Syrien:Russische und syrische Streitkräfte fliegen Angriffe in Idlib

  • Russische und syrische Streitkräfte haben Luftangriffe auf Dörfer und Städte in der syrischen Provinz Idlib geflogen.
  • Zuvor waren Verhandlungen um eine Waffenruhe gescheitert. Die Türkei fürchtet, dass eine Offensive viele Zivilisten zur Flucht über die türkische Grenze bewegen könnte.
  • Das mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verbündete Russland und Iran bestehen dagegen darauf, die Milizionäre in der Region weiter zu bekämpfen.

Russische und syrische Streitkräfte haben am Samstag Ortschaften in der syrischen Region Idlib unter Beschuss genommen. Menschenrechtlern zufolge handelt es sich um die schwersten Angriffe auf die letzte große Rebellenhochburg in den vergangenen vier Wochen. Mindestens vier Zivilisten seien getötet worden, darunter zwei Kinder, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag. Die Provinz sei von etwa 80 Bombardements getroffen worden.

Bemühungen um eine Waffenruhe waren zuvor gescheitert. Bei einem Gipfeltreffen in Teheran konnten sich die Präsidenten der Türkei, Russlands und Irans nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan beharrte auf einer Waffenruhe. Das mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verbündete Russland und Iran bestanden dagegen darauf, die Milizionäre weiter zu bekämpfen.

Das syrische Regime will das letzte große Gebiet in Hand der Rebellen zurückerobern. Ankara befürchtet dagegen, dass durch eine Offensive viele Flüchtlinge versuchen werden, über die Grenze zu gelangen. In der Provinz leben rund drei Millionen Zivilisten, viele sind Binnenflüchtlinge aus anderen Teilen Syriens. Die Fluchtbewegungen hätten schon angefangen, sagte Erdoğan.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten durch Kämpfe in Idlib etwa 800  000 Menschen vertrieben werden, darunter viele, die sich gerade erst notdürftig eine Existenz aufgebaut haben. Derzeit wird die Provinz nach UN-Angaben von etwa 10 000 Milizionären gehalten. Die meisten von ihnen haben sich islamistischen Gruppierungen angeschlossen.

© SZ.de/Reuters/jps - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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