USA:Empörung nach Kündigung des Pariser Klimaabkommens

Lesezeit: 2 min

Ein Kohlekraftwerk im US-Bundesstaat Wyoming (Foto: AP)
  • Die USA haben die Vereinten Nationen (UN) offiziell über ihren Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen informiert.
  • Trumps Vorgänger Obama hatte das Pariser Klimaabkommen im Jahr 2016 unterzeichnet.
  • Die Empörung der US-Demokraten nach Kündigung des Pariser Klimaabkommens ist groß.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Der 4. November galt für den Klimaschutz einmal als großer Tag. Die Menschheit werde auf ihn zurückblicken als den Tag, "an dem die Länder dieser Welt den Weg in Richtung einer scheinbar unvermeidlichen Klimakatastrophe verlassen haben", fand 2016 Patricia Espinosa, die Chefin des UN-Klimasekretariats.

Am 4. November 2016 war das Pariser Klimaabkommen in Kraft getreten. Auf den Tag drei Jahre später sieht die Sache anders aus: Der 4. November 2019 ist der Tag, von dem an Staaten formal von dem Abkommen zurücktreten können, so will es Artikel 28 des Vertrags. Und es ist der Tag, an dem Donald Trump Ernst macht: Washington hat formal den Austritt aus dem Abkommen eingeleitet.

MeinungTrump im Wahlkampf
:Noch mehr Lügen, noch mehr Hetze

Donald Trump ist historisch unbeliebt - doch so wie es aussieht, wird er 2020 wahrscheinlich wiedergewählt. Dass die amerikanische Gesellschaft durch seine Wahlkampfstrategie in die Brüche geht, kümmert ihn nicht.

Kommentar von Hubert Wetzel

Der US-Präsident hatte zuletzt keinen Zweifel an dem Schritt gelassen. Er werde nicht dem amerikanischen Volk schaden, um andere Staaten reich zu machen, sagte er kürzlich in Pittsburgh. "Mein Job ist es, die Bürger von Pittsburgh zu repräsentieren, nicht die von Paris." Offen war nur, ob er unmittelbar das Abkommen verlässt oder noch wenige Wochen damit wartet.

Pelosi: Trump begeht Verrat an der Zukunft aller Kinder

Wirksam wird der Austritt nämlich erst mit Ablauf eines weiteren Jahres. Bei einem späteren Austritt hätten die USA noch bei der Klimakonferenz im kommenden Jahr in Glasgow mitverhandeln können - wenn es unter anderem um künftige Klimaziele und damit um die Zukunft des Pariser Vertrags gehen soll. So aber wird er genau einen Tag nach der nächsten Präsidentschaftswahl vollzogen.

Mit dem Rückzug zeige die amerikanische Regierung, "dass sie sich weder um die Wissenschaft kümmert noch um die Wirtschaft", sagte Andrew Steer, Chef des Washingtoner World Resources Institute. US-Außenminister Mike Pompeo, formal zuständig für die Klimapolitik, beteuerte, sein Land trete für ein "pragmatisches und realistisches Modell" ein. Der UN-Klimarahmenkonvention werden die USA weiterhin angehören. Damit sind sie nicht von allen Gesprächskanälen rund ums Klima abgenabelt.

Führende Demokraten haben den Vollzug der 2017 eingeleiteten Kündigung des Pariser Klimaabkommens durch die US-Regierung als "schockierend" bezeichnet. Der Klimawandel sei "die existenzielle Bedrohung unserer Zeit" und gefährde Gesundheit und Wohlergehen aller Menschen, erklärte die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi. Präsident Trump begehe damit Verrat an der Zukunft aller Kinder, erklärte sie am Montagabend. Der im Senat führende Demokrat Chuck Schumer sprach von einem "dramatischen Rückschritt", der sich jahrzehntelang negativ auf die Umwelt, die Wirtschaft und die nationale Sicherheit auswirken werde.

© SZ.de/dpa/dit/lalse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExtinction-Rebellion-Aktivist
:Ganzer geht es nicht

Jan-Gerrit Seyler ist Klima-Aktivist bei Extinction Rebellion und lässt sich auch mal tagelang anketten. Sein Motiv: der Weltuntergang. Sein Risiko: die Familie.

Von Boris Herrmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: