Grüne:Jürgen Trittin zieht sich aus der Politik zurück

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Jürgen Trittin verfolgt eine Debatte, Anfang Dezember im Bundestag. (Foto: IMAGO)

Als Hausbesetzer kämpfte Jürgen Trittin schon in den 1970ern gegen die Atomkraft, dann als Bundesumweltminister. Nun kündigt das Urgestein der Ökopartei seinen Abschied von der politischen Bühne an.

Von Markus Balser, Berlin

Wenn sich Jürgen Trittin an seine Zeit als Umweltminister erinnerte, dann an die großen Kämpfe. Etwa an den mit der Autoindustrie. "Sie sind in der Lage, regelrechte Kampagnen, vielleicht sogar Mehrheiten in Fraktionen zu organisieren", sagte Trittin einmal. Notfalls auch gegen den Minister.

Es ist die Rolle, in der Trittin sich in das Gedächtnis der Deutschen gearbeitet hat. Der 69-Jährige gilt heute als Umweltminister, der sich mit der Industrie anlegte - als Kämpfer gegen die Atombranche, als Umweltminister, der das Dosenpfand einführte und die Energiewende anstieß. Am Dienstag gab Trittin nun bekannt, dass er seine politische Karriere beendet. Der Grünen-Politiker legt zum Jahreswechsel sein Bundestagsmandat nieder. Das gab er in einer Sitzung der Bundestagsfraktion der Grünen bekannt. Als sein Nachfolger soll Ottmar von Holtz aus Hildesheim in den Bundestag nachrücken. Die Fraktion dankte Trittin für seine jahrelange Arbeit.

Bereits zur letzten Bundestagswahl im September 2021 habe er entschieden, dass es seine letzte Kandidatur sein solle, sagte Trittin dem Spiegel. Dass er 2025 nicht erneut antreten wolle, habe er seinem Göttinger Kreisverband bereits mitgeteilt. Vergangenen Sommer habe er festgestellt, dass er im Herbst 25 Jahre Mitglied des Bundestags sein würde, erklärte Trittin. "25 - das ist doch ein schönes Jubiläum, um davon Abschied zu nehmen."

40 Jahre aktiv für die Grünen

Der Niedersachse war insgesamt etwa 40 Jahre lang für die Grünen aktiv. Trittin trat bereits 1980 in die Partei ein und wirkte zuerst auf kommunaler Ebene. Danach wurde er von 1990 bis 1994 in Niedersachsen Landesminister für Bundes- und Europaangelegenheiten. 1998 zog er erstmals in den Bundestag ein und wurde bis 2005 zum Umweltminister in der rot-grünen Koalition unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD). Von 2009 bis 2013 war Trittin Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion.

Trittin gilt als einer der bekanntesten und profiliertesten linken Grünen. Zuletzt saß er im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten. Als Jugendlicher kam er mit dem Kampf gegen die Atomkraft aus der Hausbesetzer-Szene zu den Grünen. Trittin war in einem bürgerlichen Elternhaus aufgewachsen. Sein Großvater war Bankdirektor in Delmenhorst. Sein Vater Geschäftsführer der Bremer Tauwerkfabrik.

Trittin steckte in seiner Karriere auch herbe Niederlagen ein, etwa bei der Bundestagswahl 2013. Als Spitzenkandidat führte er damals die Grünen in den Wahlkampf. Die Chancen für eine rot-grüne Regierung standen eigentlich gut. Die Partei bekam nach dem Atomunfall von Fukushima in Umfragen teilweise über 20 Prozent der Stimmen. Gerhard Schröder bescheinigte Trittin einen "staatsmännischen Habitus". Dann aber kündigte Trittin eine ganze Reihe von Steuererhöhungen an - und verlor deutlich in der Wählergunst. Die Grünen landeten am Ende nur bei gut acht Prozent. Trittin hatte sich verkalkuliert und musste in der Folge auch den Fraktionsvorsitz aufgeben.

Auf seine nächsten Pläne angesprochen sagte Trittin im Interview nun, er wolle "ein bisschen reisen, Clash und Talking Heads hören. Und dann gucken wir mal".

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