Es gibt Naturwunder, und es gibt von Menschen gemachte Wunder. Für die Reisterrassen auf den Philippinen bräuchte es eine Kreuzung beider Begriffe. Denn so kunstvoll wie die Terrassen in Banaue, einer Berggemeinde im Norden der Insel Luzon, über Hunderte Meter die steilen Hänge emporsteigen, so natürlich gewachsen wirken sie auch. Selbst das Grün der Felder scheint sich dem Grün der bewaldeten Hügelketten ringsum anzugleichen. Zumindest zu dem Zeitpunkt, als man selbst über die schlanken Steinmauern der Felder balanciert. Denn der Farbton der Terrassen ändert sich, je nachdem, wie hoch die Reispflanze gerade steht. Von Erdbraun bis zu Gelbgrün ist alles dabei.
Von allein gewachsen ist hier natürlich nichts. Im Gegenteil. Die Konstruktion der Reisterrassen vor 2000 Jahren dürfte für das Volk der Ifugao so schweißtreibend gewesen sein wie das Bewirtschaften der schmalen Felder bis heute - auch wenn die Wasserbüffel mittlerweile von Maschinen ersetzt wurden. Schließlich müssen die Bauern die Stützmauern ständig ausbessern und das ausgeklügelte System der Bewässerung instand halten. Das garantiert, dass alle Felder ausreichend Wasser bekommen.
1995 erklärte die Unesco die Reisterrassen zum Weltkulturerbe. Die finanzielle Unterstützung, die es seither gibt, fließe in die Instandsetzung der Mauern und Wege, erklärt uns der Führer, der selbst auch als Reisbauer arbeitet. "Treppe zum Himmel" nennen die Ifugao selbst ihre Reisterrassen, die zeigen, wie der Mensch mit der Natur im Einklang leben kann, oder auch "achtes Weltwunder". Die Erde heute bräuchte mehr solche Wunder.