Liveblog zum Krieg in der Ukraine:Russland erleidet schwere Verluste bei Awdijiwka

In der Nähe der Großstadt Donezk hat die russische Armee mit großem Aufwand eine Offensive gestartet. Nun verliert sie dort Dutzende Panzerfahrzeuge - eine ihrer schlimmsten Niederlagen. Rumänien meldet, erneut eine abgestürzte russische Drohne gefunden zu haben.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine .

Wichtige Updates

Moskau droht nach angeblichem Angriff Kiews mit US-Raketen

Entwicklungsministerin Schulze will in Kiew „Winterpaket“ übergeben 

Russische Armee rückt näher an Pokrowsk heran  

EU-Staaten einigen sich auf neue Sanktionen gegen Russland

Orbán ruft wegen Ukraine bei Putin an

Lara Thiede
Lara Thiede

Anruf bei Putin frustrierte: Scholz will es aber wieder tun 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist trotz des ergebnislosen Telefonats mit Russlands Präsident Wladimir Putin zu weiteren Gesprächen mit ihm bereit. „Es war frustrierend“, sagte der Kanzler im Jahresrückblick des Senders RTL, „weil er einfach nur alle seine Formeln nochmal auch erzählt hat.“

Dennoch sei das Telefonat nötig gewesen, um Putin klarzumachen, dass er nicht darauf hoffen könne, dass die deutsche Unterstützung für die angegriffene Ukraine nachlasse, und um ihn aufzufordern, „dass er auch Truppen zurückziehen muss, damit die Grundlage entstehen kann für eine Friedensentwicklung“, erklärte Scholz. „Und das muss sein, und das werde ich auch wieder machen. Aber man darf sich dabei keine Illusionen machen.“

Scholz hatte Putin Mitte November auf eigene Initiative angerufen – das erste Mal seit Dezember 2022. Der Anruf rief Kritik bei EU-Nachbarländern von Russland hervor. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij warf Scholz vor, mit dem Anruf die „Büchse der Pandora“ geöffnet zu haben. 
Dimitri Taube

Polen plant keine Entsendung von Truppen in die Ukraine nach Kriegsende

Polens Ministerpräsident Donald Tusk hat klargestellt, dass sein Land derzeit keine Pläne hat, nach einem Kriegsende Truppen in die Ukraine zu schicken. Er bremste damit bei einem Besuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Warschau Spekulationen, dass etliche europäische Länder dazu bereit sein könnten, im Falle eines Waffenstillstands Truppen in die Ukraine zu schicken.

„Um Spekulationen über die mögliche Präsenz dieses oder jenes Landes in der Ukraine nach einem Waffenstillstand zu unterbinden, werden die Polen betreffende Entscheidungen in Warschau und nur in Warschau getroffen“, sagte Tusk. „Im Moment planen wir keine derartigen Aktionen.“
Dimitri Taube

IAEA-Chef: Beobachter bleiben trotz Attacke in der Ukraine

Der Drohnenangriff auf Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in der Ukraine vor zwei Tagen war aus Sicht von IAEA-Chef Rafael Grossi eine gezielte Attacke. „Es gab einen klaren Vorsatz, uns Schaden zuzufügen oder uns einzuschüchtern“, sagte er. Dennoch würden die Fachleute nicht abgezogen, erklärte er in einer Sitzung des IAEA-Gouverneursrates in Wien.

Am Dienstag war ein IAEA-Fahrzeug in der Nähe des russisch besetzten Atomkraftwerks Saporischschja von einer Drohne stark beschädigt worden. Das Fahrzeug war in einem Konvoi mit ukrainischen Fahrzeugen unterwegs. Es kamen keine Menschen zu Schaden. Grossi machte weder Russland noch die Ukraine für den Vorfall in dem frontnahen Gebiet verantwortlich. Es gebe derzeit keine eindeutigen Spuren und Beweise, sagte er.

Mit der ständigen Präsenz von internationalen Fachleuten will die IAEA nicht nur die Lage in dem AKW beobachten, sondern auch Angriffe auf das Kernkraftwerk und einen Atomunfall verhindern. „Wir werden dort weitermachen“, sagte Grossi.

Bei der Sondersitzung der IAEA debattierte der Gouverneursrat einen Resolutionsentwurf, in dem die russischen Angriffe auf das Stromnetz der Ukraine als „inakzeptabel“ kritisiert werden. Die Attacken seien eine „direkte Bedrohung für die nukleare Sicherheit“ in der Ukraine, hieß es darin. Die Kühlsysteme der ukrainischen Kernkraftwerke sind von einer zuverlässigen Stromversorgung abhängig.
Carina Seeburg
Carina Seeburg

EU bietet Hilfe bei Planungen für Ukraine-Friedensmission an 

In der Diskussion über eine Friedensmission zur Absicherung eines möglichen künftigen Waffenstillstandes in der Ukraine bietet die EU ihre Unterstützung an. Man sei bereit, Bemühungen in diese Richtung zu koordinieren, sagte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas in Brüssel. Es gelte weiter, dass die EU die Ukraine mit allen notwendigen Mitteln unterstütze.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur gibt es zwischen Vertretern mehrerer Nato-Staaten bereits seit Wochen vertrauliche Gespräche darüber, wie ein möglicher künftiger Waffenstillstand in der Ukraine überwacht werden könnte. Hintergrund ist das Szenario, dass Donald Trump als US-Präsident versuchen könnte, die Ukraine und Russland zu Verhandlungen zu drängen.

Dafür könnte er etwa der Ukraine androhen, im Fall einer Weigerung die Militärhilfe einzustellen. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wiederum könnte er drohen, die Militärhilfe für Kiew noch einmal auszubauen, falls der Kremlchef sich Verhandlungen verweigern sollte.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wollte an diesem Donnerstag in Warschau mit Polens Ministerpräsident Donald Tusk über die europäische Unterstützung der Ukraine angesichts des Machtwechsels in den USA beraten. Nach Angaben von Diplomaten dürfte es dabei auch um das Thema einer möglichen Friedensmission gehen.

In Deutschland stoßen solche Überlegungen auf erhebliche Skepsis, berichten SZ-Korrespondenten Daniel Brössler, Victoria Großmann, Florian Hassel und Oliver Meiler (SZ Plus):
Dimitri Taube

Moskau droht nach angeblichem Angriff Kiews mit US-Raketen

Das russische Militär hat nach einem angeblich mit weitreichenden westlichen Raketen geführten ukrainischen Angriff Vergeltung angekündigt. Mehrere Soldaten seien durch den Beschuss des Flughafens Taganrog mit ATACMS-Raketen verletzt worden, die Schäden allerdings gering, teilte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram mit. „Die vorliegende Attacke mit westlichen weitreichenden Waffen bleibt nicht unbeantwortet, entsprechende Maßnahmen werden ergriffen“, heißt es weiter. Ähnlich äußerte sich auch Kremlsprecher Dmitrij Peskow. Vor drei Wochen hatte Russland die Ukraine als Antwort auf einen solchen Angriff erstmals mit seiner neuartigen ballistischen Mittelstreckenrakete beschossen.

Beim neuerlichen Vorfall am Mittwochmorgen gab es mehrere Explosionen auf dem Flughafen im südrussischen Gebiet Rostow. Auch ein Kraftwerk wurde beschädigt. Offiziell machte Kiew keine Angaben zu der dabei benutzten Waffe. Örtliche Medien spekulierten über den Einsatz der neu entwickelten Paljanyzja-Drohnen mit Jetantrieb.

Russland, das regelmäßig das Hinterland des Nachbarlandes mit Raketen beschießt, hatte den erst kürzlich erlaubten Einsatz westlicher Raketen gegen sein eigenes Territorium als Eskalation bezeichnet. Den anschließenden Beschuss der ukrainischen Industriestadt Dnipro mit einer Mittelstreckenrakete namens Oreschnik bezeichnete Kremlchef Wladimir Putin als Reaktion.

Putin lobte die Waffe als weltweit einzigartig und von der Zerstörungskraft her mit Atomwaffen vergleichbar. Die Folgen des Beschusses waren damals eher gering. Putin sprach von einem Test unter Gefechtsbedingungen.
Carina Seeburg
Carina Seeburg

Entwicklungsministerin Schulze will in Kiew „Winterpaket“ übergeben 

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze ist zu einem Besuch in der Ukraine eingetroffen. „Ich bin in die Ukraine gereist, um unser Winterpaket zu übergeben“, sagte die Ministerin bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt Kiew. In den über 1000 Tagen Krieg sei es Russlands Ziel, die Energieversorgung zu treffen, damit die Menschen in der Kälte in der Dunkelheit sitzen. „Deswegen haben wir hier noch einmal zusätzliche Mittel mobilisiert, die helfen, die Energieversorgung hier jetzt wieder aufzubauen“, sagte die SPD-Politikerin. Das sei überlebenswichtig bei den winterlichen Temperaturen.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am Bahnhof in Kiew.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am Bahnhof in Kiew. dpa
„Ich will mir hier vor Ort ansehen, dass das Geld auch wirklich da ankommt, wo es benötigt wird“, betonte sie. Geplant sind bei dem Besuch Gespräche mit Vertretern der Regierung und der Zivilgesellschaft. Dazu will die Ministerin mehrere Wiederaufbauprojekte besichtigen. 

Nach einem Besuch im Mai ist es bereits die zweite Reise von Schulze nach Kiew in diesem Jahr und die vierte in die Ukraine seit dem russischen Einmarsch vom Februar 2022.
Lara Thiede
Lara Thiede

Kadyrow: Ukrainische Drohne trifft Polizeikaserne in Tschetschenien 

Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, berichtet über die Messenger-App Telegram von einem Angriff einer ukrainischen Drohne. Die Drohne habe am frühen Donnerstagmorgen in der tschetschenische Hauptstadt Grosny das Dach einer Polizeikaserne in der russischen Kaukasusregion getroffen und vier Menschen verletzt. „Die Drohne detonierte in der Luft, beschädigte das Dach und zerbrach Fenster", schrieb Kadyrow über den Vorfall. 
Lara Thiede
Lara Thiede

Russische Armee rückt näher an Pokrowsk heran  

Das Kiewer Militär teilt mit, dass russische Truppen mehrere ukrainische Stellungen in der Nähe der östlichen Stadt Pokrowsk zerstört oder eingenommen haben. „Infolge der anhaltenden Gefechte wurden zwei unserer Stellungen zerstört, eine ging verloren. Derzeit werden Maßnahmen ergriffen, um die Stellungen wiederherzustellen", sagte Nazar Voloshyn, der ukrainische Militärsprecher für die Ostfront, in einem Fernsehkommentar.

Nach monatelangem Vormarsch auf Pokrowsk sind die Moskauer Streitkräfte nun bis auf drei Kilometer an den südlichen Stadtrand herangerückt, wie die ukrainische Agentur DeepState berichtete. Pokrowsk ist ein Logistikzentrum für das ukrainische Militär. Die Stadt hat auch ein Bergwerk, das der einzige einheimische Kokskohlelieferant der Ukraine für ihre einstige Stahlindustrie ist. 
David Kulessa
David Kulessa

EU-Staaten einigen sich auf neue Sanktionen gegen Russland

Die EU-Staaten haben sich auf ein neues Paket mit Sanktionen verständigt. Mit den geplanten Straßmaßnahmen soll primär schärfer gegen die sogenannte russische Schattenflotte für den Transport von Öl und Ölprodukten vorgegangen werden, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur sagten. Plan ist es demnach, mehr als 50 weiteren Schiffen das Einlaufen in Häfen in der EU zu verbieten. Zudem sollen sie nicht mehr von Dienstleistungen europäischer Unternehmen profitieren können. In einem ersten Schritt hatte die EU im Juni bereits rund zwei Dutzend Schiffe auf eine entsprechende Schwarze Liste gesetzt.

Zudem ist im Rahmen des mittlerweile 15. Sanktionspaktes vorgesehen, Handelsbeschränkungen gegen mehr als 30 weitere Akteure zu verhängen, die nach EU-Erkenntnissen Verbindungen zum Verteidigungs- und Sicherheitssektor Russlands unterhalten oder diesen anderweitig unterstützen. Darunter sollen erneut auch welche mit Sitz in China sein, die zum Beispiel an der Herstellung von Drohnen für den russischen Krieg gegen die Ukraine beteiligt sind.  Auch ist nach Angaben der derzeitigen ungarischen EU-Ratspräsidentschaft geplant, gegen etliche weitere Personen Einreiseverbote und Vermögenssperren zu erlassen. 

Ein weiteres Sanktionspaket soll es zum dritten Jahrestag des Krieges geben
Spitzenvertreter der EU-Institutionen zeigten sich erfreut über den Deal. „Dies wird Putins Kriegsmaschinerie weiter schwächen“, sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Europaparlamentspräsidentin Roberta Metsola schrieb: „Dies sendet ein weiteres starkes Signal: Unsere Unterstützung für die Ukraine wird nicht nachlassen.“ Die Einigung muss nun noch formell bestätigt werden. Dies soll am kommenden Montag bei einem Treffen der Außenminister der Mitgliedstaaten in Brüssel geschehen.

Das bislang letzte Paket der EU mit Russland-Sanktionen war im Juni beschlossen worden. Es umfasste vorwiegend Maßnahmen gegen milliardenschwere Geschäfte mit Flüssigerdgas (LNG) und Unternehmen, die an der Umgehung von Sanktionen beteiligt sind. Ein weiteres EU-Paket mit Russland-Sanktionen soll es nach derzeitigen Plänen im kommenden Februar zum dritten Jahrestag des Krieges gegen die Ukraine geben.
Dimitri Taube

Scholz wirbt für Investitionen in ukrainischen Rüstungs- und Energiesektor

Bundeskanzler Olaf Scholz hat dafür geworben, dass deutsche Firmen verstärkt in den ukrainischen Rüstungs- und Energiesektor investieren. „Wenn Sie heute und in den kommenden Jahren in die Ukraine investieren, dann investieren Sie in ein künftiges EU-Mitglied“, sagte Scholz auf dem deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin. „In der Verteidigungsindustrie gibt es erste Joint Ventures und einige erste Ansiedlungen – ich finde, dass das dynamisch weitergehen sollte“, fügte er hinzu.

„Die Ukraine wird durch den Winter kommen“, sagte Scholz mit Blick auf die anhaltenden russischen Angriffe auch auf zivile Infrastruktur wie Kraftwerke. Die Bundesregierung helfe, damit die Produktion weitergehen könne. Aber man brauche mehr private Investitionen.

Er betonte ebenso wie der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal, dass die Bundesregierung mehr Export- und Investitionsgarantien für das Land vergebe, um Geschäfte der Unternehmen abzusichern. „Bei den Genehmigungen für Investitionsgarantien liegt die Ukraine sogar auf dem ersten Platz weltweit“, sagte Scholz. Schmyhal bot sein Land auch als Lieferant kritischer Rohstoffe und für die Zusammenarbeit im IT-Sektor an. 

Trotz der ständigen Bedrohungen und Unsicherheiten durch den Krieg erreiche der deutsch-ukrainische Handel in diesem Jahr einen Rekordwert mit einem Volumen von über zwölf Milliarden Euro, sagte Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Deutsche Unternehmen hätten die Chance, mit ihrer Expertise und Investitionskraft insbesondere zum Wiederaufbau der Ukraine beizutragen, sei es im Energiesektor, bei der Modernisierung von Gebäuden oder in der technologischen Entwicklung. 
Dimitri Taube

Orbán ruft wegen Ukraine bei Putin an

Der russische Präsident Wladimir Putin und der ungarische Regierungschef Viktor Orbán haben miteinander telefoniert und über den Krieg gesprochen. Das Gespräch habe auf Wunsch der ungarischen Seite stattgefunden, teilte der Kreml mit. Moskauer Angaben zufolge erklärte Orbán seine Bereitschaft, zu einer Lösung der Krise mit politischen und diplomatischen Mitteln beizutragen. Dazu könnte er seine Kontakte zu westlichen Politikern nutzen. Putin erläuterte nach Kreml-Angaben seine Sicht der Dinge: Kiew verfolge eine destruktive Linie und schließe weiterhin die Möglichkeit einer friedlichen Beilegung des Konflikts aus.

Orbán teilte später auf seiner Facebook-Seite lediglich mit, dass die ungarische Seite alle diplomatischen Mittel einsetzen würde, um einen Waffenstillstand herbeizuführen. Beobachter schlossen daraus, dass das Telefonat keine greifbaren Ergebnisse brachte.
David Kulessa
David Kulessa

Ukraine greift russische Industrieanlagen aus der Luft an

Die ukrainischen Streitkräfte haben in der Nacht Industrieanlagen in Russland aus der Luft angegriffen. Im russischen Grenzgebiet Brjansk sei durch eine Drohne ein Brand in einer Produktionsstätte ausgelöst worden, teilte der Gouverneur der Region, Alexander Bogomas, mit. Das Feuer sei schnell gelöscht worden. Der ukrainische Generalstab teilte mit, Ziel der Attacke sei ein Treibstofflager gewesen, das auch die russische Armee versorgt.

Auch aus der südrussischen Stadt Taganrog am Asowschen Meer wurden Explosionen gemeldet. Russische Behörden sprachen erst von einem Raketen-, später von einem Drohnenangriff. In proukrainischen Telegram-Kanälen wurde spekuliert, dass Paljanytsja-Drohnen mit Jetantrieb eingesetzt worden seien.

Der Gouverneur der Region Rostow, Juri Sljusar, sagte der Nachrichtenagentur Tass zufolge, dass ein Industrieobjekt beschädigt worden sei. Nach Angaben der Stadt Taganrog wurde ein Blockkraftwerk getroffen, sodass 3000 Menschen vorübergehend ohne Heizung waren.
Dimitri Taube

Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig Angriff auf IAEA-Experten vor

Russland macht die ukrainischen Streitkräfte für einen Angriff auf Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in der Nähe des besetzten Kernkraftwerks Saporischschja verantwortlich. Das Außenministerium in Moskau wies damit zugleich gegenteilige Vorwürfe der Ukraine zurück, wonach Russland für den Beschuss verantwortlich gewesen sei.

Bei dem Vorfall am Dienstag sei ein IAEA-Fahrzeug, das Experten der UN-Behörde transportiert habe, auf von der Ukraine kontrolliertem Gebiet attackiert worden, teilte das Ministerium mit. Später habe die Ukraine einen russischen Konvoi auf dem Rückweg angegriffen, nachdem er die IAEA-Experten zur Kontaktlinie gebracht habe. Das Ministerium warf der Ukraine provokatives und rücksichtsloses Handeln vor.

IAEA-Chef Rafael Grossi hatte am Mittwoch erklärt, eine Drohne habe ein offizielles Fahrzeug der Behörde auf dem Weg zum von Russland besetzten AKW schwer beschädigt, Personen seien nicht zu Schaden gekommen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij sprach von einem absichtlichen russischen Angriff, der die völlige Missachtung internationalen Rechts und internationaler Institutionen durch die Führung in Moskau zeige.

Russland hatte das Atomkraftwerk Saporischschja, Europas größtes AKW, kurz nach dem Einmarsch seiner Truppen in die Ukraine im Februar 2022 besetzt. Beide Seiten werfen sich seitdem immer wieder gegenseitig vor, das Kraftwerk und seine Umgebung zu beschießen.
Lara Thiede
Lara Thiede

Tote bei russischem Angriff auf Saporischschja

In der südostukrainischen Großstadt Saporischschja wurden durch einen russischen Raketenangriff nach Angaben der Regionalverwaltung mindestens vier Menschen getötet und weitere 20 verletzt. Einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zufolge wurde das Gebäude einer Privatklinik beschädigt. Das russische Militär habe ballistische Raketen eingesetzt, hieß es.

Später meldeten die russischen Behörden einen Raketenangriff auf die Hafenstadt Taganrog an der russischen Schwarzmeer-Küste. Dabei sei eine Industrieanlage beschädigt worden, teilte der Gouverneur der Region Rostow laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit. Menschen kamen demnach nicht zu Schaden, allerdings brannten 14 Fahrzeuge aus. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich in der Regel kaum unabhängig überprüfen. 
Lara Thiede
Lara Thiede

Ukraine setzt auf eigene Massenproduktion von Raketen 

Die Ukraine setzt bei der Verteidigung gegen Russlands Angriffskrieg zunehmend auf weitreichende Raketen und Drohnen aus eigener Produktion. Bislang seien Vorhaben wie diese Science Fiction gewesen, „heute sind sie Realität“, sagte Präsident Wolodimir Selenskij. Er nannte unter anderem die neue Drohne Paljanytsja mit Jetantrieb, die Berichten zufolge im August erstmals eingesetzt worden war. „Die Paljanytsja-Rakete ist in die Massenproduktion gegangen“, sagte Selenskij. Er berichtete zudem, dass die Drohnenrakete Peklo mit 700 Kilometer Reichweite ihren ersten Kampfeinsatz erfolgreich absolviert habe. Auch sei eine Rakete mit der Bezeichnung Ruta erfolgreich getestet worden.

Die Ukraine ist bei Raketen auf Eigenbauten angewiesen, weil westliche Waffen mit höherer Reichweite nur in geringer Stückzahl geliefert werden. Oft unterliegen sie zudem Einsatzbeschränkungen, die im Fall der ATACMS-Raketen aus den USA sowie der Raketen vom Typ Storm Shadow beziehungsweise Scalp aus Großbritannien und Frankreich erst vor Kurzem gelockert wurden.

Militärisch bleibt die Lage für die Ukraine schwierig. Der Generalstab in Kiew berichtete von knapp 200 russischen Sturmangriffen entlang der Front im Osten und Süden des Landes. Im Gebiet Charkiw im Osten herrschte am Dienstagabend Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe warnte vor russischen Gleitbomben, die von Flugzeugen abgeworfen werden.
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