Obama warf er vor, die Finanzkrise als Ausrede für sein Versagen anzuführen. "Ein amerikanischer Präsident entschuldigt sich nicht, er führt", polterte Romney, der oft von "leadership" sprach. "Ich stehe bereit, um die Partei und unsere Nation zu führen", rief er unter dem Applaus seiner Anhänger. An Obama gerichtet fügte er hinzu: "Jetzt ist es Zeit für Sie, zur Seite zu treten." Wie so oft in den letzten Wochen pries sich Romney als Außenseiter in Washingtoner Machtzirkeln und betonte seine Erfahrung in der Privatwirtschaft, die ihm helfen werde, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen und so "Amerikas Seele" zu retten.
Das übliche Europa-Bashing konnte sich Romney trotz seines staatsmännischen Auftretens nicht verkneifen: "Das Weiße Haus sollte wieder für das Beste stehen, was dieses Land zu bieten hat - und nicht für all das Schlechte, zu dem Europa geworden ist." Er werbe um die Stimmen jener Amerikaner, die nach drei Obama-Jahren keine Versprechen mehr hören wollten, sondern sich jeden Tag anstrengten, um voranzukommen. Mit den Worten "Let's fight for the America we love. Believe in America" endete Romneys Rede und es begann ein minutenlanges Händeschütteln.
Doch noch während sich der Wahlsieger von Handykameras fotografieren ließ und Autogramme gab, schlugen die verbliebenen Bewerber das Angebot, sich in den Dienst der Partei zu stellen, innerhalb von Minuten aus. Der kauzige Ron Paul verfügt über eine breite Basis an Anhängern und ihm geht es vor allem darum, möglichst öffentlichkeitswirksam für seine marktradikalen Überzeugungen zu werben.
Rick Santorum, der in Florida 13 Prozent der Stimmen erhielt und bereits in Nevada um Stimmen wirbt, präsentierte sich als "der einzige wählbare konservative Kandidat". Er gehe optimistisch in die kommenden Wochen, sagte der Liebling vieler Evangelikaler: Allein an diesem Tag habe er 200.000 Dollar an Spenden über das Internet bekommen und da Newt Gingrich den Schwung von South Carolina verloren habe, würden sich die wertkonservativen Wähler nach Alternativen umsehen.
"Die Macht des Volkes wird die Macht des Geldes besiegen"
Und was sagte Newt Gingrich, der eindeutige Verlierer des Abends? Er denke gar nicht ans Aufgeben, dröhnte der 68-Jährige und erklärte in Orlando vor halbleeren Rängen seine Sicht der Welt. Die Wähler von Florida hätten entschieden, dass Amerika in den kommenden Wochen einen Zweikampf zwischen "dem konservativen Anführer Newt Gingrich und Mitt Romney, dem Moderaten aus Massachusetts" sehen werde.
Seine neben ihm platzierten Fans trugen Schilder mit der Aufschrift "46 States to go". Er habe diese für die Elite-Medien vorbereiten lassen, die ihn schon mehrmals für chancenlos und gescheitert erklärt hätten, ätzte der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses unter dem Jubel seiner Getreuen. "Wir werden zurückkommen, wie wir es in South Carolina getan haben", rief Gingrich.
Der Weg zur Nominierung Ende August in Tampa sei leicht, erklärte er. Der Multimillionär Romney verfüge zwar über mehr Geld, doch er und seine Anhänger hätten die besseren Ideen: "Die Macht des Volkes wird die Macht des Geldes besiegen", rief Gingrich, bevor er am gleichen Abend nach Nevada weiterreiste, wo an diesem Samstag eine Vorwahl stattfindet.
Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur wird also noch ein paar Wochen weitergehen, bis sich einer der vier Bewerber an die staatsmännischen Appelle von Mitt Romney erinnert - und bis die Republikaner ihre Kräfte bündeln, um Barack Obama stärker in die Enge zu treiben. Denn der US-Präsident ist auch einer der Wahlsieger von Florida.