USA: Vereitelter Anschlag in Flugzeug:Verschärfte Kontrollen

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Der versuchte Sprengsatz-Anschlag in einem Flugzeug auf dem Weg nach Detroit schürt weltweit neue Terrorängste. Fluglinien und Flughäfen verschärfen ihre Sicherheitskontrollen.

Nach dem versuchten Anschlag auf eine Passagiermaschine kurz vor der Landung in Detroit hat die US-Regierung die Sicherheitsstadards an Flughäfen verschärft. Auch die deutsche Bundespolizei hat strengere Sicherheitskontrollen angekündigt, ebenso wie zahlreiche Fluglinien.

Nach dem vereitelten Attentat in einem Flugzeug vor der Landung in Detroit werden vielerorts die Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen verschärft. (Foto: Foto: AFP)

Unter anderem soll es Fluggästen eine Stunde vor der Landung nicht mehr gestattet sein, ihren Sitzplatz zu verlassen. Air Canada erklärte, die neuen Regeln seien von der Verkehrssicherheitsbehörde der USA erlassen worden und bezögen sich auf den Luftraum über den Vereinigten Staaten.

Kein Zugang zum Handgepäck

Demnach sollen Fluggäste eine Stunde vor der Landung auch keinen Zugang mehr zu ihrem Handgepäck in den Gepäckfächern haben. Ferner dürften sie keine Gegenstände mehr auf ihrem Schoß aufbewahren. Die Flugbegleiter auf US-Routen würden die Passagiere jetzt umgehend über die neuen Vorschriften informieren, heiß es in der Erklärung von Air Canada weiter.

Die Maßnahmen gelten "unverzüglich" sowohl für Inlands- als auch für internationale Flüge, "um die Sicherheit der Reisenden weiterhin sicherzustellen", teilte das US-Heimatschutzministerium mit. Die neu erlassenen Maßnahmen seien "unvorhersehbar", "so dass die Passagiere nicht das gleiche überall erwarten dürfen".

Heimatschutzministerin Janet Napolitano rief die Fluggäste auf, mehr Zeit für das Check-In an den Flughäfen einzuplanen. Nach dem vereitelten Anschlag verschärften zahlreiche Flughäfen ihre Sicherheitsvorkehrungen, darunter Paris, Rom und London.

Durchsuchung am Flugsteig

Der Brüsseler internationale Flughafen Zaventem verschärfte seine Sicherheitsregeln ebenalls bereits. Passagiere mit Reiseziel USA sollen nun zusätzlich am Flugsteig durchsucht werden, berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga. Erlaubt sei nur noch ein Stück Handgepäck. Reisende mit Zielen in den USA müssten wegen der doppelten Sicherheitskontrolle drei Stunden vor Abflug am Flughafen sein. Die neuen Regeln gelten zunächst bis zum 30. Dezember.

DIe Bundespolizei passt nach dem vereitelten Anschlag ebenfalls die Sicherheitsmaßnahmen für den Luftverkehr an. Das Bundespolizeipräsidium in Potsdam erklärte, die angesichts einer "abstrakt erhöhten Bedrohungslage" ohnehin hohen Sicherheitsstandards würden durch zielgerichtete Kontrollen ergänzt. Dies gelte aber nicht für alle Flüge, betonte Sprecherin Sandra Pfeifer. Die Behörden arbeiteten mit der US-Verkehrssicherheitsbehörde (TSA) zusammen. Reisende in die USA müssten sich auf längere Wartezeiten einstellen, sagte Pfeifer.

Lückenlose Aufklärung

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte, hierzulande gälten bereits die "höchsten Sicherheitsstandards in Bezug auf die Luftsicherheit der Welt". Mit Blick auf die Ermittlungen zu dem Zwischenfall, der sich am ersten Weihnachtsfeiertag an Bord einer aus Amsterdam kommenden Maschine ereignete, sagte die Sprecherin weiter: "Wir arbeiten eng mit den niederländischen Behörden zusammen."

Derweil forderten niederländische Parlamentarier eine lückenlose Aufklärung der Umstände. Das Justizministerium müsse erklären, wie der tatverdächtige Nigerianer am Airport Schiphol explosionsfähiges Material mit an Bord der Maschine der Delta Airlines bringen konnte, forderten sie.

Alle Vorschriften sind eingehalten worden

Die Reputation des Amsterdamer Flughafens als zuverlässiges internationales Luftdrehkreuz stehe auf dem Spiel, erklärte der Abgeordnete der regierenden Sozialdemokraten, Ton Heerts. "Wie es scheint, hat man neue Möglichkeiten gefunden, großes Unheil an Bord von Passagierflugzeugen anzurichten", fügte der Abgeordnete Ed Anker von der Koalitionspartei ChristenUnie hinzu. Ein Flughafensprecher bestand darauf, dass auf Schiphol alle geltenden Vorschriften für die Kontrolle von Transitpassagieren eingehalten worden seien.

Der 23-jährige Nigerianer hatte am Freitagabend versucht, das Flugzeug mit fast 300 Menschen an Bord beim Landeanflug auf Detroit mit einem kleinen Sprengsatz zum Absturz zu bringen. Er entzündete dazu ein "Gemisch aus Pulver und Flüssigkeit", wie es in US- Medienberichten hieß. Der Mann wurde aber von anderen Passagieren überwältigt. Er war von Lagos aus mit der niederländischen Fluggesellschaft KLM nach Amsterdam geflogen, wo er im Transit Anschluss an den bereits durchgebuchten Flug nach Detroit hatte.

Zwischenlandung einer Lufthansa-Maschine

Aufregung gab es nach dem Vorfall auch in einer deutschen Maschine. Ein Lufthansa-Flugzeug auf dem Weg nach Detroit legte wegen verdächtiger Gepäckstücke an Bord einen außerplanmäßigen Zwischenstopp auf Island ein. Ein Sprecher des Keflavik-Flughafens sagte, der Vorfall habe vermutlich nichts mit dem vereitelten Terroranschlag auf das Flugzeug der Northwest Airlines zu tun.

Flughafensprecher Fridthor Eydal sagte weiter, der Pilot habe das Gepäck nach der Landung in Island überprüfen lassen. Ihm sei gemeldet worden, dass der Passagier, dem die verdächtigen Taschen gehörten, in Deutschland geblieben sei.

Kein Sicherheitsproblem

Ein Lufthansa-Sprecher sagte, Ursache sei eine Falschverladung in Frankfurt gewesen, die in Island korrigiert worden sei. Ein Sicherheitsproblem habe zu keiner Zeit bestanden. Nach einer Stunde und 20 Minuten Aufenthalt in Island habe das Flugzeug seine Reise nach Detroit fortgesetzt. Die US-Behörden seien informiert worden, sagte der Lufthansa-Sprecher.

© sueddeutsche.de/dpa/APD/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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