USA:Trump ins Walter-Reed-Krankenhaus eingeliefert

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US-Präsident Trump ist mit diesem Hubschrauber in das Walter-Reed-Militärkrankenhaus gebracht worden. (Foto: dpa)

Der Präsident werde dort die nächsten Tage verbringen. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte, hieß es. Auch Ex-Trump-Beraterin Kellyanne Conway ist jetzt positiv auf das Virus getestet worden.

Auf Anweisung seiner Ärzte ist US-Präsident Donald Trump in ein Militärkrankenhaus gebracht worden. Der Präsident ist per Hubschrauber ins Walter Reed Medical Center in Maryland geflogen worden und werde dort "ein paar Tage" in dem Krankenhaus verbringen, wie es in einer Mitteilung des Weißen Hauses hieß. Es handele sich um eine vorsorgliche Maßnahme. Die Ärzte hätten zu diesem Schritt geraten, damit Trump im Bedarfsfall schnell Hilfe bekommen könne. Der Präsident werde auf der Präsidentenetage in dem Krankenhaus arbeiten. Trump übertrug trotz seiner Einlieferung ins Militärkrankenhaus die Regierungsvollmacht nicht an seinen Vizepräsidenten Mike Pence. Das teilt das US-Präsidialamt mit. Vor dem Abflug ist Trump allein zum Hubschrauber gegangen und hat wartenden Reportern zugewunken.

Verschiedene US-Medien berichten, Trump habe leichtes Fieber sowie Husten und eine verstopfte Nase. Zuvor waren neue Details über die ärztliche Behandlung des Präsidenten bekanntgeworden. Trump erhielt nach Angaben seines Arztes als Behandlung eine einmalige Dosis einer Antikörper-Kombination von Regeneron Pharmaceuticals. Regeneron bat Ende September um eine Notfallzulassung seiner experimentellen Antikörper-Kombination REGN-COV2. Die Infusion sei ohne Probleme verlaufen. Trump bekommt demnach zudem derzeit Zink, Vitamin D, das Magenmittel Famotidin, das Schlafhormon Melatonin und Aspirin verabreicht.

Am Freitagabend sei Trump ermüdet, aber frohen Mutes gewesen, heißt es in einer Bewertung von Sean Conley, die Trumps Pressesprecherin Kayleigh McEnany über Twitter verbreitete. Er werde von Experten überwacht. First Lady Melania Trump habe etwas Husten und Kopfschmerzen. Trump meldete sich am frühen Washingtoner Abend sich in einer 18 Sekunden langen Videobotschaft auf Twitter zu Wort. Er glaube es gehe ihm gut, erklärte er. Und bedankte sich für die Unterstützung. Das werde er niemals vergessen.

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Ex-Trump-Beraterin Kellyanne Conway positiv getestet

Die frühere hochrangige Beraterin von US-Präsident Donald Trump, Kellyanne Conway, hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Sie sei am Freitagabend positiv auf das Coronavirus getestet worden, schrieb Conway auf Twitter. Sie habe milde Symptome - einen leichten Husten - und fühle sich gut. Sie habe in Rücksprache mit Ärzten die Isolation begonnen.

Conway, die Ende August überraschend ihren Rückzug aus dem Weißen Haus angekündigt hatte, nahm am vergangenen Samstag an einer Veranstaltung im Weißen Haus teil. Bei dem Event im Rosengarten hatte Trump die konservative Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Obersten Gericht der USA vorgestellt. Conway war auf Fotos ohne Masken und in engem Kontakt mit anderen Gästen, darunter an der Seite von Justizminister William Barr, zu sehen. Mehrere Personen, die an dem Tag dabei waren, sind inziwschen positiv getestet. Neben Conway und dem Präsidentenpaar noch zwei Sentaoren der Republikaner, der Präsident der University of Notre Dame, an der Barrett lehrt. Und Trump-Vertraute Hope Hicks

Die Veranstaltung war zwar unter freiem Himmel im Garten des Weißen Hauses, es war aber gut zu sehen, dass viele Teilnehmer keine Masken trugen und keinen Abstand hielten. Conway hatte bei der Veranstaltung direkt hinter Melania Trump gesessen.

Bei der Präsidentenwahl 2016 hatte Conway als Wahlkampfmanagerin Trump zum Sieg verholfen. Nach dessen Amtsantritt wurde sie Beraterin des US-Präsidenten und eine seiner entschlossensten Verteidigerinnen.

Trump flog trotz positivem Test von Beraterin zu Treffen mit Spendern

US-Präsident Trump ist am Donnerstag zu einem Treffen mit Spendern geflogen, obwohl das Weiße Haus bereits vom positiven Corona-Test einer engen Beraterin wusste. "Es wurde befunden, dass es sicher für den Präsidenten ist, dorthin zu reisen", sagte Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany vor Journalisten.

Die größere Frage ist allerdings angesichts des positiven Corona-Tests von Trump in der Nacht zum Freitag, ob er selbst eine Gefahr für die Teilnehmer des Treffens darstellte. McEnany sagte nichts dazu, ob dies auch berücksichtigt worden sei. Das Weiße Haus erfuhr vom positiven Test seiner Beraterin Hope Hicks als Trumps Hubschrauber sich in Washington auf den Weg zum Flugplatz Joint Base Andrews machte, wo er ins Präsidentenflugzeug umstieg.

Das Treffen mit Spendern in Trumps Golfclub in Bedminster im Bundesstaat New Jersey fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. "Es war ein Event im Freien", sagte McEnany.

Die Website "Politico" berichtete allerdings unter Berufung auf einen Teilnehmer, es habe auch ein Treffen im engeren Kreis mit Spendern gegeben, die besonders viel Geld bereitgestellt hätten. Bei dem Teil der Veranstaltung unter freiem Himmel sei Trump auf Abstand zu den Teilnehmern gewesen, hieß es. McEnany gab keine Antwort auf die Frage, wer genau entschieden habe, dass Trumps Reise zu den Spendern stattfinden könne. Sie sagte lediglich, das seien die "White House operations" gewesen.

Trump und Familie absolvieren vorerst keine Wahlkampftermine mehr

Inzwischen hat das Team von Trump dessen persönliche Auftritte ausgesetzt. Wahlkampfchef Bill Stepien teilte mit, alle bereits angekündigten Wahlkampfveranstaltungen unter Teilnahme des Präsidenten würden entweder verschoben oder online abgehalten. Veranstaltungen mit Mitgliedern der Trump-Familie würden ebenfalls verschoben. Bei allen anderen Veranstaltungen werde im Einzelfall entschieden, ob sie stattfinden.

Trump zeigt nach seiner Infektion mit dem Coronavirus offenbar "milde" Erkrankungssymptome. Stabschef Mark Meadows sagte: "Ich bin optimistisch, dass er sich sehr schnell und zügig erholen wird."

Sollte Trump seine Amtsgeschäfte nicht ausüben können, müsste Vizepräsident Mike Pence einspringen. Pence ließ einen Test machen, der negativ ausfiel. Auch ein Test bei Trumps jüngstem Sohn Bannon ist offenbar negativ.

Biden: Infektion Trumps soll eine Mahnung an alle sein

Bei Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden ist ein Corona-Test ebenfalls negativ ausgefallen. Biden und der infizierte Amtsinhaber Donald Trump befanden sich am vergangenen Dienstag in ihrer ersten TV-Debatte auf einer Bühne.

Die beiden Kontrahenten standen dabei zwar stets mit einem deutlichen Abstand voneinander entfernt - laut Medienberichten waren es knapp vier Meter. Aber sie trugen in der zum Teil sehr hitzig und laut geführten Diskussion keine Masken. Trump könnte bereits in den Tagen vor seinem positiven Corona-Test ansteckend gewesen sein.

Im Zuge der Planung und des Aufbaus für die Fernsehdebatte sind elf positive Corona-Fälle entdeckt worden. Man sei im Gespräch mit den infizierten Personen und habe Ermittler eingeschaltet, teilte die Stadt Cleveland mit. Die meisten Betroffenen seien für die Organisation des TV-Duells vom Dienstag von außerhalb in den Staat Ohio eingereist. Gesundheitsbeamte prüften nun deren Reisedaten.

Über die sozialen Netzwerke bedankte sich Biden bei seinen Unterstützern und erklärte, die Infektion von Präsident Trump sei hoffentlich eine Mahnung an alle, Maske zu tragen, Abstand zu halten und die Hände zu waschen. Biden wird seinen Wahlkampf fortsetzen und wie geplant eine Ansprache in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan halten.

Biden hat Trump im Wahlkampf immer wieder vorgeworfen, in der Corona-Krise beim Schutz der Amerikaner versagt zu haben. Auch andere Kritiker haben Trump vorgehalten, die Gefahr durch das Virus nicht ernst zu nehmen. Er trägt in der Öffentlichkeit meistens keine Maske und hat sich mehrfach abfällig über diese Schutzmaßnahme bei seinem Herausforderer Biden geäußert - zuletzt in der Debatte am Dienstag. Das Weiße Haus führte als Begründung stets an, der Präsident und sein Umfeld würden regelmäßig auf das Coronavirus getestet.

Positiver Test bei Mitglied im Rechtsausschuss des Senats

Der Republikaner Mike Lee, der ein Mitglied im zuständigen Rechtsausschuss des Senats ist, hat am Freitag seine Infektion bekannt gegeben. Das weckt bei manchen Demokraten offenbar die Hoffnung, die Ernennung der von Trump für den Supreme Court nominierten konservativen Juristin Amy Coney Barrett vielleicht doch noch zu verhindern.

Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, hat jedenfalls dazu aufgerufen, das Verfahren zu ihrer Ernennung auszusetzen, bis das Ausmaß der Corona-Ausbreitung unter den Senatoren klar wird.

Barrett soll nach dem Willen von Trump und den Republikanern Nachfolgerin der jüngst verstorbenen liberalen Justiz-Ikone Ruth Bader Ginsburg werden. Richter am Obersten Gericht werden vom Präsidenten nominiert und vom Senat bestätigt. Die Demokraten kritisieren, dass Trump und die republikanische Mehrheit im Senat mit dem Prozess kurz vor der Präsidentenwahl vorpreschten. Mit Barrett hätten die Konservativen eine Mehrheit von sechs der neun Sitze am Obersten Gericht, das immer wieder strategische Weichen für die US-Gesellschaft stellt.

Auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel ist mit dem Coronavirus infiziert. Allerdings hielt sie sich bereits seit Samstag zuhause im Bundesstaat Michigan auf, nicht in Washington, wie ein Sprecher mitteilte. Sie habe sich nach der Infektion eines Familienmitglieds testen lassen, am Mittwochnachmittag habe sie die Informationen bekommen, dass auch ihr Testergebnis positiv sei.

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