Unterstützung aus Syrien:1300 Kämpfer sollen Kurden in Kobanê unterstützen

Lesezeit: 2 Min.

  • Im Kampf gegen die Terrororganisation IS bekommen die kurdischen Kämpfer in Kobanê Unterstützung. Rebellen der Freien Syrischen Armee wollen sich ihnen anschließen.
  • Außenminister Steinmeier telefoniert wegen möglichem IS-Giftgas-Einsatzes mit Ban.

1300 Kämpfer als Unterstützung für Kurden

Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) wollen die Kurden bei der Verteidigung der nordsyrischen Grenzstadt Kobanê gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen. Mehrere Einheiten der Oppositionsbrigaden aus der nördlichen Provinz Aleppo hätten sich zu diesem Schritt entschlossen, erklärte die FSA-Führung. 1300 Kämpfer sollen in die umkämpfte Stadt geschickt werden.

Unklar ist jedoch, wie sie dorthin gelangen sollen. Kobanê ist von drei Seiten durch die Dschihadisten eingeschlossen. Nur im Norden ist der Zugang über die Grenze zur Türkei noch frei. Die FSA-Kämpfer müssten sich daher entweder den Weg nach Kobanê freikämpfen oder über die Türkei kommen.

Schwierige Beziehungsgeflechte

Theoretisch ist das möglich: Die Regierung in Ankara unterhält seit längerem enge Beziehungen zur FSA und unterstützt sie im Kampf gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad. Die in Kobanê kämpfende kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihre türkische Schwesternpartei PKK werden von Ankara dagegen als terroristische Organisationen betrachtet. Die Türkei lehnt daher eine direkte Hilfe für die PYD ab.

Nach langem Zögern hatte Ankara am Montag dennoch eingewilligt, kurdischen Peschmerga-Kämpfern aus dem Nordirak zu erlauben, über die Türkei nach Kobanê zu reisen. Bisher sind die allerdings noch nicht eingetroffen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sagte bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn, dass zur Unterstützung der Kurden in Kobanê die FSA für die Türkei stets die erste Wahl gewesen sei, die Peschmerga nur die zweite. Auch die türkisch-kurdische PKK hat ein eher gespanntes Verhältnis zu den irakischen Kurden.

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Kommentar von Tomas Avenarius

Unter den FSA-Rebellen, die sich nun auf die Seite der Kurden schlagen, sind auch gemäßigte Islamisten. Zwischen IS und FSA kommt es auch in anderen Teilen Syriens immer wieder zu Kämpfen. Die Führer der Freien Syrischen Armee hat das US-geführte Bündnis gegen den IS aufgefordert, den Rebellengruppen Hilfe zu leisten. Das Bündnis fliegt derzeit Luftangriffe im Irak und in Syrien.

Lage in Kobanê soll sich stabilisiert haben

Ein Vertreter des US-Zentralkommandos sagte, die Offensive der Dschihadisten auf Kobanê habe sich festgefahren. Die Kurden seien mit Unterstützung der US-Luftwaffe wohl in der Lage, die Stadt weiter zu halten. Der Frontverlauf habe sich seit mehr als einer Woche nicht verändert. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte dagegen, die IS-Milizen hätten ihre Kontrolle über den Norden und das Zentrum der Stadt ausgeweitet.

Vereinte Nationen sollen sich mit angeblichen Giftgasangriffen befassen

Die Berichte über einen angeblichen Einsatz von Chemiewaffen durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) alarmieren Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Der SPD-Politiker regte nach Angaben aus Regierungskreisen in einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon an, dass sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit dem Thema befasst. Ban habe zugesagt, das Thema "aufzunehmen", hieß es.

Für den Einsatz von Giftgas durch den IS gibt es bislang keine Bestätigung. Augenzeugen in der von der Terrormiliz belagerten syrischen Stadt Kobanê im Grenzgebiet zur Türkei hatten jedoch angegeben, dass zahlreiche Einwohner unter Atemnot litten und Symptome eines Giftgasanschlags zeigten.

Der Washington Post liegen nun Informationen darüber vor, dass die Extremisten im Irak Chemiewaffen einsetzten. Wie die US-Zeitung online schrieb, wurden im September elf Polizisten in ein Krankenhaus 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad gebracht. Sie hätten nach eigenen Angaben nach einem Angriff von IS-Kämpfern über Übelkeit, Erbrechen und Atembeschwerden geklagt. Die Diagnose in der Klinik habe eine Vergiftung durch Chlorgas ergeben. Ein Vertreter des irakischen Verteidigungsministeriums bestätigte der Zeitung demnach den Vorfall.

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