Krieg in der Ukraine:"Ihre Gelder sind kein Almosen"

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Ein Stück Krieg: Am Tag vor seiner USA-Reise hatte Selenskij die Frontstadt Bachmut besucht und von dort die Flagge einer ukrainischen Einheit in den US-Kongress mitgebracht. (Foto: Jacquelyn Martin/dpa)

Der ukrainische Präsident Selenskij bedankt sich im US-Kongress für die Hilfe und fordert Panzer und Flugzeuge

Von Nicolas Freund

Der Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij in Washington hat neue Bewegung in die Diskussion um Unterstützung für die Ukraine gebracht. Nach einem Gespräch mit US-Präsident Joe Biden und einer Pressekonferenz im Weißen Haus hielt Selenskij am Mittwochabend eine Rede vor dem US-Kongress. Er bedankte sich für die Hilfe der USA im Kampf gegen die russischen Invasoren. "Ihre Gelder sind kein Almosen", sagte Selenskij. "Es ist eine Investition in die globale Sicherheit und die Demokratie." Das war auch an die Republikaner gerichtet, die im Repräsentantenhaus von Januar an die Mehrheit haben und von denen einige die Hilfen in Milliardenhöhe offen anzweifeln.

Der ukrainische Präsident betonte in seiner auf Englisch gehaltenen Rede die Bedrohung des Krieges nicht nur für die Ukraine, sondern für die westliche Welt: "Die Welt ist zu sehr miteinander verbunden und voneinander abhängig, als dass jemand abseits stehen kann und sich gleichzeitig sicher fühlen könnte." Auch das ein Appell an die westlichen Partner, die Unterstützung fortzusetzen, und eine Warnung, dass noch kein Ende des Kriegs absehbar ist: "Ich weiß, dass das nächste Jahr ein Wendepunkt werden wird, der Punkt, an dem ukrainischer Mut und amerikanische Entschlossenheit die Zukunft unserer gemeinsamen Freiheit garantieren müssen."

Zuvor hatte er noch um bisher nicht gelieferte Waffen wie Flugzeuge und Kampfpanzer gebeten. Biden sagte zwar ein neues Hilfspaket in Höhe von 1,85 Milliarden Dollar zu und versicherte: "Wir werden so lange an Ihrer Seite stehen, wie es nötig ist." Solche Waffen, die der ukrainischen Armee bei einer Gegenoffensive helfen könnten, liefern aber auch die USA weiterhin nicht.

Unter dem Eindruck von Selenskijs Besuch in Washington forderte Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag: "Deutschland muss endlich den Schützenpanzer Marder und am besten gemeinsam mit den europäischen Partnern den Leopard 2 liefern." Das sei nötig, damit die Ukraine die Oberhand gewinnen könne: "Wir müssen strategisch endlich vor die Welle kommen und nicht immer nur dann reagieren, wenn die Situation sich verschlechtert."

Auf dem Rückweg aus den USA traf Selenskij noch den polnischen Präsidenten Andrzej Duda und sprach mit ihm unter anderem über "strategische Pläne für die Zukunft". Womöglich folgen auf den Kurztrip nach Washington weitere Reisen ins Ausland: So ist Selenskij zu einem Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs am 3. Februar eingeladen. Ob dieses in Brüssel stattfinden wird, ist allerdings noch unklar. Seit Kriegsbeginn hatte Selenskij nur per Videoschalte vor anderen Regierungen gesprochen. Persönliche Auftritte wie in Washington haben einen hohen symbolischen Wert - vor allem, seitdem der russische Präsident Wladimir Putin durch seinen Angriffskrieg in Teilen der Welt zu einem Paria geworden ist.

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