Nur ein Beispiel: In den vergangenen Monaten hatten belgische Staatsschützer gemeldet, ein belgischer Islamist wolle Waffen in Deutschland abholen. Erst passierte nichts. Etwa eine Woche nach der letzten Meldung gab es einen Waffenfund in einer Garage in Düsseldorf: Fünf Maschinenpistolen und ein Revolver. In der Garage stand auch ein gestohlener BMW.
Neun Leute wurden festgenommen und wieder freigelassen. Sie erklärten, sie hätten sich nur für den BMW interessiert, der bei einer Online-Verkauffirma zum Kauf angeboten worden war. Von den Waffen hätten sie nichts gewusst. Unter den Festgenommenen war ein Belgier, den der Staatsschutz in Belgien kennt. Was war das jetzt für eine Aktion? War der Belgier gefährlicher als Kevin oder nicht?
Auf eine Frage von Bundestagsabgeordneten hat vergangene Woche eine Berliner Staatssekretärin gesagt, weit über hundert Islamisten würden so eingeschätzt wie Amri vor dem Anschlag eingeschätzt wurde.
Die Lage ist schwierig und sie wird wohl unübersichtlich bleiben. Berlin will jetzt "zügig" den Berliner Moschee-Verein "Fussilet 33" schließen. Das erklärte der Berliner Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) am Montag bei einer Sitzung des Berliner Innenausschusses. Die Moschee ist berüchtigt. Amri sei dort, sagte Akmann, "ein- und ausgegangen". Selbst am Tag des Attentats, am 19. Dezember, sei Amri dort von 18.38 bis 19.07 Uhr gewesen. Kurz danach kaperte er einen Laster, erschoss den Fahrer und steuerte dann das Fahrzeug als Waffe in einen Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz.
Was haben die Behörden in Berlin mit dem Fall Amri zu tun? NRW steht im Mittelpunkt der Schuld-Aufrechnung. Aber Berlin hat Amri aus der Liste der "Gefährder" gestrichen. NRW hat ihn wieder drauf gesetzt. Innensenator Andreas Geisel (SPD) räumte ein, die Herausnahme sei "nach heutigem Wissen eine Fehleinschätzung" gewesen. Vieles angebliche Versagen aber würde in "weniger aufgeregten Zeiten Rechtstaatlichkeit genannt".