US-Supreme Court:Die Aussage Kavanaughs rückt näher

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Brett Kavanaugh, Kandidat für ein Richteramt am Obersten Gerichtshof der USA, bei einer Anhörung vor dem Senat. (Foto: dpa)
  • Die Professorin Christine Blasey Ford hat zugesagt, kommende Woche im US-Senat zu ihren Vorwürfen gegen Brett Kavanaugh auszusagen.
  • Kavanaugh ist der Wunschkandidat von Donald Trump für einen freien Posten im Supreme Court.
  • Am Sonntagabend erhob eine weitere Frau Vorwürfe gegen Kavanaugh. Und auch Anwalt Michael Avenatti behauptet, eine Klientin von ihm habe Informationen.

Von Christian Zaschke, New York

Am Wochenende schwieg US-Präsident Donald Trump zum Fall Kavanaugh. Seine Berater hatten ihm offenbar noch einmal eindringlich erklärt, dass seine Interventionen alles andere als hilfreich seien.

Am Freitag hatte sich Trump zuletzt auf Twitter zu der Angelegenheit geäußert: Er hatte die Glaubwürdigkeit der Frau infrage gestellt, die Brett Kavanaugh, Kandidat für den freien Sitz am Supreme Court, vorwirft, sie vor mehr als 35 Jahren sexuell belästigt zu haben. In den sozialen Medien war daraufhin ein Sturm der Empörung losgebrochen.

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Christine Blaisey Ford, eine Psychologie-Professorin aus Kalifornien, hatte kürzlich in einem Interview mit der Washington Post gesagt, dass Kavanaugh sie in den Achtzigerjahren auf einer Schülerparty bedrängt habe. Er sei betrunken gewesen, habe sie auf ein Bett geworfen und zu entkleiden versucht. Als sie um Hilfe rufen wollte, habe er ihr den Mund zugehalten. Sie habe unter Todesängsten gelitten. Kavanaugh hat diese Vorwürfe energisch bestritten.

Seither dreht sich der politische Betrieb in Washington um dieses Thema. Die Republikaner, die Kavanaugh unbedingt als Richter am Obersten Gerichtshof der USA installieren wollen, verhandeln mit den Anwälten Blasey Fords, in welcher Form die Professorin vor dem Justizausschuss des Senats aussagen kann. Am Wochenende sind beide Seiten dahingehend einig geworden, dass die Befragung an diesem Donnerstag stattfinden soll, offen sind weiterhin einige Details.

Zehntausende melden sich aus Ärger zu Wort, auch die Tochter von Ronald Reagan

Blasey Ford hatte zunächst gefordert, dass das FBI in der Sache ermitteln solle, bevor sie Stellung vor dem Ausschuss bezieht. Von dieser Forderung ist sie mittlerweile abgerückt. Zudem hatte sie verlangt, dass Kavanaugh zuerst aussagen solle. Auch in diesem Punkt hat sie wohl eingelenkt, da die Republikaner schlüssig argumentierten, der Beschuldigte müsse das Recht haben, auf die Vorwürfe zu antworten.

Präsident Trump hat den 53 Jahre alten Kavanaugh persönlich als seinen Kandidaten für den Supreme Court ausgewählt. In der vergangenen Woche hatte er hin und wieder gesagt, dass er den Richter für fachlich und charakterlich herausragend halte, es aber vermieden, Blasey Ford zu erwähnen. Das war insofern ungewöhnlich, als Trump normalerweise bei Gegenwind sofort zur Attacke bläst. Sein Umfeld hatte ihn davon überzeugt, dass es womöglich nicht gut aussehe, wenn ein Präsident, dem selbst von mehreren Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden, sich despektierlich über eine Frau äußert, die möglicherweise sexuell belästigt wurde.

Am Freitag brach Trump sein Schweigen jedoch und schrieb auf Twitter, dass Blasey Ford oder ihre "liebevollen Eltern" den Vorfall doch sicherlich den örtlichen Behörden gemeldet hätten, wenn er denn wirklich so schlimm gewesen sei. Die entsprechenden Protokolle möge sie bitte vorlegen, damit man genau bestimmen könne, wann genau der vermeintliche Übergriff stattgefunden habe.

Unter dem Hashtag #WhyIDidntReport (Warum ich keine Meldung machte) meldeten sich daraufhin Zehntausende Frauen und Männer in den sozialen Medien zu Wort und schrieben von ihren Erfahrungen. Sie berichteten, dass sie aus Scham, Verzweiflung und Angst nichts von Übergriffen gegen sie erzählt hätten. Patti Davis, Tochter des ehemaligen republikanischen Präsidenten Ronald Reagan, sagte der Washington Post, sie sei vor rund 40 Jahren vergewaltigt worden. Sie habe jedoch jahrzehntelang niemandem davon erzählt, weil sie sich so geschämt habe. Die Schauspielerin Ashley Judd erzählte eine ähnliche Geschichte.

Blasey Ford hatte nach eigener Aussage damals ebenfalls niemandem von der Angelegenheit erzählt, auch nicht ihren Eltern. Vielmehr habe sie versucht, den Vorfall zu vergessen. Vor dem Justizausschuss wird in dieser Woche erwartet, dass sie sich an jedes Detail erinnert.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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