Vorwahlen in den USA:Fort Walton Beach: Hat die Tea Party gewonnen?

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Die Sonne scheint, unten am Strand weht ein lauer Wind und doch ist hier im Nordwesten Floridas alles zum Verzweifeln. "Ich habe es satt, dass die Regierung nicht der Verfassung der USA folgt", sagt Marvin Honeycutt. Keiner widerspricht dem Rentner: In einem Büfett-Schnellrestaurant in Fort Walton Beach haben sich nicht Floridas Optimisten, sondern Mitglieder der Panhandle Patriots versammelt

Die Gruppe gehört zum losen Aktivistenverbund der Tea Party. Was Donald Trump nun erntet, hat die Tea Party gesät - mit Hilfe republikanischer Politiker, rechter Medien und einer Unzufriedenheit all jener, die die Wahl Barack Obamas 2008 als Aufforderung zum Aufstand sahen. Die beiden Präsidentschaftskandidaten Ted Cruz und Marco Rubio wären ohne Unterstützung der Tea Party nicht einmal Senatoren geworden.

Gerade Floridas Tea Party, die hier im Nordwesten mit etwa 2000 Mitgliedern ihren Schwerpunkt hat, ist inzwischen unter republikanischen Politikern umworben wie gefürchtet: Ihr eilt der Ruf voraus, Königsmacher und -mörder zu spielen. Die Runde am Tisch ist allerdings weniger furchteinflößend als weiß, christlich, fast durchgehend weißhaarig und pensioniert.

Und sie sieht sich von unsichtbaren Feinden umzingelt. Mit Amerika geht es rasend schnell bergab, ist sich das halbe Dutzend Mitglieder einig, das "Andere" hat das Ruder übernommen. Nicht nur die Anwesendheit illegaler Einwanderer, auch die verbreitete Gottlosigkeit des modernen Amerikas macht den Ruheständlern, die wie viele im Norden Floridas sehr gläubig sind, schwer zu schaffen. Ein wertkonservativer Präsident wie Ted Cruz könnte das ändern und gegen den Unbill und die Verrohung der Sitten vorgehen.

Und auch Donald Trump hat hier einen guten Stand: Der hängt zwar wenig weniger pedantisch an der Verfassung als die Tea Party gerne hätte, weiß aber dafür, seinen Willen durchzusetzen. Der fehlende republikanische Stallgeruch? Für die Panhandle Patriots ein entscheidender Pluspunkt. "Er ist der Einzige, der dem Parteisystem nicht verpflichtet ist. Er ist gut qualifiziert, er ist ein Geschäftsmann, er ist erfolgreich", sagt Bob Rettie.

Zur Wut kommt hier noch ein weiterer Faktor, der in Tampa und Sun City Center nicht so stark war, der aber auch zum Trump-Repertoire gehört: Verachtung. Für Politiker, die gängigen politischen Prozesse und all ihre Resultate, die am Ende doch nur ein Possenspiel sind, hinter dem sich ein kaputtes System der Vorteilnahme verbirgt. In der Kritik an Sozialhilfeprogrammen für Arme und Schwarze liegt ein verhohlenes Gefühl weißer Überlegenheit. Eine Dame warnt zudem, dass der Islam aus "politischer Korrektheit" in Schulbüchern mehr und mehr Platz erhalte.

Die Brachial-Botschaften des extremen rechten Flügels der Republikaner stoßen im Wahlkampf 2016 auch beim Rest der konservativen Wählerschaft auf offene Ohren: Die große Mehrheit erscheint wütend, sauer, verärgert, weil Amerika in ihren Augen nicht mehr die Vorzeigenation von einst ist.

Eigentlich müssten die Aktivisten der Tea Party zufrieden sein, dass ihre Botschaft nun im Land die Runde macht. Doch sie klagen darüber, dass ihre Bewegung ihre besten Tage hinter sich hat. "Die Tea Party ist zu einem Förderverein verkommen", sagt Pete Blome. Politiker würden sich das Siegel holen und alle Prinzipien über Bord werfen, sobald sie im Amt seien - so wie Marco Rubio, seitdem er als Senator in Washington sitzt. Warum also nicht gleich Donald Trump wählen? Für feste Prinzipien ist der Immobilien-Milliardär immerhin nicht bekannt.

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