Der braungebrannte, gertenschlanke und durchtrainierte Kalifornier ist vom Aussterben bedroht - zumindest im Silicon Valley. Auf den Straßen von San Francisco und in den Tech-Hochburgen drumherum begegnen einem immer mehr Menschen - vorwiegend junge Männer - mit gelb-grünlichem Hautton, krummem Rücken, enormer Wampe und einem seltsam schlurfenden Gang. Eingeweihte erkennen sofort: Ah, ein Techie.
Bergeweise Junkfood, literweise wachmachendes Zuckerwasser, dazu übermenschliche Überstunden und Dauerstress tun der Gesundheit der Software-Entwickler alles andere als gut. Ärzte aus der Bay-Area schlagen deshalb Alarm. Dr. Ronesh Sinha sagte beispielsweise dem Fortune Magazin, er habe etwa 500 Tech-Arbeiter untersucht. Die Ergebnisse: erschreckend.
30-Jährige steckten bereits in Körpern von 50-Jährigen. Erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes, Übergewicht und hoher Blutdruck sind die typischen Krankheitsbilder. Dazu kommen degenerierte Muskeln, da diese Menschen eher selten Sport treiben und eine schlechte Haltung haben vom exzessiven Sitzen. Ausgerechnet im gesundheitsbewussten, sportbesessenen Kalifornien - und wo doch gerade die großen Tech-Firmen alles für ihre Mitarbeiter tun? Möglicherweise ist genau das der Knackpunkt.
Beim Besuch des Google-Campus' in Mountain View kam ich mir vor wie im Schlaraffenland. Ein Freund, der dort arbeitet, hatte mich zum Mittagessen und zur Besichtigung eingeladen. Zuerst waren wir in der Cafeteria direkt neben seinem Arbeitsplatz: Schokoriegel, Kuchen, Sandwiches, Kaffee, Fruchtsäfte, Limonaden - alles, was der Magen begehrt. Die Mitarbeiter dürfen sich ständig und kostenlos bedienen. Ich würde zehnmal am Tag dort vorbeischauen.
Zum Mittagessen konnte ich aus vier unterschiedlichen Kantinen wählen, jede hatte ein anderes Motto. Ich entschied mich für die Sportsbar-Kantine. Überall hingen große TV-Screens an den Wänden, auf denen Footballspiele und andere Sportveranstaltungen liefen. Dazwischen bot ein riesiges Buffet Burger, Pommes, Pizza, Torten, Eis und ich weiß nicht mehr, was noch alles. Selbstverständlich gratis und in großen Mengen.