Das Problem ist bekannt, behoben ist es nicht: Nach den Hitze-Pannen im vergangenen Sommer hat die Bahn wieder Probleme mit Klimaanlagen in den Zügen. Bei hochsommerlichen Temperaturen hatten am Sonntag rund 20 Züge wegen kaputter Klimaanlagen Verspätung. Zahlreiche Passagiere mussten umsteigen.
Eine Bahnsprecherin sprach am Abend von etwa 20 Zügen, wies aber darauf hin, dass dies noch keine abschließenden Zahlen seien. Betroffen waren Intercity-Züge, Eurocity-Züge und ICE. "Wir werden die Reisenden für die Unannehmlichkeiten entschädigen", versicherte die Sprecherin.
Zugreisende, die aus einem überhitzten Zug freiwillig aussteigen, können keine Entschädigung der Bahn einfordern. In den verbrieften Fahrgastrechte sei eine kaputte Klimaanlage im Waggon nicht als Entschädigungsgrund vorgesehen, erläutert Heinz Klewe, Geschäftsführer der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (soep) in Berlin. "Ich gehe aber davon aus - und so hat es die Bahn angekündigt -, dass es eine Kulanzzahlung geben wird."
Auch auf der Strecke Hamburg-München gab es Probleme. Auf dem Bielefelder Hauptbahnhof wurde der ICE 548 von Berlin nach Köln komplett geräumt, nachdem die Klimaanlage ausgefallen war. 500 Passagiere hätten aussteigen müssen, sagte eine Bahnsprecherin. Für diese Reisenden sei ein Ersatzzug angeboten worden. Der betroffene ICE habe seine Fahrt mit 50 Minuten Verspätung fortgesetzt, nachdem ein mitgereister Techniker die Anlage repariert habe.
In einem ICE von Stralsund nach München waren drei Waggons vom Ausfall der Klimaanlage betroffen. Daher mussten sich die Reisenden in Jena Plätze in anderen Abteilen suchen oder aussteigen und auf den nächsten Zug warten, sagte die Sprecherin. Nach Aussage einer Reisenden wusste die Bahn bereits in Berlin von den Problemen.
In einem weiteren ICE fiel in einem Waggon auf der Strecke von Dresden nach Wiesbaden die Klimaanlage aus. Etwa 50 Fahrgäste mussten in Eisenach den Zug verlassen.
Bereits im vergangenen Sommer hatte es bei der Bahn immense Probleme mit überhitzten Zügen gegeben. Anfang Juli 2010 waren binnen weniger Tage Klimaanlagen in gut 50 Fernzügen ausgefallen - teils komplett, teils in einzelnen Wagen. In einem dramatischen Fall musste ein ICE in Bielefeld gestoppt werden, in dem mehrere Schüler kollabiert waren.
Nach Angaben der Reisenden gab es am Sonntag in Jena Unmut beim Räumen der Waggons.
"Es ist nachvollziehbar, dass es auf Unverständnis stößt", sagte die Bahn-Sprecherin. Die betroffenen ICEs seien mit Verspätungen zwischen von 30 Minuten und einer Stunde weitergefahren. Wenn Klimaanlagen defekt sind, sei das Bordpersonal angehalten, die Reisenden zu bitten, andere Plätze einzunehmen.
Wenn die Züge sehr voll seien, wie dieses Wochenende, müssten Passagiere aussteigen. Im Fernverkehr seien 3300 Klimaanlagen in Betrieb, sagte die Sprecherin. "Man muss damit rechnen, dass rund zwei Prozent der Anlagen kurzfristig ausfallen können."
Der Personenverkehrsvorstand der Bahn, Ulrich Homburg, hatte im Mai angekündigt, dass mit mehreren Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit eines Defekts "sehr deutlich reduziert" werden soll. Die Bahn wolle bis 38 Grad Außentemperatur einen stabilen Betrieb der Klimaanlagen gewährleisten. Allerdings hatte er für diesen Sommer noch keine Hoffnungen auf einen reibungslosen Betrieb gemacht: "Es wird Ausfälle von Klimaanlagen geben."
Zwar habe die Bahn die Anlagen besonders in den ICE-2-Zügen nachgebessert, komplett werde man aber erst mittelfristig das Problem bei extrem hohen Temperaturen völlig in Griff bekommen. Sollten in Zügen Klimaanlagen nicht funktionieren, werde man diese sofort aus dem Verkehr ziehen, so dass es auch Zugausfälle geben könne. "Wir wollen kein zweites Bielefeld in diesem Jahr haben."
Etwas optimistischer hatte sich im Mai noch ein Vorstandskollege von Homburg geäußert: "Wir glauben, dass es besser wird", sagte Technikvorstand Volker Kefer vorsichtig. Sämtlichen Problemen dürfte aber noch nicht vorzubeugen sein. Kurzfristig sollen mehrere Maßnahmen ein zu frühes Abschalten der Kühlung bei hohen Temperaturen vermeiden. So sollten Bauteile etwa öfter gereinigt und die Kühlmittelmenge häufiger kontrolliert werden.
Mit einer endgültigen Besserung sei laut Kefer erst in den nächsten zwei Jahren zu rechnen. Dann sollen die notwendigen zusätzlichen Stromrichter vorhanden sein.