Duisburg:Spezialkräfte nehmen Mann wegen möglicher Anschlagspläne fest

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Die Streifenbeamten traf die jungen Leute am Tatort an. Einige waren alkoholisiert. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Im Internet hatte er offenbar bereits nach pro-israelischen Demonstrationen gesucht: Ein polizeibekannter islamistischer Gefährder steht im Verdacht, einen Terroranschlag mit einem Lkw geplant zu haben.

Von Christoph Koopmann und Christian Wernicke

In Duisburg haben Beamte eines Essener Spezialeinsatzkommandos am Dienstag einen Islamisten festgenommen. Nach SZ-Informationen befürchten die Ermittler, dass der Mann einen Terroranschlag auf eine pro-israelische Demonstration geplant haben könnte. Zuerst hatten Bild und Spiegel darüber berichtet. Aus Kreisen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums war zu hören, dass es Dienstagmorgen Hinweise auf eine Gefahrensituation gegeben habe, woraufhin man sich zum sofortigen Handeln entschieden habe. Die deutschen Sicherheitsbehörden waren offenbar von einem ausländischen Nachrichtendienst gewarnt worden.

Die Sorge war offenbar, dass der Verdächtige sich Zugang zu einem Lkw verschaffen könnte, um damit einen Anschlag zu verüben. Er hatte offenbar online schon nach Veranstaltungen gesucht, auf denen nach den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober Solidarität mit Israel bekundet werden sollte. Wie der Spiegel berichtet, sei aber noch unklar, ob der Verdächtige bereits eine Demonstration als konkretes Ziel ausgewählt hatte.

Der Verdächtige nannte sich "Osama al-Almani" - Osama, der Deutsche

Der nun Festgenommene galt demnach bereits vor Eingang der neuen Erkenntnisse als islamistischer Gefährder. Er befindet sich laut Informationen aus dem NRW-Innenministerium in Polizeigewahrsam. Nach der Festnahme am Dienstagabend wurde die Wohnung von Tarik S. durchsucht.

Bei dem Mann soll es sich um Tarik S. handeln, einen 29 Jahre alten gebürtigen Deutschen aus dem Raum Herford. Dieser hat sich offenbar schon vor mehr als zehn Jahren in salafistischen Kreisen radikalisiert - und reiste Ende 2013 nach Syrien, um sich der Terrorgruppe "Islamischer Staat" anzuschließen, die damals große Gebiete in Syrien und im Irak eroberte, um ein "Kalifat" zu errichten. S. soll sich "Osama al-Almani" - Osama, der Deutsche - genannt haben.

2016 wurde er bei seiner Rückkehr nach Deutschland am Frankfurter Flughafen festgenommen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf verurteilte S. im Jahr 2017 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu fünf Jahren Jugendhaft. Er arbeitete nach Überzeugung des Gerichts zeitweise für die Polizei des IS in Syrien, hat Wachdienste und Kontrollen übernommen. Er soll außerdem Propaganda der Terrororganisation verbreitet haben - und in einem Video neben einem enthaupteten IS-Opfer posiert haben. Dass er selbst Gewalttaten im Namen des IS verübt hat, konnte ihm das Gericht nicht nachweisen.

Die deutschen Sicherheitsbehörden warnen seit den Anschlägen der Hamas in Israel am 7. Oktober mit mehr als 1000 Toten und darauf folgenden israelischen Gegenschlägen vor Bedrohungen aus der pro-palästinensischen und islamistischen Szene in Deutschland. Die NRW-Polizeibehörden zählen momentan über 180 islamistische Gefährder im Bundesland.

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Auf deutschen Straßen haben sich in den vergangenen zwei Wochen immer wieder Hunderte Menschen mit der Hamas solidarisiert. Auf islamistischen Social-Media-Kanälen wurde zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen aufgerufen. Vergangene Woche wurden auf ein Gebäude in Berlin, in dem mehrere jüdische Einrichtungen sitzen, Molotow-Cocktails geworfen. Der Brandanschlag scheiterte.

Ebenfalls in der vergangenen Woche hat ein Islamist in Brüssel zwei schwedische Fußballfans erschossen. Der IS reklamierte die Tat für sich. Ob sie im Zusammenhang mit dem Krieg in Nahost steht, wird noch untersucht. Der Schütze soll nach Angaben der belgischen Behörden allerdings Unterstützungsbekundungen für die Palästinenser geteilt haben.

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