sein werden, bis zum Heiligen Abend auf weitgehend freie Straßen verlassen können, müssen Reisende in den westlichen, nördlichen und nordöstlichen Bundesländern mit Behinderungen rechnen.

Auto: Angepasste Fahrweise

Trotz weiterhin glatter Straßen hat sich der Verkehr in Nordrhein-Westfalen am Dienstag weitgehend entspannt. "Die Menschen gewöhnen sich anscheinend an das Wetter und passen ihre Fahrweise an", sagte ein Polizei-Sprecher in Duisburg. Auch der ADAC sieht sich nicht zu speziellen Warnhinweisen veranlasst und beschränkt sich für die Weihnachtsfeiertage auf die saisonüblichen Tipps für Autofahrer. Mit Staus ist laut Automobilclub vorwiegend am 23. Dezember zu rechnen, wenn in allen Bundesländern die Schulferien beginnen. Auch am 26. Dezember erwartet der ADAC lebhaften Rückreiseverkehr, vor allem auf den Strecken in Richtung Alpen und Skigebiete. Der Heilige Abend und der erste Feiertag dagegen sollen staufrei bleiben.

Bahn: Weiterhin Verspätungen

Bahnfahrer müssen sich im Fernverkehr wegen des Winterwetters weiterhin auf Verspätungen einstellen. Einige wenige Züge seien ganz ausgefallen, berichtete ein Bahnsprecher am Dienstag in Berlin. "Die Züge sind gut gefüllt, aber nicht an der Kapazitätsgrenze", sagte er. Es sei noch zu früh, von einer Entspannung der Lage zu sprechen. "Wir haben immer noch eine Extremsituation."

Den Hauptreisetag erwartet die Bahn am 23. Dezember, viele Züge sind ausgebucht. "Ohne Platzreservierung wird es ganz schwierig", sagte ein Bahnsprecher. Flexible Reisende haben am frühen Morgen oder Vormittag des 24.12. noch Chancen auf einen Sitzplatz, in jedem Fall sollte aber eine Reservierung gebucht werden.

Es kann sich auch lohnen, eine langsamere IC-Verbindung zu wählen, diese sind in der Regel nicht so gefragt wie die schnelleren ICE. Der Zeitverlust dürfte sich derzeit in Grenzen halten: Aufgrund der Witterung und um Zugschäden durch Schotterflug zu vermeiden, gilt für die ICE das Tempolimit 200. Die Hochgeschwindigkeitszüge fahren sonst auf Schnellstrecken 230 bis 300 Kilometer pro Stunde.

Angesichts der vielen Reisewilligen vor Weihnachten will die Bahn alle nicht voll ausgelasteten Züge auf den drei gefragtesten Strecken Deutschlands einsetzen. Das seien die Route zwischen Berlin und dem Ballungsraum Rhein/Ruhr, die Verbindung zwischen Rhein/Ruhr und München sowie die Strecke zwischen Hamburg und München, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer in Berlin. Diese Hauptreiserouten würden täglich von 40.000 bis 60.000 Menschen genutzt. "Da werfen wir jetzt alle verfügbaren Kapazitäten hinein", sagte der CSU-Politiker.

Entzerrter Rückreiseverkehr

Beim Rückreiseverkehr setzt die Bahn auf die unterschiedlichen Urlaubsplanungen ihrer Fahrgäste. "Nicht alle fahren am selben Tag", so der Bahnsprecher hoffnungsvoll. Am zweiten Weihnachtsfeiertag werden die Züge wieder gut gefüllt sein mit denen, die am darauffolgenden Montag wieder am Arbeitsplatz erscheinen müssen. "Aber viele hängen ja noch ein paar Tage Urlaub dran oder beginnen erst wieder nach Neujahr", spekuliert man bei der Bahn und empfiehlt allen Zugreisenden, sich vor der Fahrt zum Bahnhof über die aktuelle Situation zu informieren ( 08000-99 66 33, www.bahn.de/aktuell).

Wenigstens eins ist sicher: "Der Norden kann sich auf weiße Weihnachten einrichten", so Meteorologin Speicher, im Südosten könnte es eventuell auch Freitagabend werden, bis der Schnee kommt oder sich der Regen in Schnee verwandelt. Der Wetterwechsel in den südlicheren Landesteilen wird am Heiligen Abend von statten gehen: Dann schaufelt ein Hochdruckgebiet von Nordwesten her wieder kältere Luft heran. Vor allem in der Mitte Deutschlands und im Osten kann es von Freitagvormittag bis zum späten Nachmittag schneien.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: