Wichtige Vorwahl der Republikaner in Florida:Mit aller Kraft

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Unablässig touren Mitt Romney und Newt Gingrich durch Florida und werben um die Stimmen der republikanischen Wähler. Der "Sunshine State" unterscheidet sich nicht nur in seiner Größe von Staaten wie Iowa oder New Hampshire - es ist Amerika im Mini-Format. Romney und Gingrich wissen: Wer die anstehende Vorwahl in Florida gewinnt, dem ist die Nominierung kaum mehr zu nehmen.

Matthias Kolb, Miami

Drei Vorwahlen, drei verschiedene Gewinner: Die US-Republikaner suchen noch immer nach ihrem Präsidentschaftskandidaten. Am kommenden Dienstag findet die primary in Florida statt - dem ersten Mega-State. Wer hier gewinnt, kann ähnlich wie John McCain vor vier Jahren auf einen Durchmarsch hoffen. Süddeutsche.de erklärt, was den Sunshine State so besonders macht und wie es nach dem 31. Januar weitergeht.

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Seit Tagen tourt Mitt Romney samt Familie durch Florida, um Hände zu schütteln, Babys zu küssen und weitere Spendengelder einzuwerben.

(Foto: AFP)

Size matters

Im Gegensatz zu Iowa, New Hampshire und South Carolina ist Florida deutlich größer und dichter besiedelt. 19 Millionen Menschen leben im Sunshine State und die meisten sind in den vergangenen Jahrzehnten wegen des milden Klimas hergezogen. Der viertgrößte Staat der USA entsendet 50 Delegierte zum Nominierungsparteitag im August nach Tampa - und gemäß dem Winner-takes-it-all-Prinzip erhält der Sieger der Vorwahl sämtliche Stimmen.

Unter diesen Voraussetzungen tun sich die Außenseiter schwer: Der libertäre Kauz Ron Paul verzichtet vollständig auf Wahlkampfauftritte in Florida und ohne gut gefüllte Wahlkampfkasse gelingt es Rick Santorum kaum, mit den Wählern in Kontakt zu treten. Dass Mitt Romney in den jüngsten Umfragen deutlich führt, liegt nicht nur an seiner besseren Performance in den TV-Debatten, sondern auch an seiner nahezu perfekten Wahlkampforganisation.

Anders als Newt Gingrich, den ebenfalls keine Geldsorgen plagen, hat Romney bereits vor Monaten Büros in Städten wie Tampa, Miami, Orlando und Jacksonville eröffnet und deckt so den ganzen Staat ab. Mit seiner Familie tourt er seit Tagen durch Florida, um Hände zu schütteln, Babys zu küssen und weitere Spendengelder einzuwerben. Auch die Medienkampagne verschlingt viel Geld: Drei der 20 teuersten US-Werbemärkte befinden sich in Florida und so kann es sich nur der Multimillionär Romney leisten, seit Wochen Werbespots und Anzeigen zu platzieren.

Auch an diesem Wochenende wurden wieder Videos geschaltet, in denen sich die Favoriten gegenseitig attackieren: Romney erinnerte daran, dass Gingrich von der eigenen Partei als Sprecher des Repräsentantenhauses gestürzt und Ende der neunziger Jahren wegen Verstößen gegen die ethischen Richtlinien des Kongresses zu einer Geldstrafe verurteilt worden war.Gingrich hielt Romney wechselnde Positionen bei Themen wie Abtreibung vor und nannte ihn "unehrlich".

Doch nicht nur Ron Bonjean erkennt bei Gingrich Zeichen der Ermüdung. "Er hat darauf gezählt, dass der Schwung ihn durch Florida trägt, und der Schwung ist jetzt weg", sagte der republikanische Stratege der Nachrichtenagentur Reuters. Ob ihm die Unterstützung von Sarah Palin, die eine Verschwörung des Partei-Establishments wittert und von Ex-Präsidentschaftsbewerber Herman Cain helfen werden, bleibt abzuwarten.

Un presidente excelente

Nicht nur dank seines spanischsprechenden Sohns und eines lockeren Auftritts bei der "Hispanic Leadership Network"-Konferenz (mehr zur Bedeutung der Latinos für die US-Wahl 2012 lesen Sie hier) ist Romney der Favorit unter den Hispanics in Florida - und die Gruppe stellt fast ein Viertel der Bevölkerung im Sunshine State. Dass sein Vater in Mexiko geboren wurde und er seit 42 Jahren mit der gleichen Frau verheiratet ist, kommt ebenso gut an wie seine Wirtschaftserfahrung: Jeder neunte Hispanic in Florida ist arbeitslos.

Bei seiner Rede in Miami gelang es Romney ebenso wie in der TV-Debatte, den Eindruck zu entkräften, er lehne Einwanderung prinzipiell ab und wolle - wie vom Gingrich-Lager gestreut - auch illegal eingereiste Senioren ausweisen lassen. Dem begeisterten Publikum rief er zu: "Lasst euch von den Mainstream-Medien nicht einreden, dass die Republikaner Immigration ablehnen."

Die Parteistrategen der Republikaner wissen, dass sie einen Kandidaten brauchen, der bei den Latinos gut ankommt, um Barack Obama aus dem Weißen Haus zu vertreiben: Keine Wählergruppe wächst schneller und bereits im November könnten ihre Stimmen in mehreren swing states die Entscheidung bringen. Der Demokrat ist zwar noch immer deutlich beliebter als alle Republikaner, doch nicht nur Jeb Bush, der Ex-Gouverneur von Florida, machte sich jüngst in der Washington Post strategische Gedanken, wie die Republikaner attraktiver für Latinos werden können.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welchen Einfluss Senioren in Floridas politischem System haben.

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