Warnstreik der Lokführer:Es lief wenig - auf den Gleisen und bei den Verhandlungen

Lesezeit: 2 min

ICE- und IC-Züge der Deutschen Bahn stehen auf einer Anlage der DB in Hamburg statt Fahrgäste zu transportieren. (Foto: IMAGO/Markus Tischler/IMAGO/Markus Tischler)

Die Bahn geht nach dem 20-stündigen Warnstreik davon aus, dass der Zugverkehr am Freitag wieder nach Plan läuft. Für die Fahrgäste bleibt die Lage ungewiss, auch wenn der GDL-Chef Kompromissbereitschaft andeutet.

Der kurzfristig angesetzte Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat am Mittwoch und am Donnerstag weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland zum Erliegen gebracht. Tausende Züge fielen aus. Betroffen waren sowohl der Fern-, Regional- und Güterverkehr. Die Bahn hatte nach der Warnstreikankündigung am Dienstag kurzfristig einen Notfahrplan erstellt. Im Fernverkehr war lediglich jeder fünfte ICE- und IC-Zug unterwegs. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen des Warnstreiks unterschiedlich, in einigen Regionen fuhr am Donnerstagmorgen zunächst so gut wie kein Zug mehr.

Am Vormittag hatte die Bahn mitgeteilt, dass bis auf sehr wenige regionale Ausnahmen "überall ein zumindest eingeschränktes Zugangebot" sichergestellt war. "Zum Teil fährt ein Busnotverkehr", hieß es. Weil sich auch Fahrdienstleiter am Ausstand beteiligten, die den bundesweiten Verkehr auf der Schiene koordinieren, kam es auch zu Einschränkungen bei anderen Verkehrsunternehmen, die nicht direkt bestreikt wurden.

Güterverkehr am stärksten betroffen

Am weitreichendsten waren die Auswirkungen im Güterverkehr. Die Bahn ging von einem Rückstau von mehreren hundert Güterzügen mit teilweise dringlicher Terminfracht aus. Nach Streikende soll es mehrere Tage dauern, bis dieser Stau abgebaut ist. Viele Fahrgäste hätten sich trotz der kurzfristigen Ankündigung auf den Arbeitskampf eingestellt, sagte ein Bahnsprecher. Viele hätten Fahrten vorgezogen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Die Deutsche Bahn setzt darauf, dass der Schienenverkehr bis zum Betriebsbeginn am Freitag wieder weitgehend reibungslos läuft. "Unsere ganze Priorität liegt darauf, morgen, an diesem wichtigen Freitag, den Verkehr wieder in Gang zu bringen", so der Sprecher.

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). (Foto: Christian Charisius/dpa)

Für die Fahrgäste dürfte vor allem die Ungewissheit bleiben. GDL-Chef Claus Weselsky hat gezeigt, dass jederzeit mit solchen Aktionen zu rechnen ist. Weitere Warnstreiks schloss er nicht aus.

Allerdings deutete er Kompromissbereitschaft beim umstrittenen Arbeitszeitthema an. "Niemand sagt, dass morgen drei Wochenstunden weniger gearbeitet werden soll", sagte Weselsky im Interview mit dem Handelsblatt. "Wir sind bereit, Kompromisse zu machen und Schritte zu einer Arbeitszeitverkürzung zu vereinbaren." Denn natürlich müsse man dem Arbeitgeber auch die Gelegenheit geben, zusätzliches Personal auszubilden. Die GDL fordert für die Beschäftigten unter anderem 555 Euro mehr im Monat und für Schichtarbeiter eine Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Wochenstunden.

Bahn-Personalvorstand Martin Seiler weigert sich aber bisher, überhaupt über das Arbeitszeitthema zu verhandeln. Er bietet bislang eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten und die von der GDL geforderte Inflationsausgleichsprämie. Von einer Einigung sind beide Seiten nach einer ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche und dem ersten Arbeitskampf noch weit entfernt.

Zweite Verhandlungsrunde abgesagt

Wie es in dem Tarifkonflikt in den nächsten Tagen weitergeht, bleibt offen. Die Bahn hatte die für diesen Donnerstag und Freitag angesetzte zweite Verhandlungsrunde nach der Warnstreikankündigung der GDL abgesagt. Das nächste Treffen ist für kommende Woche terminiert. Ob beide Seiten daran festhalten, war zunächst unklar. "Das haben wir noch zu bewerten, das ist noch offen", sagte Weselsky. "Ich kann das nicht vorwegnehmen, ich weiß nicht, was die Herren treibt", ergänzte er. "Ich kann nur darauf verweisen, dass wir Verhandlungen vereinbart haben."

Die Bahn nannte den Warnstreik erneut "verantwortungslos." "Das ist eine Zumutung für unsere Fahrgäste", sagte der Konzernsprecher. "Wir müssen am Verhandlungstisch zu Lösungen kommen, nicht durch Streiks."

© SZ/dpa/gut - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Streik bei der Bahn
:"Ich lasse mir nicht in die Schuhe schieben, dass wir eskalieren"

GDL-Chef Claus Weselsky weist die Schuld an den aktuellen Streiks von sich. Er sieht die Verantwortung - natürlich - ganz woanders: beim Management der Deutschen Bahn.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: