Sportpolitik:Digel kritisiert WADA: «Nicht glaubwürdig«

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Berlin (dpa) - Der langjährige Sportfunktionär Helmut Digel hat die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA scharf kritisiert und vom IOC einen Fördermittel-Stopp für dopingbelastete Verbände gefordert.

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Berlin (dpa) - Der langjährige Sportfunktionär Helmut Digel hat die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA scharf kritisiert und vom IOC einen Fördermittel-Stopp für dopingbelastete Verbände gefordert.

„Ich habe sowohl strukturell als auch personell Bedenken. In der Bearbeitung der öffentlich diskutierten Fälle Kenia, Russland und Amerika, aber auch im Umgang mit Sportarten wie Schwimmen ist die WADA für mich nicht glaubwürdig“, sagte der renommierte Sportwissenschaftler der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in einem Interview.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sollte die Ausschüttung seiner finanziellen Mittel an Bedingungen knüpfen, forderte Digel. Auch die internationalen Verbände müssten die Weitergabe von Geldern von der Doping-Bekämpfung abhängig machen. Sportverbände, die nichts gegen Doping unternehmen, „müssen ausgeschlossen werden von Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen“, forderte der emeritierte Professor.

Ein Jahr nach der ARD-Dokumentation über Doping in Russland hätten die Ermittlungen von IAAF und WADA noch immer nicht zu konkreten Ergebnissen geführt, monierte Digel. Bei Russland seien mittlerweile die Bedingungen eines Förderstopps erfüllt. „Für mich reicht das schon lange“, sagte Digel. „Wenn eine Ethikkommission wie die der IAAF die Ermittlung von Fällen nicht zu Ende bringt, ist das ein Skandal.“ Gleiches gelte für die Untersuchungskommission der WADA. Selbst als IAAF-Councilmitglied sei ihm in den Fällen von Russland und Kenia „jede Information vorenthalten“ worden.

Alle vier Jahre erhält die IAAF vom IOC 40 Millionen Dollar, die auch gesperrt werden könnten. Präsident Thomas Bach „sollte Bedingungen formulieren“, forderte Digel, und das IOC könne vom Leichtathletik-Weltverband Aufklärung darüber verlangen, was aus den öffentlichen Vorwürfen geworden ist. Wenn erkennbar werde, „dass ein Verband nicht kooperiert und selbst Teil des Betruges ist, muss das finanzielle Konsequenzen haben“, erklärte der 71-Jährige, der bis zum September Mitglied des IAAF-Councils war.

Die deutsche Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) ist nach Meinung Digels überfordert. „Wir haben immer so getan, als sei das Doping-Problem mit der Gründung der NADA gelöst worden. Das ist falsch“, betonte der Sportwissenschaftler. Die Agentur sei „immer personell unterbesetzt“ gewesen, „und sie war strukturell gar nicht befugt, all das zu tun, was sie tun soll“.

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