Italien:"Wir müssen die Touristen schützen"

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Die S.S. 163 ist schmal und kurvig, aber aussichtsreich: An Wochenenden im Sommer reiht sich hier ein Auto ans andere, weshalb es nun Verkehrsbeschränkungen gibt. (Foto: H.Tschanz-Hofmann/imago images)

An der weltbekannten Amalfiküste wird der Verkehr auf der Küstenstraße in diesem Sommer stark eingeschränkt, um den Kollaps zu vermeiden. Was das für Urlauber bedeutet.

Interview von Hans Gasser

Steil abfallende Hänge, geschmückt mit bunten Häusern, Zypressen, Zitronenbäumen und einem unvergleichlichen Blick auf das Meer: Die Amalfi-Küste südlich von Neapel ist ein Stück-Bilderbuch-Italien und in diesem Sommer wieder sehr gefragt. So sehr, dass die italienische Straßenverwaltung Anas seit Mitte Juni den Verkehr auf der 40 Kilometer langen Küstenstraße zwischen Vietri sul Mare und Positano stark einschränkt: An Wochenenden bis Ende September sowie täglich im viel besuchten Monat August dürfen an geraden Tagen nur Autos mit geraden Kennzeichen und an ungeraden solche mit ungeraden fahren. Manche Hoteliers und Bürgermeister der Orte an der Küstenstraße sind gegen diese Regelung, weil sie fürchten, dass Gäste mit ihren Mietwägen nicht mehr anreisen können. Angela Infante, Vizebürgermeisterin von Vietri und selbst Betreiberin eines Bed & Breakfasts und eines Restaurants, erklärt, warum die Beschränkung trotzdem wichtig ist und wie sich Touristen und Einheimische damit arrangieren können.

SZ: Warum war es notwendig, den Autoverkehr auf der Küstenstraße zu begrenzen?

Angela Infante: Aus zwei Gründen: An manchen Wochenenden haben sich dort bis zu sechs Kilometer lange Staus gebildet, es ging nicht mehr vor und zurück. Zudem gibt es zu wenig Parkplätze in Amalfi und vielen anderen Küstenorten. Das bedeutet, die Tagesbesucher können dort gar nicht aussteigen und sich etwas anschauen, sondern müssen gleich wieder zurückfahren. Das kann nicht Sinn der Sache sein. Und wer will schon zwei, drei Stunden im Auto in der Sonne stehen? Davor müssen wir die Touristen und auch die Einheimischen schützen.

Hoteliers und manche Bürgermeister fordern Ausnahmen für ihre Gäste, damit die auch an einem geraden Tag mit einem ungeraden Nummernschild an- oder abreisen können.

Ich verstehe schon, dass es für manche Orte nicht ganz einfach ist. Aber zum einen gilt die Regelung ja nur an Wochenenden zwischen zehn und 18 Uhr, das heißt vorher und nachher kann man problemlos anreisen. Zum anderen gibt es bei uns in Vietri sul Mare einen sehr großen Parkplatz am Bahnhof. Die Gäste können dort parken und sich von Hoteliers oder Vermietern abholen lassen.

Oder mit der Fähre fahren?

Ja, genau, das empfehle ich meinen Gästen. Mit dem Zug oder dem Auto bis Vietri, von hier fährt jede Stunde ein Schiff bis nach Amalfi, dort kann man umsteigen nach Positano oder nach Capri. Meine Gäste sind immer sehr zufrieden, wenn sie von dieser stressfreien Bootsfahrt zurückkommen. Zudem gibt es auch noch regelmäßig Busse, die auf der Küstenstraße fahren.

Amalfi mit seinem Dom und seinem Strand ist einer der bekanntesten Orte an der gleichnamigen Küste südlich von Neapel. (Foto: Robert Harding/imago images)

Wie lief das erste Wochenende mit dem alternierenden Fahrverbot?

Es lief gut, ohne größere Probleme. An der Autobahnausfahrt steht ein Schild, das auf die Verkehrsbeschränkung hinweist. Es gab kein Chaos und keine großen Beschwerden.

Lokalzeitungen schreiben, dass es kaum Kontrollen gibt.

Nun ja, die Gemeindepolizei unserer Orte darf das gar nicht kontrollieren. Zuständig ist die Straßenpolizei. Die haben eine Streife im Einsatz, die natürlich nicht überall gleichzeitig sein kann.

Angela Infante, Vizebürgermeisterin von Vietri sul Mare an der Amalfiküste. (Foto: privat)

Also macht jeder weiter, was er will?

Nein. Das Ganze muss sich jetzt auch erst einmal herumsprechen und sich einspielen. Nach Maiori, dessen Bürgermeister sich über die Fahrbeschränkungen beschwert, kann man übrigens über eine andere, unbeschränkt zugängliche Straße direkt fahren, ohne die überlastete Küstenstraße zu benutzen. Und je mehr Menschen ohne Auto anreisen, desto besser. Von Neapel ist man in 40 Minuten mit der Bahn in Vietri.

Gab es Beschwerden von Gästen über die Regelung?

Nein, die gab es bisher nicht. Natürlich sind wir als Gemeinde, die vom Tourismus lebt, nicht zu 100 Prozent glücklich über die Fahrbeschränkung. Aber wir müssen Versuche unternehmen, den Verkehr zu begrenzen und damit letztlich unsere schöne Küste zu schützen und zu erhalten.

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