Was macht Mexiko Stadt aus - und unterscheidet sie von anderen Städten?
In sie verliebt man sich nicht wegen ihrer umwerfenden Schönheit, sondern wegen ihrer Ungeschliffenheit und ihrer vielen Facetten. Die freundlichen und stolzen Menschen, die einzigartige Küche, die beeindruckende Geschichte und das wilde Großstadtleben: Die Mischung ist einfach unwiderstehlich.
Und gleich eines vorweg: Auch wenn dieser Tage viel über Drogenkriege und Kartellmorde zu lesen ist ( mehr dazu hier) und das Auswärtige Amt für manche Bundesstaaten eine Reisewarnung ausgesprochen hat, Mexiko Stadt bleibt von der organisierten Kriminalität bislang weitgehend verschont.
Taschendiebstähle und Raubüberfälle gibt es in einigen Vierteln - die sollte man tunlichst meiden. Konzentriert sich der Besucher aber auf die hippen, gentrifizierten Bezirke wie La Condesa, La Roma oder Polanco, hat er in der Regel nichts zu befürchten. Wer in diesen Vierteln im Hotel oder einer Airbnb-Unterkunft wohnt, hat nicht nur unzählige Cafés, Bars und Restaurants in Fußnähe, sondern muss auch auf dem Weg dorthin keine Angst haben. Fast an jeder Ecke steht ein Polizist, Streifenwagen patrouillieren ständig auf den Straßen.
Welche Sehenswürdigkeit dürfen Sie nicht verpassen?
Der Zócalo ist der zentrale Platz im historischen Zentrum, der durch seine gigantischen Ausmaße beeindruckt. Dort befindet sich auch der Palacio Nacional, der sich alleine schon wegen der wunderbaren Murales (Wandgemälde) von Diego Rivera, dem Gatten von Frida Kahlo, lohnt. Nur wenige Minuten entfernt liegen das Nationale Kulturmuseum und der Templo Mayor, ein Museum, das den Azteken gewidmet ist. Ebenso empfiehlt sich ein Besuch im Palast der Schönen Künste, der vor allem für seine Murales von Diego Rivera, Siqueiros und anderen bekannt ist, aber auch immer wieder gute temporäre Ausstellungen zeigt. Im Antropologischen Nationalmuseum finden Geschichtsinteressierte alles zu den Kulturen der Maya und Azteken.
Dieses Viertel sollten Sie unbedingt besuchen:
Xochimilco - und zwar nicht nur wegen des Musums Dolores Olmedo (mehr dazu weiter unten). In dieser südlichen Vorstadt gibt es die sogenannten "schwimmenden Gärten". Xochimilco ist mit unzähligen kleinen Kanälen durchzogen, durch die man sich mit einem Boot schippern lassen kann. Ähnlich wie in Venedig - nur um einiges billiger und komplett im Grünen. Sich vom Taxi-Fahrer einfach zum Hafen Embarcadero Nuevo Xochimilco Nativitas bringen lassen. Los ist auf den Kanälen immer etwas, aber vor allem am Wochenende feiern dort die Einheimischen auf den Booten Partys mit Mariachi-Bands und viel Tequila.
Skurril und einzigartig:
Ein Erlebnis der besonderen Art ist ein Besuch bei der Jungfrau von Guadalupe - auch interessant für Atheisten und Andersgläubige. Die Basílica im Norden der Stadt ist die meistbesuchte katholische Pilgerstädte der Welt. Am Bildnis der Jungfrau werden die Besuchermassen mittels eines Rollbandes vorbeigefahren - damit es keinen Stau gibt. Auf dem Gelände der Pilgerstätte befinden sich aber auch noch andere Basiliken und Kapellen, ein Künstlermarkt sowie Ausflugsgaststätten. Von oben hat man einen großartigen Blick auf die Stadt.
Kitschig und romantisch:
An der Plaza Garibaldi nördlich des Zentrums treffen sich jeden Abend die Mariachi-Bands der Stadt. An manchen Tagen sind es Dutzende - zum Teil etwas abgewrackte - Musiker, die um die Gunst des Publikums buhlen. Für 100 Pesos (fünf Euro) spielen sie ganz nach Wunsch einen mexikanischen Son, wie die typische Volksmusik hier heißt. Bekanntester und beliebtester Hit: Cielito Lindo.
Frida, immer wieder Frida:
Das kobaltblaue ehemalige Wohnhaus der Malerin Frida Kahlo im Stadtteil Coyoacán dient heute als Museum und Pilgerstätte ihrer Fans. Tipp: Die Eintrittskarten vorher im Internet kaufen, so bleibt einem nervenzehrendes Anstehen in einem Pulk von anderen Touristen erspart. Weniger bekannt, aber nicht minder spannend ist das Museum León Trotsky, das sich gleich um die Ecke befindet. Der russische Marxist, der mit Frida Kahlo und Diego Rivera befreundet war, lebte in diesem Haus im Exil und wurde dort im August 1940 an seinem Schreibtisch ermordet.
Was ist noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?
Wer sich für Frida und Diego begeistert, sollte sich das Museum Dolores Olmedo nicht entgehen lassen. Es befindet sich in der Villa einer ehemaligen Mäzenin im Stadtteil Xochimilco und zeigt mehr Werke der beiden Maler als etwa das Museo Frida Kahlo selbst. Ebenfalls beeindruckend sind die Ateliers der zwei Künstler in San Ángel. Der Ausflug in dieses Viertel lohnt sich aber nicht nur wegen der Künstlerstudios, sondern auch wegen der kolonialen Schönheit dieser reichen Vorstadt-Enklave.
Welcher Trip ins Umland lohnt sich?
Etwa 50 Kilometer nordöstlich der Stadt befinden sich die Überreste der alten Zivilisation der Teotihuacán. Die antike Stadt mit ihren beiden großen Pyramiden (Sonnentempel und Mondtempel) wurde zwischen 100 v. Chr. und 250 n. Chr. erbaut und war die größte Siedlung des amerikanischen Kontinents vor der Eroberung durch die Spanier. 150 000 Menschen wohnten einst hier auf einer Höhe von 2300 Metern. Tipp für die Pause: Direkt neben den antiken Stätten gibt es das Restaurant La Gruta, das sich in einer natürlichen Felsenhöhle unter der Erdoberfläche befindet. Zu essen gibt es solide mexikanische Küche, das Besondere ist aber die Location selbst.
Der schönste Blick auf Mexiko Stadt:
Das Schloss inklusive Geschichtsmuseum befindet sich mitten im großen Stadtpark Bosque de Chapultepec auf einem Hügel. Der Blick über den Paseo de la Reforma und den Rest der Metropolregion mit mehr als 21 Millionen Einwohnern ist von dort oben beeindruckend. Andere empfehlenswerte Ausblickspunkte: der Ángel de la Independencia (Unabhängigkeitsengel) und der Torre Latino.
Das sollten Sie sich in Mexiko Stadt sparen:
Trips in dubiose Stadtteile wie El Barrio Norte, El Hoyo, Consejo Agrarista Mexicano, San Felipe de Jesús und Chimalhuacán. Wer sich an die in den Reiseführern empfohlenen Viertel (Centro Historico, Condesa, Roma, Polanco, Coyoacán, San Ángel, Xochimilco) hält, muss keine Angst haben.
So kommen Sie am besten durch die Stadt:
So viel wie möglich zu Fuß: Wer durch die Stadt wandert, sieht auch am meisten. Für weitere Strecken gibt es die Metro, die allerdings nicht nur zu den Stoßzeiten extrem überfüllt ist, sondern auch für so manchen Taschendieb ein lukratives Betätigungsfeld ist.
Wer es bequemer und schneller will, fährt mit einem Taxi oder Uber. Der Preis ist in etwa gleich, doch Uber hat den Vorteil für Touristen, die nicht Spanisch sprechen, dass sie die Adresse des Zielortes einfach nur in ihre App eintippen können statt dem Fahrer den Weg erklären müssen. Es gibt zudem die Mietfahrräder Ecobici. In der ganzen Stadt gibt es Ausleihstationen, bei denen man sich nach der Registrierung bedienen kann. Ist zwar praktisch, doch Radfahren ist in Mexiko Stadt wegen des chaotischen Verkehrs nicht ganz ungefährlich.
Das schönste Café:
El Péndulo ist eine Mischung aus Buchhandlung und Cafeteria. Die lokale Kette hat Filialen in sechs verschiedenen Stadtteilen. Mit einem guten Buch (es gibt auch eine bemerkenswerte Auswahl an englischsprachiger Literatur) lässt es sich hier ohne Probleme ein ganzer Nachmittag verbringen.
Die besten Restaurants:
Die Auswahl an Esslokalen ist in Mexiko Stadt gigantisch. Das traditionelle Café El Popular in der Calle 5 de Mayo 52 (Zentrum, Nähe Zócalo) serviert typische mexikanische Menüs zu günstigen Preisen. Im angesagten Los Rurales in der Calle Puebla 274 (Roma Norte) gibt es neben Tacos, Enchiladas, Mezcal und Margaritas am Wochenende auch Karaoke. Sensationell ist das Lardo (Condesa), das mit jedem noch so hippen Laden in New York mithalten kann. Internationale Küche auf Top-Niveau bietet das Cedrón (Condesa), das wegen seines Chefkochs Alex Fuentes landesweit Bekanntheit erlangt hat. Wer sich traut, etwas Außergewöhnliches zu probieren: Ein prähispanisches Menü mit sautierten Heuschrecken, Agaven-Würmern und frittierten Käfern hat La Casa de los tacos (Coyoacan) auf der Karte. Zur Abwechslung mal kubanische Küche? In La Bodeguita del Medio liefert eine kubanische Live-Band den perfekten Soundtrack zu Mojitos und Pollo asado (gebratenem Hühnchen).
Probieren Sie unbedingt:
Die Straßenküchen der Stadt! An jeder Ecke gibt es Taco-Stände, die für wenig Geld solides mexikanisches Essen bieten. Besondere Spezialität: Tacos al Pastor, zubereitet mit gegrilltem Schweinefleisch, das von einem Spieß geschnitten wird, der an Döner erinnert.
Die beste Süßspeise:
Churros (Schmalzstriezeln) con chocolate (mit Trinkschokolade). Das süße Gebäck wird einfach in die Schokolade getunkt und verspeist. Beliebte Churreria bei Alt und Jung ist El Moro am Parque México.
Typisch für das Nachtleben:
Es fängt spät an und hört spät auf - wie alles in Mexiko. Die Mexikaner essen erst zwischen 15 und 16 Uhr zu Mittag. Deshalb wird das Abendessen erst zwischen 21 und 23 Uhr serviert. Danach geht es dann weiter in die Bars und Discos der Stadt. Ein beliebtes Party-Viertel ist die Zona Rosa, aber auch Condesa, Roma und Polanco bieten ein buntes Nightlife.
Die etwas anderen Bars:
Probieren sollten Sie unbedingt Mezcal, den Agaven-Schnaps, der in der mexikanischen Hauptstadt immer und überall getrunken wird. La Botica (Alfonso Reyes 120) ist eine coole, unprätentiöse Mezcaleria, in der das Personal den unkundigen Trinker mit profunden Fachkenntnissen berät. Nicht nur Mezcal, auch andere Cocktails werden im hippen La Clandestina (Álvaro Obregón 298) serviert. Im urban-coolen Foodcourt Corredor Salamanca gibt es verschiedene Stände und Bars, am Wochenende zudem DJs und Karaoke.
Die angesagten Nachtclubs:
Derzeit beliebt bei der Stadtjugend sind der Nachtclub El Departamento und der Salón Pata Negra, wo DJs und manchmal Bands das junge Publikum unterhalten. Wer Salsa tanzen will, ist im Mama Rumba richtig.
Ein Erlebnis der besonderen Art:
In der Arena México gibt es mehrmals die Woche Lucha Libre (mexikanisches Wrestling). Attraktion seit Anfang 2017: ein US-amerikanischer Wrestler mit dem Kampfnamen Sam Adonis, der als unsympathischer Trump-Fan das mexikanische Publikum provoziert und seine meist etwas älteren und dickeren mexikanischen Gegner hinterhältig vermöbelt. Die Zuschauer sind selbstverständlich auf der Seite ihrer Landsleute, verunglimpfen Adonis gerne als "Pinche Gringo!" (erbärmlicher Nordamerikaner) und lassen bei dieser Gelegenheit auch sonst ihrer Antipathie gegenüber dem US-Präsidenten freien Lauf. ( hier ein Video über Sam Adonis und Lucha Libre).
Shopping skurril:
Märkte gibt es in Mexiko Stadt für jeden Geschmack und Geldbeutel. Stilvolles Kunsthandwerk, Schmuck und traditionelle Mode bietet La Ciudadela. Absolut sehenswert ist der Mercado Ampudia, der sich auf Süßigkeiten und Snacks spezialisiert hat. Und gleich daneben im Mercado Sonora werden Magie-Utensilien, Voodoo-Sachen und Kräutermedizin verkauft. Wer es bodenständiger mag: Shops internationaler Modeketten sind im Einkaufszentrum Reforma 222 vertreten.
Darüber spricht man in Mexiko Stadt:
Über den Smog. Die Luftverschmutzung ist zwar in den vergangenen Jahrzehnten besser geworden, doch an heißen, sonnigen Tagen erreichen die Ozonwerte trotzdem noch unschöne Höhen. Wer wissen will, ob er problemlos zu seiner morgendlichen Joggingrunde aufbrechen kann oder es lieber bleiben lassen sollte, kann sich in diesem Life-Monitor der Stadt die aktuellen Messwerte ansehen.
Wie ist das Klima an sich?
In Mexiko Stadt herrscht der ewige Frühling. Sprich: Tagsüber ist es angenehm warm (zwischen 18 und 26 Grad je nach Jahreszeit). Und nachts nach Mitternacht etwas frischer, da die Höhe und die umliegenden Berge für Abkühlung sorgen (15 Grad in den Sommermonaten, im schlimmsten Fall sechs Grad in den Wintermonaten). Die heißesten Monate sind übrigens März bis einschließlich Juni. Von Juli bis Oktober ist Regenzeit. Doch keine Sorge, es regnet nie den ganzen Tag lang, sondern meistens nur kurz, aber heftig am frühen Abend.
Vorsicht, Fettnäpfchen!
Zu wenig Trinkgeld geben. Üblich sind 15 Prozent. Wer seine Rechnung nur "aufrundet", wird schnell für geizig gehalten.