Touren auf Nord- und Ostsee:Tipps für Segeltörns

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Warum in die Ferne schweifen? Auch auf Nord- und Ostsee können Segler mit spektakulären Kulissen rechnen wie hier vor der Insel Hiddensee. (Foto: dpa/dpaweb)

Von Spiekeroog nach Helgoland oder über Bornholm nach Tallinn: Nord- und Ostsee bieten viele sehenswerte Strecken. Die Eigenheiten der beiden Meere sollten Segler aber nicht unterschätzen.

Von Katharina Hannen

Für ein besonderes Segel-Erlebnis muss es nicht gleich der Törn durch die Karibik sein. Auch Nord- und Ostsee warten mit eindrucksvollen Küsten und wunderschönen Häfen auf. Ganz gleich, ob man sich auf einen Tages- oder Wochenendtrip begeben oder direkt zu einer mehrwöchigen Reise aufbrechen will: In den heimischen Gewässern gibt es viele sehenswerte Strecken. Wir haben erfahrene Segler nach ihren Tipps gefragt.

Tagestour

Wer nach einer idyllischen Tagestour sucht, dem empfiehlt Christian Irrgang die Ostsee-Route landeinwärts in die Schlei. Der Segler und Fotoreporter, der die komplette Ostseeküste im Laufe eines Sommers abgefahren ist, schlägt Kappeln oder Maasholm in Schleswig-Holstein als Startpunkte vor. Von dort folgt man der Schlei, dem gut 42 Kilometer langen Meeresarm zwischen den Halbinseln Angeln und Schwansen, gen Süden. Gerade für Anfänger ist es ein lohnenswertes Ziel, hält doch das geschützte Revier den oftmals heftigen Wind der offenen See ab. Die Fahrt führt vorbei an Feldern, Waldflächen und Weiden bis nach Schleswig am westlichen Ende des Ostseefjordes. Immer wieder sieht man Gutshöfe, Mühlen und mit Reet bedeckte Häuser. Wer den Blick darauf in Ruhe genießen möchte, ankert in einer der zahlreichen kleinen Buchten, die entlang des Ufers liegen. Generell gilt die Ostsee im Vergleich zur Nordsee als leichter zu besegeln. Reißende Strömungen sind selten, was das Navigieren erleichtert. Das Wetter ist vor allem während der Sommermonate ruhiger und nicht so rau wie auf der Nordsee. Mit Stürmen, geringen Wassertiefen und kurzen, steilen Wellen muss aber auch dort jederzeit gerechnet werden.

Guido Dwersteg, der mit seinem Segelboot bereits zweimal im Alleingang den Atlantik überquerte, schlägt für kürzere Strecken auch das niederländische Ijsselmeer sowie seine angeschlossenen Binnengewässer vor. Das Ijsselmeer ist seit 1932 durch einen Deich von der Nordsee getrennt, doch die hohe Anzahl an Häfen und die Nähe zu Deutschland macht das Gebiet für Urlauber so beliebt. Innerhalb von zwei bis drei Stunden erreicht man den nächsten Hafen, Anlegeplätze sind dort - außer in den Ferien und an Feiertagen - leicht zu bekommen. Zudem sei das Ijsselmeer als geschütztes Binnengewässer ideal für Anfänger, so Segler Dwersteg.

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Wochenendtour

Gute Anlaufmöglichkeiten auf der Nordsee bieten nach Dwerstegs Meinung die Friesischen Inseln und Helgoland. Die zu den Niederlanden gehörenden Westfriesischen Inseln Vlieland und Terschelling etwa trennen zehn Seemeilen, von Spiekeroog nach Helgoland sind es 35 Seemeilen. Ob in östliche oder westliche Richtung - etwa alle zehn bis 30 Seemeilen gibt es eine Marina. Allerdings ist gerade auf der Nordsee eine gute Törnplanung unverzichtbar. Starke Ströme, die Gezeiten und zahlreiche Untiefen machen das Meer zu einem anspruchsvollen Revier, das auch erfahrene Skipper nicht unterschätzen dürfen.

Laut Segler Irrgang sollte ein Wochenendtrip unbedingt einmal rund um die Ostseeinsel Usedom führen. Der Fotoreporter empfiehlt, diese Tour von Rügen aus zu starten. Nach dem ersten Etappenhafen im polnischen Swinemünde - dem südlichsten der Ostsee - geht es weiter durch die Kaiserfahrt, einen über zehn Kilometer langen Kanal durch das Stettiner Haff. Die Ufer sind meist flach und mit Schilf bewachsen. Irrgang rät, den Motor auszulassen und sich auf dem Gewässer treiben zu lassen. Wunderbar kann man dort die Stille genießen, Anglern und Wanderern am Ufer zusehen und die Seeadler beobachten, die mittlerweile wieder in großer Anzahl in das Gebiet zurückgekehrt sind. Nach dem Kaiserkanal geht es weiter Richtung Westen zum Peenestrom. Der Weg durch den Meeresarm, der die Insel Usedom vom Festland trennt, führt die Segler wieder in die offene Ostsee und zurück zum Ausgangspunkt.

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Einwöchige Reisen

Wer für eine längere Reise in See stechen möchte, wagt sich an einen einwöchigen Trip. Das sei, so Irrgang, die optimale Zeitspanne für eine Fahrt rund um die Ostseeinsel Rügen mitsamt einem Abstecher nach Hiddensee. Die Abwechslung zwischen dem geschützten Segeln im Meeresarm Strelasund und auf offener See vor dem Kap Arkona macht für Segler Irrgang den Reiz der Strecke aus. In den zahlreichen Bodden und Buchten gibt es immer wieder kleine Häfen zum Anlegen. Seedorf im Südosten der Insel und Lohme mit seinem Café Niedlich im Nordosten hält er für besonders empfehlenswert. Ein Höhepunkt der Route sind Rügens weltbekannte Kreidefelsen. Vor allem im Licht der Morgensonne bieten sie einen beeindruckenden Anblick.

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In einer Woche ist auch ein Törn nach Bornholm machbar, so Dwersteg. Wer von Rügen aus startet, muss zwar ein Seestück von 50 Seemeilen auf der Ostsee zurücklegen, doch die dänische Insel und ihre sechs unbewohnten kleinen Nebeninseln sind schon allein wegen ihrer eindrucksvollen Natur sehenswert. Schroffe Kreideküsten, lange Strände, unberührte Landschaften am Nordwestkap und zahlreiche Findlinge, Überreste aus der Eiszeit, prägen das Bild.

Mehrwöchige Reisen

Segelerfahrung ist selbstverständlich auch für mehrwöchige Reisen unabdingbar. Irrgang plädiert für Fahrten gen Schweden. Etwa in östlicher Richtung über Bornholm und die Erbseninseln bis zur Inselgruppe Utklippan 25 Kilometer vor der schwedischen Küste. Auf den Inseln, die wie das umliegende Meer Naturschutzgebiet sind, gibt es laut Irrgang fast nichts außer Felsen, Vögeln und einem Hafenbecken, dass in den Fels gesprengt wurde. Wer viel Zeit hat, steuert von dort über Gotland in den Rigaischen Meerbusen und weiter nach Norden bis zur estnischen Hauptstadt Tallinn. An einem ehemaligen Fährterminal wird dort seit vier Jahren ein Yachthafen betrieben.

Das Segeln in diesen Gebieten ist für Irrgang vor allem im Sommer ein Erlebnis: Je weiter man nach Norden kommt, desto schöner ist es, meint er. Es ist immer hell, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit man ausläuft. Auf der Ostsee würde er immer wieder segeln. Das Schöne an diesem Meer sei, dass man eine Runde drehen könne, ohne zweimal an ein und demselben Ort vorbeizukommen - ob man nur bis zu den Åland-Inseln fahre oder noch weiter die finnische Küste hinauf und dann entlang der schwedischen wieder zurück.

Auch Segler Dwersteg hält die Ostsee-Runde für einen Klassiker bei längeren Törns. Und wer danach noch nicht genug hat, fährt entlang der Nordseeküste weiter bis ins Mittelmeer.

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