Krieg in der Ukraine:Empörung über Dauerangriffe auf Odessa

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Ein Junge hilft bei der Bergung von Gegenständen in der Verklärungskathedrale in Odessa, die bei Raketenangriffen schwer beschädigt wurde. (Foto: Jae C. Hong/dpa)

Der ukrainische Präsident Selenskij kündigt "Vergeltung" für russischen Beschuss der wichtigen Hafenstadt an. Schwer getroffen ist auch die größte Kathedrale.

Von Frank Nienhuysen

Als Antwort auf die russischen Dauerangriffe gegen die Hafenstadt Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij am Sonntag Vergeltung angekündigt. "Raketen gegen friedliche Städte, Wohnhäuser und eine Kathedrale ... Es gibt keine Entschuldigung für das russische Böse", schrieb er auf seinem Telegram-Kanal. Russland hatte am Wochenende erneut die Schwarzmeer-Stadt Odessa bombardiert. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet und mehr als zehn weitere verletzt in Krankenhäuser gebracht.

Bei den Angriffen ist auch die Verklärungskathedrale Spasso-Preobraschenskyj schwer getroffen worden, die größte orthodoxe Kirche in Odessa. Zarin Katharina hatte den Bau im 18. Jahrhundert in Auftrag gegeben, Stalin ließ sie 1936 zerstören. Nach dem Ende der Sowjetunion wurde sie fast originalgetreu wieder aufgebaut. Russland bestritt am Sonntag jegliche Verantwortung für den Beschuss der Kathedrale, die im historischen Zentrum von Odessa steht. Moskau behauptete, sie sei von der ukrainischen Flugabwehr getroffen worden.

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Aus Moskau gibt es Kritik an dem Treffen in Saudi-Arabien, auf dem der Krieg in der Ukraine Thema war. Aus Kiew hieß es unterdessen, die Beratungen seien produktiv gewesen.

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Seit Tagen greift Russland mit Luftschlägen die strategisch wichtige ukrainische Stadt an. Odessa ist einer der Häfen am Schwarzen Meer, über die bisher ukrainisches Getreide auf den Weltmarkt gebracht worden ist. Nachdem Russland unter internationaler Kritik das Getreideabkommen aufgekündigt hat, wächst nun der Druck auf Moskau, doch noch einzulenken.

Sogar China drängt Moskau wegen des Getreideabkommens

Am Wochenende forderte sogar Russlands Verbündeter China eine Einigung darüber, dass Getreide wieder aus den ukrainischen Häfen ausgeführt werden könne. Der stellvertretende chinesische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Geng Shuang, schloss dabei allerdings auch den Export von Düngemittel aus Russland ein. Russland sieht die Verantwortung für eine Einigung nun bei den Vereinten Nationen. Das Problem gibt es allerdings überhaupt nur durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.

Die Zukunft des Getreideabkommens wird auch eine zentrale Rolle spielen, wenn sich an diesem Mittwoch die Nato und die Ukraine zum Nato-Ukraine-Rat treffen. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, wie das Getreide in großer Menge und zugleich sicher exportiert werden kann. Russland hatte angekündigt, Schiffe, die ukrainische Häfen ansteuern, als mögliche militärische Ziele zu betrachten.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich am Sonntag mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko getroffen. Lukaschenko drohte dabei im Streit mit Polen seinem Nachbarn indirekt mit russischen Wagner-Söldnern, die sich derzeit in Belarus aufhalten. Bei dem Gespräch mit Putin sagte Lukaschenko: "Die Wagner-Kämpfer beginnen Ansprüche zu stellen. Sie wollen zu einem Ausflug nach Warschau und Rzeszów." Und sie hätten "schlechte Laune". Der belarussische Diktator dürfte damit die Sorgen in Warschau verstärken, dass von den russischen Söldnern auf belarussischer Seite eine Gefahr für die polnische Sicherheit ausgehen könnte. Polen schickt deshalb gerade Soldaten zur Stärkung seiner Grenzgebiete Richtung Belarus.

Die beiden Machthaber in Russland und Belarus versuchten, die Gegenoffensive der Ukraine herunterzuspielen. Lukaschenko sagte, es gebe keine Gegenoffensive, Putin erwiderte: "Es gibt sie. Aber sie ist gescheitert." Bei heftigen Kämpfen am Wochenende kam in der Region Saporischschja nach russischen Angaben ein Journalist der Nachrichtenagentur Ria ums Leben.

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