Da war diese Vorstellung im Kopf, die sich eingenistet hatte durch übermäßigen Cowboyfilm-Konsum in der Kindheit und die Zigarettenwerbung, die es damals noch im Fernsehen gab: Männer auf Mustangs, wahlweise von einem Vorsprung aus versonnen in die Ferne blickend, im Hintergrund die roten Tafelberge. Oder: Männer auf Mustangs, im gestreckten Galopp, im Hintergrund die roten Tafelberge. Dann kommt man an im Monument Valley, und das Erste, was man sieht, ist: ein Mann auf einem Mustang, der sein Pferd steigen lässt. Ein bisschen Show muss schon sein.
Ist dann aber kein Cowboy, denn denen gehört das Land gar nicht. Die Hochebene auf dem Colorado-Plateau liegt innerhalb der Navajo Nation Reservation. Mit den Navajo kann man dann sogar Ausritte machen, durch viel Sand und dürres Gras. Wer auf Nummer sicher und lieber selbst gehen möchte, wandert auf dem "Wildcat Trail" durch den Staub, und das am besten frühmorgens. Es wird westernmäßig heiß hier.
Wer seinen neuen Cowboyhut, den obligatorischen Traumfänger und vielleicht noch Pfeil und Bogen im Mietauto verstaut hat, muss entscheiden: Bleiben oder weiterfahren zum nächsten Kopfkino-Ziel? Es gibt fast zu viel spektakuläre Natur hier zwischen Utah und Arizona. Die bessere Option ist bleiben, die allerbeste ist: Zelt aufbauen! Wenn die Sonne sinkt, die Schatten länger werden, die anderen Touristen aufgebrochen sind, wird es unfassbar leise, das Rot wird noch röter, Myriaden Nachtfalter umschwirren das Lagerfeuer. Der Sternenhimmel ist so weit, wie das Auge nicht reicht. Wilder Westen eben.