US-Vorwahl:Das Phänomen Trump ist echt, weil der Zorn seiner Wähler echt ist

Wenn sich die Establishment-Republikaner weiter gegenseitig niedermachen, könnte Trump mit seinem Hass-Wahlkampf unbehelligt der Nominierung entgegentrampeln.

Kommentar von Nicolas Richter, Manchester (New Hampshire)

Als Donald Trump vor acht Monaten seine Kandidatur für die Präsidentschaft erklärte, hielt es jeder für einen Witz. Als Trump dann über Monate in den Umfragen führte, hielten es viele für eine Fiktion, die sich nie an den Wahlurnen niederschlagen würde. Seit dieser Woche steht fest: Das Phänomen Trump ist echt.

Donald Trump, der seine Gegner als " Verlierer" beschimpft und Stimmung macht gegen Latinos und Muslime, hat die Vorwahl in New Hampshire tatsächlich - und deutlich - gewonnen, und er wird weitere Vorwahlen gewinnen.

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Das Phänomen Trump ist echt, weil der Zorn, den Trump verkörpert, echt ist. Seine Wähler halten das politische System in Washington für durch und durch korrupt. Sie missbilligen den Einfluss der Wall-Street-Banken, der Lobbyisten, sie missbilligen den Freihandel, der ihrer Ansicht nach Arbeitsplätze kostet und Löhne drückt. Sie fürchten illegale Einwanderer und ausländische Terroristen, eine Angst, die Trump ausnutzt und schürt.

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Das moderate "Establishment" der Republikanischen Partei tut sich auch deswegen so schwer gegen Trump, weil so viele Kandidaten um die Stimmen der Gemäßigten werben. Jeb Bush, Marco Rubio, John Kasich und Chris Christie verwenden enorme Energie darauf, einander niederzumachen. Es ist nicht abzusehen, wann diese Rivalität endet; alle haben gute Gründe, noch eine Weile im Wettbewerb zu bleiben. Es könnte passieren, dass Trump derweil mit seinem Hass-Wahlkampf beinahe unbehelligt der Nominierung entgegentrampelt.

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