Urlaub in Italien:Zubeißen und abhauen

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So war es, so soll es in Zukunft nicht mehr sein: Ein Kreuzfahrtschiff, das direkt am Markusplatz vorbeifährt. (Foto: Andrea Merola/picture alliance/dpa)

In Venedig ist das Verhältnis zwischen Besuchern und Bewohnern völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Nun verbannt die Stadtverwaltung Kreuzfahrtschiffe aus dem historischen Zentrum Venedigs. Reicht das?

Von Helmut Luther

Andrea Vernier ist zurückgekehrt. Der Endvierziger mit hellblauer Filzmütze auf dem kahlen Schädel hat als Szenenbildner für Film und Fernsehen in Rom gelebt. Die Hauptstadt sei toll, keine Frage, sagt Vernier. Als er selbst Vater geworden sei, habe er aber immer öfter an seine autofreie Heimatstadt Venedig gedacht. "Es traf sich gut, dass damals die elterliche Wohnung im Campo San Lorenzo frei wurde." Dort, im Stadtteil Castello, der den Schwanz am Fischleib von Venedig bildet, wohnt der Metropolen-Flüchtling jetzt mit seiner Familie. Während Vernier, die Frühlingssonne im Gesicht, vor der aufgelassenen San-Lorenzo-Kirche vom Nachbarschaftsgeist schwärmt, brettert sein halbwüchsiger Sohn Guglielmo mit Gleichaltrigen auf einem Mountainbike über das Pflaster. Vor den Marmortreppen, die zur Kirche hinaufführen, spielen andere mit einem Fußball. Abgelegte Schultaschen dienen als Tore. So sei es hier schon in seiner Kindheit gewesen, sagt Vernier. "Als wir früher auf dem Platz herumtobten, öffneten die Mütter reihum die Küchenfenster und riefen: Essen fertig! Beaufsichtigt wurden wir nie."

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