Gipfeltreffen von Trump und Kim:Die Welt blickt auf Singapur

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  • Nordkoreas Machthaber Kim und US-Präsident Trump sind am Sonntag in Singapur gelandet. Am Dienstag werden sie in dem Stadtstaat zusammentreffen.
  • Warum gerade dort? Gesucht wurde ein Ort in Asien, der effizient, gut organisiert und sicher ist. Zudem unterhält Singapur nach allen Seiten Beziehungen und Kontakte.
  • Tausende Journalisten reisen ebenfalls zu der historischen Begegnung an. Sie arbeiten unter schwierigen Bedingungen.

Von Arne Perras, Singapur

Es war, als warteten sie auf einen Popstar. Auf den Gehsteigen vor dem St. Regis Hotel bildeten sich Menschentrauben, als der Konvoi um 15.40 Uhr heranrollte. Man konnte nicht sehen, ob der Gast aus Pjöngjang tatsächlich in der schwarzen Stretchlimousine mit den nordkoreanischen Flaggen saß. Aber das machte Vincent Lim nicht viel aus.

"Endlich mal was los hier", sagte der Singapurer in Shorts und Sandalen. Neugierig lehnte er an einer Absperrung vor dem Hotel, vielleicht würde Kim Jong-un, der vermutlich erst mal in seine Suite verschwunden war, später doch noch seine Nase herausstrecken. Zumindest gab Lim die Hoffnung nicht ganz auf. "Man weiß ja nie," sagte er und wollte nicht so schnell nach Hause.

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Vor den Schaulustigen reihten sich Polizeiautos zu einer langen Barriere, sie werden Kim Jong-un die nächsten Tage in seinem Fünf-Sterne-Hotel nahe der Shopping-Meile Orchard Road abschirmen. Gelandet war Kim am Sonntagnachmittag in einer Boeing 747 von Air China. Ein US-Präsident und ein nordkoreanischer Diktator, die sich nun die Hände schütteln wollen, das hat es noch nie gegeben. "Und hoffen wir mal, dass auch was herauskommt bei diesem Gipfel", sagt der Zuschauer Lim.

Später fuhr Kim zum Gespräch mit Singapurs Premier Lee Hsien Loong. Im Anschluss an das Gespräch sagte Kim: "Wenn der Gipfel ein Erfolg wird, werden die Bemühungen Singapurs in die Geschichte eingehen." US-Präsident Donald Trump schwebte da noch über dem Ozean. Die Air Force One landete am Abend, der US-Präsident ließ kurz wissen, dass er sich "sehr gut" fühle, und fuhr von der Paya Lebar Airbase ins Luxushotel Shangri-La. Trump und Kim wohnen damit nur 850 Meter voneinander entfernt.

Der kurzfristig anberaumte Gipfel bedeutet einen Kraftakt

Gastgeber Singapur hatte kaum mehr als zwei Wochen Zeit, um das ungewöhnliche Treffen vorzubereiten, das für Dienstagmorgen Ortszeit angesetzt ist. Selbst für einen Staat, der so viel Routine im Ausrichten von Großkonferenzen hat, bedeutet so ein kurzer Vorlauf einen Kraftakt. Das Treffen wird den Stadtstaat umgerechnet mehr als zwölf Millionen Euro kosten, wie Premier Lee bestätigte. Aber der große Scheinwerfer bringt natürlich auch viel Publicity, was Singapur schätzt.

Der Stadtstaat an der Meeresstraße von Malakka gilt als neutrale Kraft mit besten Beziehungen zu den USA und China, außerdem pflegt Singapur seit vielen Jahren Kontakte nach Pjöngjang. Innenminister Kasiviswanathan Shanmugam sagte kurz nach Kims Ankunft: "Singapur ist sicherlich nicht das einzige geeignete Land für einen solchen Gipfel. Aber gesucht wurde ein Ort in Asien, der effizient, gut organisiert und sicher ist." Und so ist die Wahl auf die asiatische Wirtschaftsmetropole gefallen, die großen Ehrgeiz hat, einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Schon eine Woche früher ist Park Sang Ryul eingeflogen, ein Fernsehreporter aus Seoul. Der Südkoreaner wirkt bereits erschöpft, bevor es richtig losgegangen ist. Seit Tagen düst er mit seinem Kameramann kreuz und quer durch den Stadtstaat, alle zwei Stunden will sein Sender Yonhap News TV Bilder von ihm.

Park berichtet jedes Detail, das er filmen kann, welche Hotels zuerst im Rennen waren und wo Kim und Trump nun wirklich logieren, welche Routen sie nehmen, wie sich Singapur wappnet. Außerdem lässt er Urlauber aus Südkorea sprechen, was sie sich von dem Treffen erhoffen. "Fünf Stunden Schlaf am Tag, mehr ist nicht drin", sagt Park.

Luxushotel Capella - eine Hochsicherheitszone

Eines Morgens steht er unter Bäumen am Palawan Beach auf der Ferieninsel Sentosa, er wischt sich den Schweiß aus der Stirn, weil er gleich wieder auf Sendung geht, hinter ihm führt eine Holztreppe den Hügel hinauf und verliert sich im üppigen Grün. "Da oben komme ich leider nicht weit", sagt Park. Denn dort liegt das Luxushotel Capella, das die Einsatzkräfte längst in eine Hochsicherheitszone verwandelt haben. Am Himmel kreisen Kampfhubschrauber, Überwachungsdrohnen surren durch die Luft.

Im Capella sollen Kim und Trump zusammentreffen, aber sie sind natürlich nicht die Einzigen, die nun in Singapur einschweben. Medienteams aus allen Himmelsrichtungen nehmen Kurs auf den Stadtstaat, mehr als 3000 Reporter werden erwartet. Sarkastische Kollegen nennen das "Fallschirm-Journalismus". Einschweben, ausschwärmen, berichten und wieder verschwinden.

Mit dem Ausschwärmen ist es freilich nicht so einfach, Park kann davon ein Lied singen, gerade wollte sein Team die Brücke filmen, die von Singapur ins Vergnügungsviertel Sentosa führt, es dauerte dann aber nur wenige Sekunden, bis Uniformierte zur Stelle waren. Park versuchte, die strengen Männer zu besänftigen, wie sollte er sonst an seine Bilder kommen, sie diskutierten, dann sagte der Mann: "In Ordnung, 30 Minuten." Besser als nichts, dachte Park. Er nimmt, was er bekommt. Derzeit rund um die Uhr.

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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