Badegewässer-Test des ADAC:"Planschen im fauligen Wasser"

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Der ADAC hat die Wasserqualität an Nord- und Ostseestränden untersucht - und wird dafür kritisiert. Tester Nicolas Adunka über Wasser, das mal sauber, mal schmutzig ist.

Hanni Kinadeter

Erstmals hat der ADAC die Badewasserqualität an Nord- und Ostseestränden getestet. Dabei kamen deutlich schlechtere Ergebnisse heraus als im jährlich erscheinenden Badewasser-Bericht der EU-Kommission. An knapp einem Viertel der Messstellen wurden die Grenzwerte teils deutlich überschritten. Warum das so ist und wie getestet wurde, erklärt ADAC-Projektleiter Nicolas Adunka.

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SZ: Warum testet der ADAC jetzt auch noch die Badewasserqualität?

Adunka: Die Berichte unserer Mitglieder haben oft nicht mit den offiziellen Messergebnissen übereingestimmt. Deshalb haben wir für unseren ersten eigenen Test während der Badesaison 2009 an insgesamt 22 populären Stränden an Nord- und Ostsee gemessen. Dafür haben wir Belastungszonen in Flachwasserbereichen herausgesucht. Geprüft wird das Wasser auf Fäkalbakterien.

SZ: Warum hat der ADAC vor allem Randgebiete und Flachwasserzonen ausgewählt, wo eigentlich niemand badet?

Adunka: Das stimmt so nicht, denn bei Kindern ist genau das Gegenteil der Fall. Sie spielen und planschen gerne dort, wo das Wasser flach ist. Das Skurrile ist, dass viele Eltern den Flachwasserbereich für besonders sicher halten, weil die Kinder dort vor Wellen oder Strömungen geschützt sind. Aber gerade im seichten Wasser, oder dort, wo etwa ein Bach ins Meer fließt, können die Keimkonzentrationen sehr hoch sein.

SZ: Weshalb ist das Wasser dort am schmutzigsten?

Adunka: Das kann unterschiedliche Gründe haben. Zum Beispiel kann ein Bach aus dem Hinterland, wo Tiere weiden, hohe Keimkonzentrationen ins Meer eintragen. Oder an künstlichen Dämmen, wo sich gerne Seevögel aufhalten, kann das Wasser von ihrem Kot verunreinigt sein. Außerdem wird dort die natürliche Strömung reduziert, und damit der Wasseraustausch. Pflanzliches und tierisches Material sammelt sich an - und gerade bei hohen Temperaturen kann es zu Fäulnisprozessen kommen.

SZ: Die Stadt Kühlungsborn an der Ostsee hat an den ADAC-Teststellen nachgemessen und ist auf bessere Ergebnisse gekommen.

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Adunka: Wir können nicht überprüfen, ob die Stadt ihre Messungen an genau der selben Stelle vorgenommen hat. Außerdem hat die Witterung, also vor allem starker Regen und hohe Temperaturen, einen erheblichen negativen Einfluss auf die Wasserhygiene. Wir haben im Übrigen niemals direkt nach stärkeren Niederschlägen gemessen.

Nicolas Adunka vom ADAC untersuchte deutsche Küstengewässer. (Foto: ADAC)

SZ: Wenn die Messungen so unterschiedlich ausfallen - gibt es dennoch etwas, woran sich die Badegäste orientieren können?

Adunka: Für Badegäste sind in erster Linie aktuelle Informationen wertvoll. Aktuelle Messergebnisse kann man zum Beispiel auf den Internetseiten der Länder einsehen. Auch am Strand sollte immer aktuell über die Wasserqualität informiert werden. Grundsätzlich würde ich nicht in der Nähe von Fluss- und Bachmündungen baden. Ebenso wenig an Stellen, an denen das Wasser steht oder die Strömung eingedämmt wird. Mitunter kann man Verunreinigungen ja auch sehen oder riechen, wie zum Beispiel Algen. Überall dort, wo das Wasser klar ist und regelmäßig durchgemischt wird, kann man sicher baden.

SZ: Lässt sich allgemein sagen, wo das Wasser am saubersten ist?

Adunka: Laut dem EU-Bericht ist das Wasser an der deutschen Nord- und Ostsee weitgehend sauber. In unserem Test war etwa ein Viertel der insgesamt 72 Messstellen mindestens bedenklich, ein weiteres Viertel ausreichend. Mehr als die Hälfte unserer Messstellen wiesen gute und sehr gute Hygiene-Werte auf. Besonders gut abgeschnitten hat der Strand von Westerland auf Sylt an der Nordsee, an allen drei Messstellen waren die Werte dort sehr gut. Auch in Graal-Müritz an der Ostsee haben die Messungen an allen drei Standorten sehr gute Werte ergeben.

© SZ vom 08.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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