Wann sind Flüge günstig?:Dienstags bei Vollmond

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Ab in den Urlaub - aber kosten soll es möglichst wenig. Angeblich finden sich die besten Schnäppchen, wenn man abends bucht. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Rund um die Suche nach Reise-Schnäppchen kursieren diverse brandheiße Tipps. Wissenschaftler haben nun untersucht, ob sie funktionieren. Mit einem überraschenden Ergebnis.

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Auf der Suche nach einem günstigen Flug? Da hält das Internet brandheiße Tipps bereit. Dienstags ab 18 Uhr, so ist zu lesen, sei der beste Zeitpunkt, um in den Buchungsportalen nach Schnäppchen zu suchen. Mittwoch und Donnerstag sind auch noch ganz gut. Aber besser nicht im Mai oder Juni. Sondern lieber im November, Dezember oder Januar. Genau drei Monate im Voraus zu buchen, wird da geraten. Oder waren es acht Wochen? Ach nee, doch lieber, sobald der Flugplan draußen ist. Zumindest bei Kurzstreckenflügen. Langstreckenflüge dagegen buche man am besten so weit wie möglich im Voraus. Ähm, ist das nicht dasselbe? Egal.

Solcherlei Tipps erinnern ein wenig an die Theorien Spielsüchtiger, die überzeugt sind, das Undurchschaubare durchschaut, die Funktionsweise des Automaten geknackt zu haben. Das kommt vermutlich nicht von ungefähr: Die Schnäppchenjagd aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn, ähnlich wie es Drogen tun. Das Gefühl, Geld gespart zu haben, ist ein ausgesprochen gutes. Und das Internet verheißt dabei maximale Auswahl, maximale Verfügbarkeit, maximale Vergleichbarkeit. Wenn man es nur richtig angeht, muss es doch zu finden sein, das ultimative Schnäppchen für den nächsten Urlaub.

Also gut, weiter geht's auf der Liste der grandiosen Ratschläge: Der Sonntag ist ein schlechter Tag für den Rückflug, als Termin für den Hinflug dagegen empfehlenswert. Zumindest besser als der Montag. Und an einem Freitag, dem 13., da fliege es sich besonders günstig. Aha.

Außerdem natürlich: die Cookies löschen. In den Inkognito-Modus gehen. Mit einem Android-Smartphone arbeiten und nicht mit einem teuren von Apple. Vielleicht sollte man noch den Vollmond berücksichtigen. Und es schadet bestimmt nicht, während der Flug-Recherche einen rechtsdrehenden Joghurt zu sich zu nehmen. Und Wollsocken zu tragen.

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US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler haben sich die Buchungstipps nun einmal genauer angesehen. Das Ergebnis ist höchst ernüchternd und holt die Billigflug-Jäger sozusagen auf den Boden der Tatsachen zurück. "Es gibt so viele Hacks, um billigere Flugtickets zu finden", wird Olivia Natan, Assistenzprofessorin für Marketing, in einer Mitteilung der University of California in Berkeley zitiert: "Aber unsere Daten zeigen, dass viele dieser Überzeugungen falsch sind." Das System der Preisgestaltung habe mit den Vermutungen der Verbraucher wenig zu tun. Und - das hat die Forscher möglicherweise noch mehr überrascht - es stehe auch "in auffälligem Widerspruch zu dem, was die meisten Wirtschaftswissenschaftler erwarten würden". Die Airlines gestalteten ihr Preissystem längst nicht so komplex, wie ihnen immer nachgesagt werde. Was macht die Konkurrenz? Wie groß ist die Nachfrage? Das sei alles nicht so wichtig in diesem "etwas willkürlichen Preismenü".

Soll man das jetzt glauben angesichts der Tatsache, dass Flüge im Schnitt mehr als 50 Prozent teurer sind als vor zwei Jahren? Oder hatten die Airlines einen heißen Draht nach Berkeley und haben sich von den Experten zeigen lassen, wie mehr herauszuholen ist? Immerhin haben die Forscher noch einen ganz besonderen Tipp für alle Schnäppchenjäger. Man habe festgestellt, dass die Preise 21, 14 und sieben Tage vor einem Flug deutlich anstiegen. "Kaufen Sie", empfiehlt Olivia Natan, "Ihr Ticket einfach vorher." Danke dafür!

Die Autorin hat etwas gegen Stürme im Wasserglas. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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